Interview Altenhilfe: „Leidenschaft für den Menschen“

Wuppertal · Seit Oktober 2023 ist Manuela Duchon neben Cornelia-Maria Schott die zweite Geschäftsführerin bei der Diakonischen Altenhilfe (DAW). Im Interview sprechen die beiden über Mitarbeiterbindung und über die wachsenden Herausforderungen in der Pflege älterer Menschen.

 Cornelia-Maria Schott und Manuela Duchon.

Cornelia-Maria Schott und Manuela Duchon.

Foto: Diakonische Altenhilfe Wuppertal

Sie wirken so vertraut, obwohl sie erst seit wenigen Tagen gemeinsam an der Spitze der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal stehen. Haben Sie schon als Team zusammengefunden?

Schott: „Ja, das stimmt. Uns verbindet die Leidenschaft für den Menschen und wir haben die gleiche Wertevorstellung. In unserer Position funktioniert es ohne diese Leidenschaft nicht.“

Duchon: „Das kann ich nur bestätigen. Wir ticken beide ähnlich und sind daran interessiert, teamorientiert und transparent zu arbeiten. Die Mitarbeitenden und die Bewohnerinnen und Bewohner sind keine Nummern für uns, sondern die Menschen stehen immer im Mittelpunkt. Und genau das verbindet uns beide.“

Schott: „Und wir schauen beide in die gleiche Richtung, was die zukünftige Entwicklung der Altenhilfe angeht.“

Welche Pläne verfolgen Sie denn für die Zukunft?

Schott: „Die Pflege älterer Menschen gewinnt in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Wir müssen uns strategisch auf die Herausforderungen und die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen einstellen. Da ist es für uns unerlässlich, die Entwicklung in der Pflege zu beobachten und zu bewerten.“

Duchon: „Die Versorgungslücke in der Pflege wächst. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt an. Demgegenüber steht der anhaltende Fachkräftemangel.“

Schott: „Seit Juli 2023 gibt es eine gesetzliche Vorgabe, nach der die Qualifikationen der Mitarbeitenden neu geordnet wird. Dadurch sollen bedarfsgerechte Angebote für ältere und pflegebedürftige Menschen sichergestellt werden.“

Duchon: „Das ist ein riesiger organisatorischer Prozess für uns, für den wir die Personalstrategie grundlegend überarbeiten müssen.“

Bleibt der Fachkräftemangel damit das große Thema der Zukunft?

Schott: „Natürlich gibt es in der Pflege einen Engpass, was Fachkräfte betrifft. Dennoch wollen wir uns darauf konzentrieren, feste Mitarbeitende für die DAW zu gewinnen, statt auf externe Hilfe angewiesen zu sein. Durch unsere Pflegeakademie sind wir da aber gut aufgestellt. Aktuell bilden wir dort 250 Schülerinnen und Schüler zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann sowie zur Pflegefachassistenz aus.“

Duchon: „Ein Anliegen ist es mir, die Zeitarbeit zu minimieren. Sich in Arbeitsabläufe und Häuser neu einzufinden, ist ja nicht unproblematisch. Mit eigenen Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, wenn Mitarbeitende nicht ständig wechseln, ist qualitativ besser und im Miteinander leichter. Auch unser eigenes Recruiting und Social Media sind Instrumente, um unsere Mitarbeitenden zu finden.“

Und was tun Sie, damit die Mitarbeitenden auch bleiben? Stichwort Mitarbeiterbindung …

Schott: „Wir versuchen, neue Arbeitszeitmodelle mit familienfreundlichen Diensten zu entwickeln und dabei ganz konkret auf die Bedarfe zum Beispiel von Betreuungszeiten in der Kita einzugehen.“

Duchon: „Und ganz wichtig in Zeiten von Fachkräftemangel: Wir schaffen in der DAW eine Atmosphäre, in der die Mitarbeitenden gerne zur Arbeit kommt. Wir bemühen uns, ein offenes Ohr zu haben und setzen uns für einen freundlichen, offenen und wertschätzenden Umgang untereinander ein.“

Schott: „Wir haben viele junge Menschen in Führungspositionen, die tolle Ideen haben. Ihnen geben wir den nötigen Raum, sich selbst weiterzuentwickeln und sich auszuprobieren. Davon profitieren auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner.“

Was sind weitere Zukunftsthemen, die Sie beschäftigen?

Schott: „Wir fragen uns, wie Prozesse vereinfacht werden können, damit die Pflegenden mehr Zeit für uns anvertrauten Menschen haben. Mit unserer integrierten Unternehmenssoftware suchen wir zum Beispiel nach Lösungen, die die Dokumentation für unser Mitarbeitenden weiter vereinfachen sollen.“

Duchon: „Als größter Altenhilfe-Träger in Wuppertal fragen wir uns natürlich auch, welche neuen Bedarfe es auf dem Markt gibt. Wenn man selbst in der Pflege gearbeitet hat, kennt man die Prozesse nicht nur in der Theorie.“

Schott: „Dafür beobachten wir den Gesundheitsmarkt sehr genau und schauen, wie wir uns darauf einstellen können.“

Wie gehen Sie als Träger damit um, dass es viele Kürzungen gibt und dass sich die Rahmenbedingungen im sozialen Bereich verschlechtern?

Schott: „Die Pflegesatzverhandlungen werden schwieriger und wir müssen uns immer mehr für eine auskömmliche Finanzierung einsetzen. Als größter Träger der Altenhilfe in Wuppertal mit acht Einrichtungen ist es uns wichtig, dass wir uns in den entsprechenden Gremien wie im Sozialausschuss, im Seniorenbeirat und bei Diakonie und Kirche einbringen und für bessere Rahmenbedingungen für unsere Bewohnerinnen und Bewohner stark machen.“

Duchon: „Wir müssen uns die schwierige Frage stellen, was wir uns leisten können und unterscheiden zwischen ,nice to have‘ und ,must have‘.“

Schott: „Ja, das stimmt. Vor uns liegt kein einfacher Weg, aber wir freuen uns, dass wir ihn gemeinsam gehen werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort