Der ESC-Blog des Wuppertaler Musikexperten Peter Bergener Eurovision mitten in Wuppertal

Wuppertal · "Eurovision in Wuppertal" wurde Wirklichkeit für mich im "Café Herzog" in der Herzogstraße. Bei strahlendem Sonnenschein und mit einem Gefühl fast wie im Urlaub in Griechenland verbrachte ich hier die Mittagszeit.

Für den Inhaber Athanasios Bekiaris, kurz "Saki" von allen genannt, war es eine Freude zu hören, dass ich mich in seinem Lokal mit der ebenfalls aus Griechenland kommenden Künstlerin Marianna Sorba, die seit einigen Jahren in Wuppertal lebt, treffen möchte.

Für dieses Meeting stellte Saki mir sein hinteres Separee mit der wunderschönen Einrichtung zur Verfügung, und ich durfte die Wand mit Bildern der Künstlerin, die ich noch von einer früheren Pressemappe des griechischen Fernsehens in meinem Archiv gefunden habe, schmücken.

Als Marianna dann zum vereinbarten Interview erschien, brachte sie mir mit ihrem Strahlen so viel Freude und Sympathie entgegen, dass ich das Gefühl bekam, dass ich sie schon ewig kenne und seit Jahren mit ihr befreundet bin. Im gesamten Interview wurde dieses Gefühl immer stärker und vielleicht liegt es auch daran, dass uns Beide etwas gemeinsam verbindet - und zwar der Eurovision Song Contest:

Denn Marianna Sorba (engl. Zorba), in Athen geboren, vertrat 1997 ihr Land beim Eurovision Song Contest mit dem folkloristischen Titel "Horepse" (Tanz). Sie wurde vom Musiker Manolis Manouselis als Sängerin für seine wunderschöne Komposition entdeckt und landete auf den zwölften Platz von 24 Teilnehmern. Im Interview erzählte Marianna mir dann, dass aus dieser Zusammenarbeit eine große Liebe entstand, denn sie heiratete kurz nach der Eurovision den Komponisten ihres Eurovisionssongs und Marianna und Manolis haben zwei Söhne im Alter von 15 und 17 Jahren.

Das Musikerpaar zog 2002 auf die Insel Kreta und gründeten dort das Duo 'Notios Anemos', was so viel wie "Südwind" heißt, und sie hatten in Griechenland viele erfolgreiche Auftritte.

Im Jahr 2010 bewarb sich Marianna dann als Klavierlehrerin auf eine ausgeschriebene Stelle an der griechischen Grundschule auf der Uellendahler Strasse und zog mit ihrer Familie in die Stadt der Schwebebahn und ist hier sehr glücklich.

Bereits 1997 gefiel mit ja der Eurovisions-Song von Marianna so gut, dass ich ihn mit einigen anderen Titeln des Jahrgangs bei Radio Wuppertal habe spielen lassen, aber wer hätte es jemals damals geahnt, dass Marianna eine Wuppertalerin werden wird. Super!

Auf meine Frage, ob sie jemals noch einmal an der Eurovision teilnehmen würde, sagte sie, dass sie sich darüber noch keine Gedanken gemacht hätte, aber mit dem richtigen Song, ja, vielleicht.

1997 gab es in der Eurovision noch die Möglichkeit, auf das Orchester zu verzichten und zu dem Playback live zu singen, aber Marianna und Manolis wählten das Orchester, denn das Lied "Horepse" beinhaltet auch traditionelle Instrumente wie z. B. die Laute und die kleine Bouzouki, was für die damalige Technik und den Soundingenieuren zu schwer gewesen war.

Ich persönlich bin natürlich froh, dass man sich für das Orchester entschied und Marianna, die das erste Mal vor einem so großen Publikum sang, war wie geschaffen für diese Live-Performance mit dem Orchester.

Erstaunt war ich jedoch von ihr im Interview zu erfahren, dass die Eurovision zu der damaligen Zeit keine große Rolle im Showbusiness in Griechenland gespielt hat. Erst als man 2005 mit Helena Paparizou und dem eingängigen, kommerziellen Song "my number one" gewonnen hatte, veränderte sich das Denken bezüglich des Eurovisions-Wettbewerbs in ihrer Heimat. Nach diesem Sieg in 2005 wurde auch viel mehr Geld für Promotion von der Record-Company ausgegeben, was leider 1997 nicht gemacht worden ist. Damals gab es nur eine kleine produzierte Anzahl von Pressemappen vom ERT (griechisches Fernsehen) an Journalisten und Rundfunkstationen und Marianna bestätigte mir, dass diese Pressemappe mit der CD wohl heute eine kleine Rarität ist. Mein Gesicht strahlte voller Freude als ich das erfuhr.

Und was macht Marianna musikalisch zurzeit?

Da möchte ich auf keinen Fall unerwähnt lassen, dass bei dem Interview ein musikalischer Freund von Marianna anwesend war. Es ist der in Wuppertal bekannte Musiker, DJ und Texter Charles Petersohn, der in Wuppertal ein Büro für Musik und Subkultur hat und zusammen mit Olga Zimpfer vom Caritasverband einer der Organisatoren und so genannte Zugführer des Orientexpress-Festivals in Wuppertal gewesen ist, welches vom 15. bis 30. August 2015 in Wuppertal, Solingen und Schwelm stattfand (Die Wuppertaler Rundschau berichtete). Der ursprüngliche Orientexpress verband ja bekanntlich Paris mit Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) also den Westen mit dem Osten und dieses internationale Festival "Orientexpress" basiert darauf und ist die Begegnung der Kulturen zwischen Orient und Okzident.

Das Festival zeigte die Potenziale der Migrationsgesellschaft und hat durch das vielfältige Programm zur Völkerverständigung und zu einem interkulturellen Dialog in unserer Stadt beigetragen und zeigte, wie weltoffen Wuppertal ist gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Lage der Flüchtlingskrise aus dem Osten.

Musik verbindet seit jeher die Kulturen und nicht umsonst hieß das Motto des diesjährigen ESC in Wien "Building Bridges" und ist als Zeichen der Toleranz und Völkerverständigung zu werten.

Ein musikalischer Teil des Festivals "Orientexpress" war auch Marianna Sorba und Künstler, so wie Marianna ist, können am besten Brücken zwischen den Kulturen bauen.

Jedoch nicht nur exklusiv für dieses Festival präsentierte Marianna und ihr Ensemble (Maik Ollhoff, Markus Conrads, Roswitha Dasch und Theodoros Eleftherioul) ihr Repertoire, sondern Charles Petersohn wird mit voller Energie und musikalischer Leidenschaft zusammen mit Marianna dieses Repertoire aus zarten und kraftvollen Liedern der griechischen Folklore und Rhythmen des Orients und des Balkans weiter ausarbeiten, es in einem modernen Sound packen, aber eher minimalistisch arrangieren und künstlerisch wertvoll ausarbeiten.

Zusammen mit Marianna wird es es eine Mischung mit griechischer Seele, mit traditionellen Instrumenten und vor allem mit Lyrik werden, so wie sie uns schon der bekannteste griechische Komponist Mikis Theodorakis zeigte. Ich freu mich sehr, dass ich Marianna persönlich kennenlernen konnte und und hoffe, dass ich mich in naher Zukunft noch einmal mit ihr treffen kann und werde Euch über das neue Projekt ''Marianna Sorba und Ensemble" mit Songs und Terminen auf dem Laufenden halten.

Efcharisto (Danke), und, liebe Marianna, noch viel Sorbas Tanz (Zorba's Dance) möchte ich gerne mit Dir erleben. Andio und musikalische Grüße vom Euro-Music-Peter!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort