Skulptur für den Wupperpark West Ein neuer Anlauf für „Momentum“

Wuppertal · Die 15-Meter-Skulptur von Beate Schroedl-Baumeister wollen Bürger der Stadt Wuppertal für den Wupperpark West schenken. Eine Ausstellung des Modells in der Stadthalle soll die Politik dafür gewinnen.

 Beate Schroedl-Baumeister mit Christoph Grafe; Professor für Architekturgeschichte an der Wuppertaler Uni, mit dem verkleinerten Modell von „Momentum“.

Beate Schroedl-Baumeister mit Christoph Grafe; Professor für Architekturgeschichte an der Wuppertaler Uni, mit dem verkleinerten Modell von „Momentum“.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Es ist einer dieser grauen Tage. Vom Kummer umfangen und ins Grübeln versunken lässt man sich von der Schwebebahn durchs Tal tragen. Und dann stehen sie da, die sich öffnenden Bögen. Sich aufrichtend nach den Stürmen des Lebens, Niederlagen und Schicksalsschlägen trotzend. Auf Augenhöhe vorbeigleitend, kommt es einem gleich in den Sinn: Hier in dieser Bahn, in dieser Stadt und überall sonst gibt es Menschen, denen man sich in dieser Stimmung verbunden fühlen darf. Sie alle eint die berechtigte Hoffnung auf bessere Zeiten, in denen man sich wieder aufrichten kann. Zuweilen genügt ein Moment des sich Gewahrwerdens – oder ein Blick auf „Momentum“.

Beate Schroedl-Baumeister hatte ihrem eigenem Bekunden nach auch das im Sinn, als sie ihre Skulptur über Jahre hinweg entstehen ließ. Auch im Leben der Künstlerin gab es Krisen, die einem Sturm glichen und Vertrautes hinwegfegten. „Dann kommt es auf die innere Haltung an“, sagt sie über das, was die Sicht auf die Dinge in solchen Lebensphasen verändern kann.

Dass sie sich anfangs von Pina Bausch hat inspirieren lassen und die Bögen auch für Dynamik, Schwung und Vitalität stehen? Dass „Momentum“ – Regenbögen gleich – die sechs Wuppertaler Stadtteile miteinander verbindet? Ja, das alles kann man auch in ihnen sehen. Am „Wupperpark West“ und damit in der gefühlten Stadtmitte stehend, darf man in der Skulptur getrost eine Landmarke sehen. Sie bietet Orientierung und Struktur – und auch die Möglichkeit des Aufgerütteltwerdens.

Noch allerdings sind all das Zukunftsvisionen und „Momentum“ gibt es nur als Modell – anzuschauen noch bis zum 31. Oktober im Gartensaal der Stadthalle. Als die Skulptur vor zwei Jahren im Sparkassen-Forum von Dr. Bernd Huppertsberg erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, waren die Reaktionen seitens der städtischen Verantwortlichen zurückhaltend bis skeptisch. Man brauche ein Qualitätssicherungsverfahren – schließlich handele es sich um Kunst im öffentlichen Raum und darüber müsse der Rat entscheiden. Das war damals vom städtischen Baudezernenten zu hören, der sich über den plötzlichen Vorstoß in Sachen „Bürgerschaftliches Engagement“ gewundert hatte. Schließlich habe man das Prozedere im Vorfeld erläutert, außerdem seien die vorhandenen Flächen am neugestalteten Bahnhofs-areal schnell überfrachtet. Baudezernent Frank Meyer ließ sich damals in der Rundschau so zitieren: „Wenn dort etwas hinkommt, muss es Bundesliga-, wenn nicht sogar Champions-League-Ansprüchen genügen.“ Was einem dabei in den Sinn kommen kann? Vermutlich auch, dass Kreativität allzu schnell zerschlagen wird durch Verwaltungsdenken und Machbarkeitsansprüche.

Nun also gibt es in Sachen „Momentum“ einen neuen Vorstoß und mit dem „Wupperpark West“ auf der Wiese zwischen Köbo-Haus und Sparkasse einen neuen Standort. Finanziert werden soll die Skulptur durch bürgerschaftliches Engagement im Sinne der Wuppertaler „Verschönerungsvereine“, die sich schon im 19.Jahrhundert für den Stadtschmuck verantwortlich fühlten.

Mit Christoph Grafe von der Bergischen Universität hat „Momentum“ zudem einen prominenten Fürsprecher und jemanden, der voller Leidenschaft für das Projekt wirbt. Kunst sei nicht ohne Kontroverse denkbar und auch hier sei diese erwünscht. Als Künstler dürfe man sich am Zuspruch freuen und Gegenwind sei etwas, dass ausgehalten werden müsse – nur so könnten sich die Bürger einer Stadt ein solches Projekt zu eigen machen. „Sicher ist nur eines: Es wird viele Bedeutungen geben“, glaubt der Professor für Architekturgeschichte.

Auch die Politik scheint von der Idee angetan zu sein – zumindest sollen deren Vertreter das in Gesprächen mit Beate Schroedl-Baumeister signalisiert haben. Möglicherweise haben sich die Stürme gelegt, die das Projekt noch vor zwei Jahren umfangen haben. So etwas für möglich zu halten: Das ist die Botschaft der Künstlerin und die Wegweisung von „Momentum“.

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