Fußball-Regionalliga: Wuppertaler SV Silvio Pagano: Island als Vorbild

Wuppertal · Silvio allein zu Haus. Während Gaetano Manno, Kapitän des Fußball-Regionlligisten WSV, ein Rudelgucken mit Freunden in Hagen bevorzugt, wird sein neuer Teamkollege Silvio Pagano das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Italien auf dem heimischen Sofa verfolgen.

 Silvio Pagano (li.) und Gaetano Manno.

Silvio Pagano (li.) und Gaetano Manno.

Foto: Dirk Freund

"Bei derart wichtigen Spielen bin ich viel zu aufgedreht. Also schaue ich schön für mich. Zumal das mit den Halbfinal-Siegen bei der WM 2006 und der EM 2012 auch Glück gebracht hat", sagte Pagano.

Dass dieses Ritual am Samstagabend (2. Juli 2016) nicht den gewünschten Erfolg hat, zieht der Angreifer allerdings durchaus in Erwägung. "Deutschland ist für mich bislang die beste Mannschaft im Turnier. So stark besetzt war Spanien nicht. Es wird schwer zu gewinnen, aber unmöglich ist es natürlich nicht", meinte Pagano. Für einen Tag begibt sich der Italiener - immerhin gebürtiger Sonnborner - auf Konfrontationskurs mit den Fans des Wuppertaler SV. Spätestens zu Saisonbeginn aber werden dann alle wieder ein Herz und eine Seele sein. Denn schließlich ist Silvio Pagano nach fünf Jahren nun wieder ein Rot-Blauer.

"Eigentlich wollte ich bereits im vergangenen Jahr zurückkehren, aber das hat bekanntlich nicht geklappt", sagte Pagano. Mit dem WSV war er sich damals einig, berufliche Gründe aber verhinderten den Wechsel. Seit dem 1. Juli hat sich Pagano beruflich verändert, der Weg zum WSV war damit frei und ein Vertrag bis 2018 schnell unterschrieben. "Für mich kam nur der WSV in Frage. Hier will ich meine Karriere beenden", so Pagano.

Aus der Ferne hatte der 30-Jährige den Aufstieg des WSV verfolgt und das ausgerechnet als Spieler beim größten Konkurrenten. Für den KFC Uerdingen erzielte Pagano in 23 Spielen sieben Treffer, zu 13 weiteren gab er die Vorlage. Vielleicht wären diese Zahlen noch höher ausgefallen, hätte er nicht die letzten sechs Saison-Spiele gesperrt zuschauen müssen. "Ich hatte nach der Partie gegen Schwarz-Weiß Essen im Kabinentrakt mit einer Person gestritten, die ich für einen gegnerischen Spieler hielt. Leider war es der Schiedsrichter-Beobachter", erklärte Pagano.

Italienisches Temperament? Nein, wohl eher der Frust über die Situation in Krefeld. Weniger, dass der Aufstieg zu den Akten gelegt werden musste. Pagano beklagte im Gespräch mit der Rundschau vielmehr die allgemeine Lage im Verein. "Die Fans waren immer top. Aber in der Führung herrschte ab dem Winter mehr und mehr das Chaos. Der Trainer war die ärmste Sau und ich laufe meinem Geld hinterher. Niemand ist dort ehrlich. Ich bin froh, dass ich weg bin."

Beim WSV kann er an Heimspiel-Tagen sogar zu Fuß kommen, vor einem Jahr hat Pagano im Zoo-Viertel ein Haus gekauft. Für seine Familie hat er also gesorgt, für den WSV möchte er jetzt gleiches tun. "Ich bin einer der ältesten Spieler im Kader und mal abgesehen von der Vita eines Gaetano Manno habe ich die meisten Einsätze in der Regionalliga West zu verzeichnen. Da wird von mir einfach erwartet, dass ich vorneweg marschiere und eine Rolle als Führungsspieler übernehme. Dieser Verantwortung bin ich mir bewusst und werde mich ihr auch stellen."

Pagano hofft, dass die Euphorie bei den Fans hält. "Wir brauchen die Unterstützung der Zuschauer, denn wir werden eine harte Saison mit vielen schweren Spielen haben. Für uns Spieler gilt es, als Team eine unerschütterliche Einheit zu bilden. Dann können wir jedem Gegner weh tun, so wie es Island bei der EM gerade auch schafft." Ein Italiener nimmt sich die "Eismänner" zum Vorbild - da wird er von den WSV-Fans vielleicht ja bald Paganosson getauft ...

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