Nordstadt Die Quadratur des Ölberger Kreises?

Wuppertal · 60 bis 70 Mal im Jahr wird die Buslinie 643 am Ölberg ausgebremst. Doch ob von Falschparkern, Außenspiegeln oder sonstigen Hindernissen verursacht — was fehlt, ist ein neues und weitsichtiges Verkehrskonzept, um die Situation im Quartier insgesamt zu entschärfen.

 Nicht nur in der Reitbahnstraße wird es immer wieder (zu) eng für die Buslinie 643.

Nicht nur in der Reitbahnstraße wird es immer wieder (zu) eng für die Buslinie 643.

Foto: Bube

Die Fahrt von der Marienstraße aus läuft unerwartet gut. Bis zur Reitbahnstraße. Jetzt ist Busfahrer Lukas Jakobus gefragt, Millimeterarbeit zu leisten. Links wie rechts parken Autos vorschriftsmäßig, allerdings engen an einer Stelle zwei nicht eingeklappte Außenspiegel den Straßenquerschnitt so sehr ein, dass es bedrohlich knapp wird. Mit scharfem Blick und Fingerspitzengefühl meistert er die Hürde, es geht weiter. Oft aber auch nicht.

"Immer wieder wird der kleine Quartiersbus von Autos ausgebremst, die in Halteverbot oder Parkverbotszonen abgestellt werden, sorgen in dem dicht besiedelten Quartier mit seinen sehr schmalen Straße nicht eingeklappte Außenspiegel für Stillstand. Aber auch die zunehmenden und recht unkonventionell parkenden Paketdienste hebeln Ankunfts- und Abfahrtzeiten aus, was insgesamt auch immer für Verärgerung bei unseren Fahrgästen sorgt", berichtet Holger Stephan, Pressesprecher der Wuppertaler Stadtwerke (WSW).

Neu sind die Probleme nicht (die Rundschau berichtete). Auch wenn jetzt die WSW einmal mehr mit Handzetteln unterm Scheibenwischer Anwohner auffordern, durch ordentliches und rücksichtsvolles Parken den Weg für die 643 offenzuhalten, löst das nicht die strukturelle Misere, in der sich der Ölberg seit Jahren verkehrstechnisch befindet.

"Obwohl die Fahrzeugdichte mit statistisch gesehen einem Auto pro zwei Familien unterm Stadtdurchschnitt liegt, gibt es einfach zu wenig Stellflächen. Was wir brauchen, ist ein neues und weitsichtiges Verkehrskonzept, um die Situation zu entschärfen," sagt Uwe Peter von der Arbeitsgemeinschaft "Mobiler Ölberg". Erste Ansätze stehen in den Startlöchern. "In der Schneiderstraße ist ein Mobilitätspunkt mit Fahrradstation und Car-Sharing-Autos geplant, die ein direktes Umsteigen vom Bus aus ermöglichen. Damit kann des Aufkommen an Autos sicherlich etwas reduziert werden," so Uwe Peter.

Allerdings: Selbst wenn es gelingt, mehr Bewohner zum Wechsel auf alternative Fortbewegungsmittel zu gewinnen, wäre auch der ÖPNV stärker gefragt. "Eine zweite Linie oder eine kürzere Taktung der 643, die wochentags alle 20 Minuten und am Wochenende jede halbe Stunde fährt, ist nicht finanzierbar", schiebt Ludwig Froning, verantwortlich für die Infrastrukturplanung bei den WSW, einer Erweiterung des Angebotes einen Riegel vor.

Was also bleibt: Selbst wenn der erneute Appell der WSW kurzfristig Wirkung zeigt oder auf lokalpolitischer Ebene angedachte Ausweitungen von Parkverbotszonen in Kurvenradien nach der Umsetzung etwas Entspannung bringen, durchgehend freie Fahrt für die 643 ist nicht in Sicht. Sei es allein aufgrund des Nadelöhrs Reitbahnstraße oder der vorprogrammierten Nachlässigkeit wenig verantwortungsbewusster Zeitgenossen.

Um Nutzer des ÖPNV im Quartier ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern und die persönliche Mobilität der Ölberger in einen reibungslosen Fluss zu bringen, ist ein Konzept gefragt, das bisher noch nicht auf dem Tisch liegt. Und eine große Herausforderung für die darstellt, die daran arbeiten: Gedanken an die Quadratur des Kreises bleiben da nicht aus.

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