Tagebuch der Redaktion: Kritik vom Büchsenmacher

Man freut sich ja immer über qualifiziertes Leser-Feedback. Dazu zähle ich eindeutig die Zuschrift von Dieter Kromberg, der sich postalisch zu meiner Glosse "Mein Gott, Walther ..." gemeldet hat.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

In unserer Rubrik "Nach Toreschluss" ging es darin am 27. September 2014 um die etwas unglücklich abgewickelten Bundeswehr-Materiallieferungen nach Kurdistan und deren qualitative Beschaffenheit. Ich erlaubte mir darauf hinzuweisen, dass die Mehrzahl der dorthin expedierten Waffen schon während meiner eigenen Bundeswehrzeit zum Einsatz kam. Dass der Bundeskanzler damals noch Helmut Schmidt hieß, verrät einiges über das Alter des Materials. Daher auch der Titel "Mein Gott, Walther" als kleine Anspielung auf die wegen ihrer Treffunsicherheit gefürchtete Pistole "Walther P1", mit denen jetzt die Peshmerga an IS-Milizen vorbeischießt.

Herr Kromberg betont zwar, dass es ihm fern liege, mir zu widersprechen, weil er meine Wortbeiträge schätze, möchte aber in einem Punkt widersprechen, der das von mir ebenfalls verarbeitete Maschinengewehr MG3 betrifft. Ich hatte ausgerechnet, dass ausweislich dessen Feuergeschwindigkeit und der mitgelieferten Patronenmenge die Munition nach 20 Kampfminuten alle ist. Das Problem: "Die von Ihnen angegebene Kadenz von 1.200 Schuss in der Minute ist ein errechneter Wert, der beim besten Willen in der Praxis nicht zu erreichen ist. 300 Schuss in der Minute sind da schon eher realistisch, und alles andere ist leider sehr polemisch und als Effekthascherei zu verstehen."

Diese Kritik kommt aus berufenem Munde, denn Dieter Kromberg übt ausweislich seines Briefkopfes den seltenen Beruf des Büchsenmachers aus. Wer wollte ihm da widersprechen, zumal ich nicht persönlich nachgezählt habe. Ich räume also ein, dass unter diesem waffenfachlichen Gesichtspunkt die Peshmerga deutlich länger Maschinengewehr-Dauerfeuer geben kann, ohne allerdings unter dem Strich mehr Schüsse zu haben. Mich tröstet immerhin, dass ich mit der Polemik rund um das Thema Bundeswehrausrüstung bundesweit nicht so ganz allein war ...

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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