Auswirkung der Pandemie NRW-Verkehrsunfallstatistik 2020 auf Tiefstand

Wuppertal / Düsseldorf · Auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr weniger Unfälle (minus 16,4 Prozent), weniger Tote (minus 5,7 Prozent) und weniger Schwerverletzte (minus 10,5 Prozent) registriert. „Aufgrund der Pandemie sank die Mobilität deutlich und in der Folge auch die Unfälle“, erklärte Innenminister Herbert Reul bei der Vorstellung der Verkehrsunfall-Statistik am Mittwoch (10. März 2021).

 Innenminister Herbert Reul bei der Eröffnung der Elberfelder Innenstadtwache im April 2019.

Innenminister Herbert Reul bei der Eröffnung der Elberfelder Innenstadtwache im April 2019.

Foto: Christoph Petersen

Zeitweise war das Verkehrsaufkommen auf den nordrhein-westfälischen Straßen um 40 Prozent zurückgegangen. Insgesamt hat die Polizei im vergangenen Jahr 556.161 Unfälle aufgenommen. Das sind 109.247 Unfälle weniger als 2019. Ebenfalls gesunken sind die Zahlen der Schwer- und Leichtverletzten. 2020 gab es 12.110 Schwerverletze (2019: 13.531). Die Zahl der Leichtverletzten sank von 64.259 auf 54.492 (minus 15,2 Prozent). „Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1953 gab es noch nie so wenig Todesopfer auf den NRW-Straßen“, so Reul. 2020 starben 430 Menschen durch einen Verkehrsunfall. Das sind 26 weniger als im Vorjahr (2019: 456).

„Der Rückgang ist erfreulich. Trotzdem könnten die Zahlen besser sein“, sagte der Innenminister. Denn insgesamt sind die Unfalltoten zwar zurückgegangen, jedoch nicht auf den Autobahnen. Hier gab es 2020 sogar ein leichtes Plus: Kamen im Vorjahr 50 Menschen bei Autobahn-Unfällen ums Leben, waren es im vergangenen Jahr 63 Tote. Reul: „Während der Pandemie waren die Straßen zwar leerer, das schützt aber nicht davor, ordentlich Gas zu geben und sich totzurasen. Die Hauptunfallursachen Rasen, Abstand, Alkohol und Ablenkung sind so leicht zu vermeiden. Und doch ist es dieses Fehlverhalten, das oft in den schlimmsten Unfällen endet.“

Reul betonte, dass die Polizei ihr Engagement im vergangenen Jahr nicht verringert habe und verwies auf Investitionen in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro in Geschwindigkeits-, Laser- und Alkoholmessgeräte: „Obwohl während Corona weniger auf den Straßen los war, haben wir unsere Anstrengungen nicht zurückgeschraubt. Wir haben weiterhin kontrolliert, wir waren weiterhin präsent.“ Die Polizei intensivierte unter anderem ihren Kampf gegen verbotene Kraftfahrzeugrennen. 2019 wurden 766 verbotene Rennen registriert, 2020 insgesamt 1.515 Rennen (plus 97,8 Prozent). Es gab 1.250 Strafanzeigen, 265 Verkehrsunfälle und fünf Tote durch illegale Rennen - ein Fahrer, drei Beifahrer und ein Kind kamen ums Leben. „Diese Raser gefährden und töten nicht nur sich selbst, sondern auch unbeteiligte Dritte! Deshalb greifen wir hier hart durch“, so Reul. So gab es im vergangenen Jahr mehr Schwerpunktkontrollen in Nordrhein-Westfalen und 164 Sondereinsätze. Die Polizei war mit spezialisierten Kräften im Einsatz und erstellte ein neues Lagebild über die Raser-Szene.

Ebenfalls verstärkt hat die Polizei ihre Lkw-Kontrollen. Im vergangenen Jahr führte die Polizei 78.000 Maßnahmen in diesem Bereich durch, ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Wir haben mehr gemacht, weil wir wissen, dass LKW-Unfälle sofort wieder passieren werden, wenn der Verkehr zunimmt“, sagte Reul.

Besonders eine Entwicklung beobachtet der Innenminister mit Sorge: Im vergangenen Jahr stiegen Unfälle mit Pedelecs deutlich an. 2020 verunglückten 3.897 Pedelec-Fahrer. Das ist ein Plus von rund 44 Prozent im Vergleich zu 2019. 30 Fahrer kamen bei Pedelec-Unfällen ums Leben. Sieben mehr als 2019. Mehr als die Hälfte der Verunglückten entfällt auf ältere Menschen, auf die Gruppe 65 Plus. „Es ist ja toll, dass ältere Menschen mobil werden wollen und auch mobiler sind, aber es muss auch sicher sein. Für sie und für die anderen Verkehrsteilnehmer.“ Während die Pedelec-Unfälle angestiegen sind, sank die Zahl der Fahrradunfälle um vier Prozent: „Obwohl beide Verkehrsmittel während Corona mehr genutzt wurden.“

2020 gab es 377 Schulwegunfälle, ein Minus von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2019: 1.019 Unfälle). Kein Kind starb auf dem Schulweg (2019: zwei Tote). Die Präventionsarbeit sei aufgrund von Corona allerdings schwieriger geworden, erklärte Reul: „Wir dürfen momentan zum Beispiel nicht wie gewohnt in die Kitas für die Verkehrserziehung. Das ist einfach Mist.“

Die Mobilität wird wieder das Niveau vor der Pandemie erreichen. Bereits jetzt ist dies auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen bemerkbar. Der Kraftfahrzeugverkehr steigt wieder an, Kinder gehen wieder in die Schule. „Die Leute sind wieder unterwegs - auch ohne Fahrsicherheitstraining oder Verkehrserziehung“, so Innenminister Reul.

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