Ronsdorf Von Kicker bis Konfliktberatung

Wuppertal · Dem Erzbistum Köln, zu dem Wuppertal als Stadtdekanat gehört, ist die katholische Kinder- und Jugendseelsorge zwar wichtig, aber nicht viel Geld wert. Nur drei Gemeinden trauen sich die anspruchsvolle Trägerschaft zu: St. Joseph in Ronsdorf, St. Raphael in Langerfeld und St. Bonifatius in Varresbeck.

 Verantwortliche Akteure (v.l.) in der neuen Küche: Michael Schroer (Kassenführer), Heiner Poel (1. Vorsitzender), Pfarrer Gerd Stratmann, Marion Poel (Schriftführerin), Julia Scheu (Honorarkraft), Thomas Böhner (2. Vorsitzender) und Frank Buers, der Leiter der O.T. St. Joseph.

Verantwortliche Akteure (v.l.) in der neuen Küche: Michael Schroer (Kassenführer), Heiner Poel (1. Vorsitzender), Pfarrer Gerd Stratmann, Marion Poel (Schriftführerin), Julia Scheu (Honorarkraft), Thomas Böhner (2. Vorsitzender) und Frank Buers, der Leiter der O.T. St. Joseph.

Foto: Conrads

Die Gemeinde St. Joseph engagiert sich schon lang auf den verschiedensten sozialen Feldern und sieht darin die Erfüllung ihres christlichen Auftrages. Daher wendet sie sich in der Offenen Tür (O.T.) auch Kindern und Jugendlichen zu, die besondere Unterstützung brauchen.

Die "Offene Tür St. Joseph" an der Remscheider Straße 8 hat sich in über 50 Jahren entwickelt. Mitte der 1960er Jahre macht die Gemeinde Kindern und Jugendlichen verschiedene Werkangebote. In den 1970er Jahren kamen Discoabende hinzu. O.T.-Leiter Frank Buers blickt zurück: "Vor dem Hintergrund, dass zu Beginn der 1990er Jahre verstärkt jugendliche Neonazis kamen, entschied sich die katholische Gemeinde, professionelle Strukturen zu schaffen und eine hauptamtliche Kraft einzustellen."

Da die Zuschüsse von Land NRW, Stadt (35,8 Prozent) und Erzbistum Köln (11,5 Prozent) nicht ausreichen, um die Kosten zu tragen, haben Gemeindemitglieder einen Förderverein (trägt 16,5 Prozent der Kosten) gegründet, der beispielsweise mit der "Aktion 50/20", die sehr wirksam unterstützt. Nur deshalb kam es bisher zu keiner Überforderung der Gemeinde, die einen 36,2 prozentigen Anteil "stemmt".

Marion Poel, Schriftführerin des Fördervereins: "Die 'Aktion 50/20' wurde in den frühen 2000er Jahren ins Leben gerufen, um zu der Zeit drohende Kürzungen der Landesmittel zu kompensieren. Es ging darum, idealerweise 50 Spender zu finden, die bereit waren, monatlich 20 Euro zu spenden. So kamen bis zu 1.000 Euro zusammen."

Die Anschaffung der neuen Küche wurde durch die großzügige Spende von 10.150 Euro des Lions Clubs Wuppertal-Mitte ermöglicht. Durch Spenden bei einem Benefiz-Golfturnier kamen noch Barhocker, Stühle, Tische und Gerätschaften für die Holzwerkstatt zusammen. "Weitere Sach- und Geldspenden sind hochwillkommen", so Michael Schroer, der Kassenwart des Fördervereins.

Kritik richtet sich ans Erzbistum nach Köln, weil die regelmäßige finanzielle Förderung für die O.T. St. Joseph gegenüber der öffentlichen Unterstützung durch die Stadt Wuppertal vergleichsweise gering ausfällt.

Der Ronsdorfer Heimat- und Bürgerverein unterstützt die O.T. durch die Übernahme der Kosten der Sommerferien-Tagesfahrt zum Ketteler Hof. Frank Buers: "Die Kinder müssen nur fünf Euro bezahlen. Außerdem bekommt die O.T. im Rahmen ihrer Aktivitäten beim zweijährlichen Stadtteilfest "Liefersack" einen geregelten Anteil und Spendenbeitrag aus dem erwirtschafteten Überschuss.

Die Angebote der O.T. St. Joseph richten sich konfessionsübergreifend an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Altersspanne von 6 bis 27 Jahren. Es gibt Kicker, Billard, Airhockey, Tischtennis, Ball- und Bewegungsspiele, Basteln und Werken, Kochen und Backen, Tisch- und Gesellschaftsspiele, Playstation 4 und Nintendo Switch, Computer und Internet, Musik und Kegeln.

Besucher können unter Anleitung des pädagogischen Personals nach Ausbildungs- und Arbeitsplätzen im Internet recherchieren und Bewerbungsunterlagen erstellen. Die Rechner werden im Rahmen der Betreuung von Hausaufgaben und für Referate eingesetzt. Außerdem gibt's Hausaufgabenhilfe für junge Leute zwischen 6 und 13 — betreut von pädagogischem Personal. Zusätzlich steht noch vieles mehr auf dem Programm — eine Kochgruppe für Jungen, das Mädchencafé, der Computerclub, die Jugendkochgruppe, die Holzwerkstatt.
Den offenen Bereich der Einrichtung nutzen wöchentlich rund 130 Kinder und Jugendliche.

Damit nicht genug: Auch in Sachen Beziehungsarbeit, Konflikte mit Eltern, Schulprobleme und Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen engagiert sich das O.T.-Team. Gemeinsam wird nach Wegen aus dem jeweiligen Konflikt gesucht. Einzelfallhilfen gibt es als Erstberatung für Kinder, Jugendliche und deren Eltern — mit anschließender Vermittlung an beispielsweise Erziehungsberatung, Agentur für Arbeit oder Jobcenter.

+++++ Fakten +++++

Die O.T. St. Joseph hat keine Homepage. Sie ist aber mit einem eigenen Bereich auf der Seite der Gemeinde St. Joseph unter http://pfarreien-gemeinschaft-suedhoehen.wtal.de/St-Joseph/institutionen/ot/default.html vertreten.

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