Vohwinkel Kunstwerke aus Schwebebahn-Rost

Wuppertal · Uwe Schröder bezeichnet sich selbst nicht als Künstler. Dennoch ist der Mann aus der Nordstadt ein kreativer Kopf. Im Stationsgarten in Vohwinkel sammelt er Rostteile auf, die sich vom dort aufgestellten Drehgestell der Schwebebahn gelöst haben. Und daraus erschafft er kleine Kunstwerke mit dem Wuppertaler Wahrzeichen.

Uwe Schröder im Vohwinkeler Stationsgarten.

Foto: mivi

Natürlich haben wir uns für unser Interview mit Uwe Schröder im Stationsgarten verabredet. Auf einer Bank, in der Nähe des Drehgestells, wartet der Hobby-Künstler bereits auf uns. Im Gepäck hat er seine Arbeitsutensilien und zwei seiner Werke. Steine aus der Wupper, Farbe, Pinsel, ein Mörser und den herabfallenden Rost – mehr benötigt der Frührentner nicht, um etwas Außergewöhnliches anzufertigen.„Ich knibbele selbstverständlich nichts von dem alten Wagenrad und dem Gestell ab. Ich sammele nur die herabgefallenen Stücke auf und verwende sie“, sagt er. Aber was genau macht er da eigentlich?

Uwe Schröder bemalt Wuppersteine. Das ist erst einmal nichts Ungewöhnliches. Aber, dass er dafür Rost von restaurierten, rund 100 Jahre alten Ausstellungsstücken in Originalfarbe verwendet, ist einzigartig. Auf die Idee kam er ganz zufällig: „Ich bin absoluter Schwebebahn-Fan, deswegen bin ich so oft hier. Eines Tages kam mir der Gedanke, dass es doch so schade ist, dass dieses historische Drehelement – es muss ja aus der Anfangszeit der Schwebebahn stammen – so rostet. Es ist Wind und Wetter ausgesetzt. Irgendwann ist das Teil bestimmt hinüber. Ich habe auch einige Stellen angeschrieben und den Vorschlag gemacht, dass man es überdachen sollte. Man könnte es auch komplett in einen Plexiglaskasten stellen. Bisher kam keine Reaktion. Da dachte ich, dass ich diesen geschichtsträchtigen Rost anders verewigen muss.“

Mit dem Mörser wird das Rost pulverisiert.

Foto: mivi

Und wie genau, das zeigt er uns. Dafür hat er seinen zu Beginn erwähnten Mörser dabei. Mit dem Stößel pulverisiert Schröder den Rost. Das dauert mindestens zehn Minuten, erklärt er uns: „Das Pulver muss ganz fein sein, sonst lässt es sich nicht gut verwenden. Wenn das Pigment hergestellt ist, kann man es verwenden beziehungsweise es anderen Farben untermischen“. Aus abgeblättertem Rost Farbe herzustellen, hat sich der Schwebebahn-Fan bei Malern vor dem 18. Jahrhundert abgeschaut,denen damals kein industriell hergestellter Künstlerbedarfzur Verfügung stand. „Und damit bemale ich dann Steine, dieich am Wupperufer sammele. Die beiden Kunstwerke, die er

zum Interview mitgebracht hat, stellen jeweils eine Schwebebahn dar. Das eine, knallig bunt, zeigt die Bahn bei ihrer Fahrt über die Wupper. Das andere, eher rudimentär in einem rostigen Braunton, ähnelt einer Höhlenmalerei. „Vielleicht findet den jemand mal in 2.000 Jahren und denkt: Oh, so haben die damals gemalt in Wuppertal“, scherzt Uwe Schröder.

Uwe Schröder sammel Steine am Wupperufer und verziert sie mit dem Schwebebahn-Rost.

Foto: mivi

Wir lernen Uwe Schröder als sehr humorvollen Menschen kennen. Aber etwas Ernstes möchtet er unseren Leserinnen und Lesern doch mitteilen: „Wir sollten uns um die historischen Stücke im Stationsgarten besser kümmern. Vielleicht könnte man mit meinen kleinen Steinen Spenden dafür sammeln. Ich möchte kein Geld damit verdienen. Vielleicht ist einem Vohwinkeler beziehungsweise einem Wuppertaler Unternehmen oder auch Privatleuten ein Stein etwas wert. Ich stelle dann einen her und Unterstützer und Unterstützerinnen spenden einen Betrag, den sie für angemessen halten. Der komplette Erlös geht in die Erhaltung der Originalteile. Noch besser fände ich es aber, wenn sich die Stadt darum kümmern würde und ich mit meinen Werken Spenden für den Kindertisch in Vohwinkel, eine Flüchtlingshilfe, Café Tacheles oder andere gemeinnützige Institution sammeln könnte“, schlägt der ehemalige Mitarbeiter einer sozialen Einrichtung vor.

Diese Beamlung ähnelt einer „Höhlenmalerei“.

Foto: mivi

Wer Uwe Schröder bei dieser geplanten Aktion unterstützen möchte, kann sich melden. Die Redaktion vermittelt den Kontakt. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Kunst aus Rost“ und den eigenen Kontaktdaten an m.vidovic@wuppertalerrundschau.de senden. Wir leiten alles weiter.