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Schulsozialarbeit: Kremendahl schreibt Kraft

Schulsozialarbeit: Kremendahl schreibt Kraft

In einem offenen Brief hat der ehemalige Wuppertaler Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gebeten, eine Lösung beim Thema "Schulsozialarbeit" zur Chefsache zu machen.

"Die Zeit drängt", so der SPD-Politiker in seiner Funktion als Vorsitzender des AWO-Kreisverbandes Wuppertal in dem Schreiben an seine Parteikollegin.

Der Wortlaut: "Liebe Hannelore! Der AWO-Kreisverband Wuppertal, dessen Vorsitzender ich bin, koordiniert auf städtischer wie auf Landesebene das Aktionsbündnis Schulsozialarbeit. Wir sind selbst Träger der Schulsozialarbeit in sieben Wuppertaler Schulen.

Wie Dir bekannt ist, wurde die Schulsozialarbeit als Bestandteil des Bildungs- und Teilhabepakets bis Ende 2013 aus Bundesmitteln finanziert. Wir alle hatten vergeblich gehofft, dass eine Fortführung des Programms in den Koalitionsvertrag von Union und SPD aufgenommen werden würde. Leider vergeblich. So entstand die Situation, dass im Dezember 2013 mit heißer Nadel gestrickt eine Übergangslösung gefunden werden musste, um ein Ende dieser wichtigen Aktivität abzuwenden. So hat die Stadt Wuppertal trotz schwieriger Haushaltslage die Finanzierung für das Jahr 2014 übernommen — in der Hoffnung, dass das Land NRW, ggfs. mit Unterstützung des Bundes, für eine Anschlusslösung ab 2015 sorgen würde, die zu einem dauerhaften Erhalt der Schulsozialarbeit führen würde.

  • Von li.: Johannes Bornmüller (Aptiv), Gregor
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Leider ist eine solche Lösung bisher — und wir schreiben Mitte Oktober — nicht zustande gekommen und auch nicht erkennbar in Sicht. Wieder droht das Aus — mitten im Schuljahr. Zu Lasten der betroffenen Schülerinnen und Schüler, der Schulen — und auch der Schulsozialarbeiterinnen, die sich seit 2012 von befristetem Vertrag zu befristetem Vertrag hangeln und einmal mehr vor der Perspektive der Arbeitslosigkeit in wenigen Wochen stehen.

Ich halte diesen Zustand bildungspolitisch, sozialpolitisch und beschäftigungspolitisch für unannehmbar. Mir ist die Haushaltslage des Landes ebenso bekannt wie die meiner Heimatstadt Wuppertal. Aber hier geht es um Prioritäten!

Schulsozialarbeit ist in einer Zeit, in der unsere Schulen immer schwierigere Integrationsleistungen zu vollbringen haben, unverzichtbar. Sie hat eine Präventionsfunktion, weil sie Probleme von Schülern und deren Familien frühzeitig erkennt und Hilfe anbieten kann. Sie hat eine Entlastungsfunktion, weil sie es Lehrerinnen und Lehrern ermöglicht, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren und nicht noch neben allen sonstigen Belastungen soziale Dienstleistungen erbringen zu müssen. Und sie hat eine Inklusionsfunktion: Denn Inklusion ist viel mehr als der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderungen. Sie zielt auch auf soziale Eingliederung und soziale Teilhabe, auf Kompensation sozialer Benachteiligungen und damit auf die Herstellung von Chancengleichheit.

Du selbst, liebe Hannelore, hast schon in der Opposition und dann als Ministerpräsidentin den Grundsatz ,Wir dürfen kein Kind zurücklassen' zu Deinem persönlichen Kernanliegen und zur Leitschnur Deiner Politik gemacht. Diesen Satz könnte niemand mehr glaubwürdig aussprechen, wenn die Schulsozialarbeit nicht fortgeführt würde. Sie darf auch nicht dem in unserem Föderalismus leider nicht unüblichen Schwarze-Peter-Spiel zwischen Bund, Land und Kommunen zum Opfer fallen.

Schulsozialarbeit muss bleiben — dauerhaft! Deshalb bitte ich Dich, liebe Hannelore, sehr herzlich, ihre Fortführung zur Chefsache zu machen und rechtzeitig vor dem Jahresende eine Lösung auf Landesebene herbeizuführen, die den Schulen und den Trägern Planungssicherheit gibt und verhindert, dass die qualifizierten und eingearbeiteten Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter in die Arbeitslosigkeit fallen oder notgedrungen in andere Beschäftigungen ausweichen müssen. Die Zeit drängt!"

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