Handball-BL: 21:23 (10:8) in Magdeburg Zwei rote Karten bremsen starken BHC aus

Wuppertal · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC ist im Auswärtsspiel beim deutschen Meister SC Magdeburg haarscharf an einer Überraschung vorbeigeschrammt. Das Team von Trainer Jamal Naji unterlag am Sonntagnachmittag (7. Mai 2023) vor 6.483 Fans mit 21:23 (10:8).

 Elias Scholtes.

Elias Scholtes.

Foto: Dirk Freund

Der BHC, der weiter auf die verletzten Csaba Szücs und Tom Bergner verzichten musste, erzielte den ersten Treffer. Auf den mussten die Fans bis zur 4. Minute warten, dann brach Noah Beyer den Bann – 0:1. Magdeburg ließ weitere Chancen liegen, Lukas Stutzke erhöhte – 0:2 (6.). Erst in der 8. Minute jubelte der SCM zum ersten Mal, als Philipp Weber auf 1:2 verkürzte. Der BHC überstand auch eine Zeitstrafe gegen Djibril M’Bengue bestens. Linus Arnesson stellte in Unterzahl mit dem 1:3 (9.) den alten Abstand wieder her.

Der BHC arbeitete in der Defensive äußerst effizient. SCM-Coach Bennet Wiegert nahm schon in der 13. Minute die erste Auszeit. Lukas Stutzke kassierte zwei Minuten, Kay Smits verwandelte einen Siebenmeter zum 2:3 (14.). Tom Kare Nikolaisen musste ebenfalls kurzzeitig runter. Weber nutzte das zum 3:3 aus (16.). Nun bat auch BHC-Trainer Naji zur Unterredung (18.). In derselben Minute kassierte Stutzke seine zweite Zeitstrafe. Das 4:3 von Gisli Thorgeir Kristjansson war die erste Führung des Favoriten (19.). Arnesson glich jedoch zum 4:4 aus (20.).

Der BHC schwächte sich weiter selber: Frederik Ladefoged sah nach einem rustikalen Foul an Smits glatt Rot (20.). Der kurzzeitig eingewechselte Peter Johannesson hielt einen Siebenmeter (20.). Tom Kare Nikolaisen markierte das 5:5 (23.). Doch Daniel Pettersson sorgte für eine 7:5-Führung der Sachsen-Anhaltiner (25.). Der BHC blieb aber dran: Nikolaisen gelang das 7:8, Noah Beyer das 8:8 (28.). Und nach Stutzkes 8:9 war die Partie wieder gedreht (29.). Rudeck hielt den Wurf von Smits, Beyer behielt den Überblick (60.). Mit dem überraschenden 10:8 ging es in die Kabine.

Elias Scholtes gelang sogar das 11:8 für den BHC (31.). Die heimischen Fans rieben sich verwundert die Augen, als Beyer auf 12:8 ausbaute (34.). Smits netzte einen Siebenmeter zum 10:12 ein (35.). M’Bengue erhielt zwei Minuten – und Arnor Gunnarsson Rot (37.). Rudeck parierte einen Siebenmeter, aber Matthias Musche traf in doppelter Überzahl zum 11:12 (38.). Doch der BHC antwortete: Arnesson per Siebenmeter und Scholtes stellten auf 11:14 (40.), Arnesson auf 12:15 (41.).

Der durch zwei rote Karten geschwächte BHC kassierte das 14:15 durch Gisli Thorgeir Kristjansson (43.). Arnesson antwortete mit dem 14:16 (44.). Michael Damgaard egalisierte zum 17:17, Nikolaisen brachte die Bergischen wieder nach vorn – 17:18 (48.). Damgaard zum 18:18, Scholtes verlor den Ball. Magdeburg nahm eine Auszeit (51.). Rudeck legte eine Parade hin, Isaak Persson behielt die Nerven – 18:19 (51.). Es blieb ein Krimi, in dem Smits per Siebenmeter das 19:19 machte (52.).

Persson scheiterte (53.), Smits traf wieder von der Linie zum 20:19 (54.). Naji nahm die nächste Auszeit. Der Wurf von M’Bengue wurde geblockt (55.), Smits netzte zum 21:19 ein (56.). Auch Beyer vergab (in Überzahl). Rudeck war erneut auf dem Posten. Beyer machte es mit dem 20:21-Anschlusstreffer erneut spannend (59.). Gisli Thorgeir Kristjansson sorgte mit dem 22:20 für die Vorentscheidung (60.). M'Bengue verkürzte noch auf 21:22, Magdeburg nahm bei Ballbesitz die letzte Auszeit. Smits machte den Deckel drauf. Der Favorit siegte sehr glücklich.

Jamal Naji (Trainer Bergischer HC): „Man hat heute gesehen, warum Magdeburg eine Spitzenmannschaft ist. Sie haben zu jeder Zeit an den Sieg geglaubt. Ich glaube, dass wir uns heute irgendwann zu sehr mit der Eventualität beschäftigt haben, dass wir hier in Magdeburg gewinnen können. Das hat uns vielleicht ein wenig gehemmt. Insgesamt sind es gerade viele gemischte Gefühle bei mir: Trauer, Wut, Zorn – aber was überwiegt, ist der Stolz auf meine Mannschaft. Ich finde, das, was wir uns in den letzten Wochen erarbeiten haben, nämlich dass wir einen Großen schlagen wollen und uns dazu auch bereit fühlen, deutet sich immer mehr an. Wir decken fantastisch, nehmen ihnen unglaublich viele Waffen und wir schaffen es, sie in ganz viele Würfe zu steuern, die wir so genau haben wollten. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass der SCM das in seiner Abwehr ebenso schafft und wir uns dort unheimlich schwergetan haben, die Isolation zu bespielen. Mit der frühen Roten Karte gegen Frederik Ladefoged fehlt uns dann natürlich auch ein unfassbar wichtiger Faktor in unserem Angriffsspiel. Im Stile einer Spitzenmannschaft hat Magdeburg das alles schlussendlich ausgenutzt und unter dem Strich dann auch verdient gewonnen. Glückwünsche dafür.“

Bennet Wiegert (Trainer SC Magdeburg): „Vielleicht mag man mich beschmunzeln, aber ich finde, das war ein geiles Handballspiel. Das, was ich eigentlich sehr mag, nämlich zwei Mannschaften, die unfassbar gefightet haben in der Abwehr, hat man hier heute gesehen. Klar, es war kein Offensiv-Feuerwerk, aber weil halt beide Mannschaften um jeden Zentimeter in der Abwehr gekämpft haben und gute Torhüter haben. An dieser Stelle muss man das dann halt einfach auch mal akzeptieren und sagen, dass der Bergische HC das sehr, sehr gut gemacht hat. Trotzdem bin ich überhaupt nicht unzufrieden damit, was wir machen. Gerade als wir aus der Halbzeit rausgekommen sind und dann relativ schnell mit vier Toren zurücklagen, haben wir trotzdem weiter an unserem Zeug gearbeitet. Zudem unsere Abwehr, besonders im ersten Durchgang, wo wir fantastisch verteidigen und gerade einmal zehn Gegentore bekommen, wovon wir nur sechs im Positionsspiel bekommen haben. Klar muss man sich dann mit Blick auf die Zweikämpfe irgendwo fragen, wie wir den BHC vielleicht in größere Schwierigkeiten hätten bringen können, aber eigentlich kann ich heute beiden Mannschaften nur ein absolutes Kompliment aussprechen. Mit welcher Leidenschaft sie verteidigt haben, war groß. Natürlich kann ich Jamal verstehen, weil man dann schon das Gefühl hatte, dass der BHC hier heute einen Punkt verdient gehabt hätte. In den entscheidenden Situationen waren wir dann schlussendlich cooler und haben das Momentum auf unserer Seite. Im Großen und Ganzen kann ich mit vielen Sachen, die wir heute gemacht haben, gut leben und muss auch einfach akzeptieren, dass Christopher Rudeck heute einen Sahne-Tag hatte.“

Jörg Föste (BHC-Geschäftsführer): „Eine faszinierende Abwehr- und Torhüterleistung unseres Teams. Ein Sieg beim Deutschen Meister war greifbar und wäre sportlich vollauf verdient gewesen. Die bei den SCM-Auszeiten verordnete Strategie der Zeitstrafen-Provokationen hat auf der Zielgeraden den Ausschlag gegeben. Auf diese Weise hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen. Und mit dieser Aussage ist man beileibe kein schlechter Verlierer, sondern schlicht und einfach Realist.“

Weiter geht es für den BHC am 14. Mai mit einem Heimspiel gegen die Füchse Berlin. Anwurf ist um 16:05 Uhr in der Mitsubhishi Electric Halle in Düsseldorf. Am 18. Mai steigt das Derby beim VfL Gummersbach – ab 19:05 Uhr in der Schwalbe-Arena. Die Saison endet mit den Partien bei den Rhein-Neckar Löwen mit Ex-BHC-Coach Sebastian Hinze am 1. Juni um 16:05 Uhr, gegen den THW Kiel am 4. Juni um 14 Uhr im Düsseldorfer PSD Bank Dome und am 11. Juni ab 15:30 Uhr beim HC Erlangen.

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