Mehrfach behinderte 38-Jährige betroffen Auto-Diebstahl mit schweren Folgen

Wuppertal · „Über alle Berge“ sind die Diebe eines Transporters. Einer Familie mit einem mehrfach behinderten Kind fehlt nun die Transportmöglichkeit.

Ilke und Melanie Teubner mit der mehrfachbehinderten Regina vor dem Behindertenparkplatz, wo einst der Transporter stand.

Ilke und Melanie Teubner mit der mehrfachbehinderten Regina vor dem Behindertenparkplatz, wo einst der Transporter stand.

Foto: Waltraut Rass

Der Familie Teubner wurde durch eine unfassbare Straftat die Möglichkeit genommen, ihre mehrfach behinderte Tochter Regina (38) zu deren Therapien und Arztterminen transportieren zu können.

Der Diebstahl des Transporters geschah Ende November direkt vor der Haustür. Wie Mutter Ilke Teubner vermutet, entschlüsselten die Täter den Code des Autoschlüssels mit einem Lesegerät durch die Hauswand hindurch. „Man soll die Funk-Autoschlüssel in einer Blechdose oder in Alufolie eingewickelt aufbewahren“, doch diese Erkenntnis nützt den Teubners nun nichts mehr.

„Es war ein großer, dunkelblauer Peugeot Boxer mit Hochdach und Überlänge – und einer Rampe“, beschreibt Mutter Ilke Teubner das Fahrzeug. Sie meint, solche Rampen seien besonders im Ausland gefragt, dort gäbe es diese Vorrichtungen kaum. Nur über eine Rampe kann Regina mit ihrem elektrischen Rollstuhl in ein Fahrzeug gelangen. Ihr rollender Untersatz ist schwer, er bringt rund 240 Kilogramm auf die Waage, weiß die Mutter. Für die vielen Pflegehilfsmittel werde zudem viel Platz benötigt, die passten nicht mal eben in einen Kofferraum.

Sie und ihre Tochter Melanie, die Regina rund um die Uhr pflegt, haben sich umgehört nach Alternativen. „Wir kommen nicht mal mit irgendeinem Fahrdienst zur Krankengymnastik. Wir haben alle angerufen. Entweder haben sie keine Rampe. Oder sie dürfen nur bis 150 Kilogramm befördern oder sie waren ausgebucht.“

Andere Einrichtungen verlangten, dass man Regina aus dem Rolli heraus in einen Transportstuhl setzt und den könnten sie im Auto transportieren. Doch das hilft nichts, Regina würde sich darin nicht halten können. Wegen einer schweren Skoliose kann sie nicht eigenständig aufrecht sitzen. Ihr Rollstuhl hingegen hat entsprechende seitliche Stützen.

Ein Transport mit der Bahn wäre sehr schwierig und umständlich – fast unmöglich. „Den Rollstuhl fahren Sie mal nicht ,so hauruck‘ in den Zug rein, das geht gar nicht. Da müssten wir jedes Mal vorher bei der DB anrufen, den Service beantragen, und die müssten uns eine Rampe da hinlegen“, schildert Ilke Teubner. Reginas Schwester ergänzt: „Bei der Schwebebahn funktionieren nicht immer die Aufzüge“ – und dies sei bei der Bahn ebenfalls öfter mal der Fall.

Der gestohlene Peugeot Boxer mit dem Kennzeichen W–LQ 6016.

Der gestohlene Peugeot Boxer mit dem Kennzeichen W–LQ 6016.

Foto: Melanie Teubner

Ohne die Vorrichtungen ist der Transporter mit 45.000 Euro allein schon sehr teuer. Von der Versicherung gab es nur 20.000 Euro Entschädigung für den gestohlenen Wagen. „Wir haben für den Peugeot Boxer unser letztes Geld zusammengekratzt“, erinnert sich die Mutter. „Wir haben ihn 2019 neu gekauft, weil es damals hieß, dass die Autos nicht mehr ohne Euro-6-Motor in die Innenstädte fahren dürfen.“

Die Teubners sind ratlos, wie sie das fehlende Geld für einen neuen Transporter beschaffen können. Ilka Teubner hat sich erkundigt, doch bei der Stadt Wuppertal hieß es nur lakonisch: „Das tut uns aber leid.“ Die Organisation „Wuppertaler in Not“ habe sie lediglich weitergeleitet zu einer Stiftung. „Die haben schriftlich geantwortet, dass das Auto nicht älter als vier Jahre sein und nicht mehr als 70.000 Kilometer gelaufen haben darf.“ Diese Kriterien können die Teubners nicht erfüllen, der Peugeot hat ein Mehrfaches auf dem Tacho – durch die vielen Transporte. „Wir wurden im Grunde immer weitergeleitet. Andere Stiftungen hatten auch Voraussetzungen, die man nicht erfüllen konnte“, ärgert sich Ilke Teubner. Hinzu kommt, dass es kaum geeignete Transporter auf dem Gebrauchtwagenmarkt gebe, selbst wenn das Geld dafür da wäre.

„Unser Problem ist, dass wir im Grunde genommen gar keine Zeit haben“, zeigt sich die Mutter verzweifelt. Melanie Teubner ergänzt: „Normalerweise habe ich Regina drei Mal die Woche bei der Lebenshilfe in Cronenberg abgeholt. Wir sind dann zur Therapie nach Sonnborn gefahren und von da aus nach Hause nach Vohwinkel.“

Demnächst stehen wieder Arzttermine an. Regina muss zum Beispiel nach Essen in die Ruhrlandklinik – oder nach Münster.

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