Dienstag in der Begegnungsstätte. Lesung zum Kemna-Bericht von Fritz Brass

Wuppertal · „Der Kemna-Bericht von Fritz Brass“ ist das Thema einer Lesung mit Philipp Schepmann, die am Dienstag (10. Juni 2025) um 19 Uhr in der Begegnungsstätte Alte Synagoge (Genügsamkeitsstraße) beginnt. Die Moderation übernimmt Dr. Ulrike Schrader

Das regimekritische Gedicht von Fritz Brass.

Foto: Archiv Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Schon im Herbst 1934 verfasste der sozialdemokratische Malermeister Fritz Brass aus der Elberfelder Nordstadt auf den 64 Seiten eines Schulhefts handschriftlich die Erinnerungen an seine Haft im Wuppertaler Konzentrationslager Kemna. Dieses „frühe Lager“, eingerichtet im Juli 1933, war eine der für ihre sadistischen Folterpraktiken berüchtigten Haftstätten in der Phase der nationalsozialistischen Machtdurchsetzung.

Am 27. Oktober 1933 war Brass in das Lager eingeliefert worden, weil man ihn denunziert hatte: Wenige Tage zuvor hatte ein vorbeiradelnder Jugendlicher ihn bei der Polizei „verpfiffen“, weil er an Hauswände im Viertel Arrenberg Plakate mit einem Hitler-kritischen Gedicht angeklebt hatte.

Eindrucksvoll schildert Brass in seinem Bericht seinen Weg in „die Kemna“ die Misshandlungen bei der Empfangsprozedur, die Leiden der anderen Häftlinge und die Eigenarten der Wachmannschaft. Am 12. Januar 1934, kurz bevor das Lager aufgelöst wurde, kam auch Brass wieder frei. 1936 wurde er erneut verhaftet und verbrachte über zwei Jahre in den KZs Lichten¬burg und Buchenwald. 1943 wurde er ins KZ Mauthausen deportiert, wo er nach vier Monaten an den Entbehrungen und Misshandlungen starb.

Das Schreibheft mit dem Kemna-Bericht bewahrte seine unverheiratete Schwester Klara trotz der ständigen Gefahr von Hausdurchsuchungen in ihrer Wohnung auf. Heute ist es ein ganz wichtiges Dokument im Archiv der Begegnungsstätte Alte Synagoge, die den Bericht auch veröffentlichte.