Hör-Fußball-Spiel Die Bayern kommen noch mal ...

Wuppertal / München · Im Oktober steigt ein ungewöhnlicher Event im Stadion am Zoo. Ein Radio-Hörspiel und die legendäre 1972er-Fußballpartie zwischen dem WSV und München verbinden Sport und Kultur. Dabei sein können viele.

 Regisseur Michael Uhl (links, mit Paul Lottmann vom Fanprojekt Wuppertal) zeigt auf den Ort des Geschehens.

Regisseur Michael Uhl (links, mit Paul Lottmann vom Fanprojekt Wuppertal) zeigt auf den Ort des Geschehens.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Michael Uhl hat es geschafft. Er holt den großen FC Bayern München zurück nach Wuppertal. Und das gleich drei Mal. Zugegeben: Das aktuelle Ensemble um den neuen Star Coutinho erscheint nicht – und auch nicht die 1972er Mannschaft um Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Sepp Maier, um die es geht. Groß wird die Veranstaltung trotzdem.

Uhl lässt das Bundesliga-Spiel beim WSV, zu dem am 4. Oktober 1972 offiziell 40.000 Zuschauer ins Stadion am Zoo kamen, auf eine andere, durchaus spektakuläre Weise aufleben. Am 12., 18. und 19. Oktober haben jeweils 80 Interessierte die Möglichkeit, das damalige Geschehen am Originalschauplatz nachzuvollziehen – auf einer Reise vom Vorplatz über Gegengerade und Haupttribüne bis in den Innenraum aufs Feld. Ausgestattet mit UKW-Radios, erleben sie über die Bürgerfunk-Frequenz auf Radio Wuppertal (107,4) die Atmosphäre noch einmal hautnah.

Uhl („Wir bieten echtes Kopfkino“) hat dafür jede Menge Vorarbeit geleistet. Er führte Interviews mit zahlreichen Protagonisten wie den WSV-Spielern Manfred Müller, Emil Meisen, Erich Miß, Manfred Cremer, Herbert Stöckl und natürlich auch Günter Pröpper. Auf Bayern-Seite (Akteure wie Müller und Stöckl trugen die Trikots beider Clubs) standen unter anderem Bernd Dürnberger, der in der 79. Minute das 1:0 von Jürgen Kohle (49.) ausglich, sowie Edgar Schneider und Franz Krauthausen zur Verfügung. Dadurch ergeben sich zahlreiche unterschiedliche Perspektiven. Rund 30 Stunden an Material sind zusammengekommen, das nun zusammengeschnitten wird.

„Es wurde schnell klar: Das war damals eine Partie, bei der man unbedingt dabei sein musste“, so der Regisseur. 47 Jahre später ist das – wenn auch auf etwas andere Weise – erneut möglich. „Ich glaube, dass das auch für die jüngere Generation interessant ist. Viele Münchner kennen das Zoo-Stadion nicht. Es ist keine dieser heutigen Norm-Arenen. Hier darf man seine Currywurst noch mit Bargeld zahlen“, schmunzelt Uhl. Das Projekt wird unter anderem von der DFL, der Kurt-Landauer-Stiftung, den mehr als 140 Fanclubs des FCB in Nordrhein-Westfalen und dem Fanprojekt München unterstützt. Die Stadt Wuppertal, der WSV und das Wuppertaler Fanprojekt helfen ebenfalls „hervorragend“.

„Unser Ziel ist es, Begegnung zu schaffen. Spieltage sind Begegnungen. Es passiert etwas Kollektives und bleibt in Erinnerung.“ Neuland betritt Uhl nicht: In Oldenburg funktionierte die Premiere bestens – und das, obwohl das Stadion am Donnerschwee (in dem der WSV 1990 in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga verlor), wo es damals gegen den BVB ging, inzwischen einem Discounter und einem Mehrzweckgebäude weichen musste. Die kollektive Erinnerung klappte auch an der Stelle, an der nun Lebensmittel angeboten werden. 20 Vorstellungen waren ausverkauft. Das Interesse war so groß, dass Uhl das „HörFußballSpiel“ später online stellte und Utensilien zum Nachspielen gleich mitlieferte. Auch in Braunschweig waren die Fans begeistert.

Die Homepage mit allen Infos zur Wuppertaler Veranstaltung ist in Arbeit, der Vorverkauf soll im September starten. Wer keine der 240 Mitmachkarten ergattert, kann trotzdem dabei sein. Für die Haupttribüne werden weitere Tickets angeboten. Paul Lottmann vom Wuppertaler Fanprojekt freut sich schon jetzt: „Es wird toll, das mal mitzuerleben. Bisher kenne ich das Spiel nur aus Chroniken.“

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