Initiative im Briller Viertel „Schaufenster“ in die Vergangenheit

Wuppertal · Willi Blömeke, der Wieder- entdecker der Villa Hück, möchte die eindrucksvolle architektonische Geschichte des Briller Viertels mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

 Willi Blömeke und Stefan Söhn (rechts) sind sich einig: In Wuppertal gibt es viele – noch vorhandene und schon vergangene – imposante architektonische Bauten zu entdecken. Öffentliche Hinweise könnten dabei durchaus hilfreich sein.

Willi Blömeke und Stefan Söhn (rechts) sind sich einig: In Wuppertal gibt es viele – noch vorhandene und schon vergangene – imposante architektonische Bauten zu entdecken. Öffentliche Hinweise könnten dabei durchaus hilfreich sein.

Foto: Manfred Bube

Eine alte Postkarte weckte 2012 Willi Blömekes Interesse an dem Prachtbau, der 1895 an der Viktoriastraße errichtet und bereits 1935 wieder abgerissen wurde. Die Eckdaten der wechselvollen Geschichte des Gebäudes hat er jetzt, ergänzt mit zwei historischen Aufnahmen, auf einer Tafel verewigt und diese am früheren Standort der Villa aufgestellt: im Bereich der Viktoriastraße 62, wo heute ein Wohnblock mit sechs Häusern steht.

Auch wenn Blömeke damit einen informativen Schlusspunkt unter die aufwändige und langwierige Recherche (die Rundschau berichtete) gesetzt hat, abgeschlossen ist für ihn das Thema nicht wirklich: „Im Zuge meiner Nachforschungen habe ich mich intensiv mit der Historie des Briller Viertels auseinandergesetzt. Hier sind zahlreiche bemerkenswerte Villen und Wohnhäuser entstanden, die in ihren ganz unterschiedlichen Bauweisen eine imposante Architektur wiedergeben, die ihresgleichen sucht. Nicht umsonst gilt das Briller Viertel ja als eines der größten zusammenhängenden Denkmalviertel Deutschlands“, berichtet Blömeke. Und er verrät noch einen interessanten Hintergrund zum Standort der vielen repräsentativen Bauten, mit denen Unternehmer und kapitalkräftige Privatpersonen ihren Reichtum selbstbewusst unter Beweis stellten: „Das Quartier wurde bewusst am östlichen Hang des Nützenberges angelegt, weil man sich dort im Schatten des Westwindes befand, der die Industrieabgase transportierte.“ Ein Detail – so wenig bekannt wie manche Geschichten, die sich hinter vielen der monumentalen Häuser verbergen.

Das, wünscht sich Willi Blömeke, sollte geändert werden. „Ich finde, dass Fakten und Geschichten rund um die eindrucksvollen Gebäude und Anwesen erhalten und in der Öffentlichkeit verankert werden sollten. So wie hier steht bereits an der Villa Esser eine entsprechende Hinweistafel. Davon sollte es mehr geben.“

Willi Blömeke richtet diesen Appell an die Hausbesitzerinnen und -besitzer im Viertel, deren Domizile ein Beleg dafür sind, dass Elberfeld in Zeiten der Frühindustrialisierung als europäisches Zentrum von Textilproduktion und Handel zu den reichsten Städten Deutschlands gehörte. Im Blick hat Blömeke aber auch die Besitzer von anderen Immobilien, die einen Beitrag zur architektonischen Vielfalt Wuppertals leisten können.

Begeistert von diesem Vorhaben ist bereits Stefan Söhn. Als Eigentümer der Wohnanlage auf dem ehemaligen Gelände der Villa Hück hat er nicht nur Blömeke, der in einem der Häuser wohnt, bei der Produktion und der Aufstellung der Infotafel unterstützt, sondern vor kurzem bei Erdarbeiten auch eine der Kugeln gefunden, die seinerzeit die Umrandung der Villa schmückten. Diese Kugel will Stefan Söhn, wenn demnächst die jetzige Mauer saniert wird, auf dieser neben der Infotafel anbringen. Als Zeitdokument für die Epoche, die seinem Mieter so am Herzen liegt.

Stefan Söhn: „Das geschichtliche Engagement von Willi Blömeke, das auch den Wuppertaler Professor Hermann Mahlberg 2016 dazu bewogen hat, mit der Autorin Hella Nußbaum ein Buch über Heinrich Metzendorf, den Architekten der Villa Hück, und seine weiteren Bauten zu verfassen, kann ich nur zur Nachahmung empfehlen.“

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