Prozess vor dem Amtsgericht Wuppertaler „Osmanen Germania“: Den „Vize wegmachen“?

Wuppertal · Drei ehemalige Mitglieder des Wuppertaler Chapters der „Osmanen Germania“ müssen sich derzeit vor dem Amtsgericht wegen gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung verantworten. Sie sollen den Auftrag erhalten haben, den damaligen ,Vizepräsidenten’ „wegzumachen“, und diesen in einen Hinterhalt gelotst haben.

 Der Wuppertaler Angeklagte mit seinem Anwalt.

Der Wuppertaler Angeklagte mit seinem Anwalt.

Foto: Schümmelfeder

Seine beiden Mitangeklagten aus Remscheid beklagten Erinnerungslücken. „Da müsste ich lügen. Ich kann mich nicht erinnern. Da müsste ich jetzt ja oder nein sagen“, bekam die Amtsrichterin beim Prozessauftakt zu den Geschehnissen am 2. September 2016 nahezu gebetsmühlenartig zu hören. Der Wuppertaler hingegen plauderte vor dem Amtsgericht munter drauflos.

Der Anklagevorwurf der Staatsanwaltschaft gegen die drei Angeklagten: Sie sollen den damaligen Vizepräsidenten der „Osmanen Germania“ vor drei Jahren unter Vortäuschung einer Entführung in einen Hinterhalt gelotst haben, um ihn „wegzumachen“. Dort soll das Opfer von Vermummten verprügelt worden sein.

Dem Wuppertaler soll nach eigener Aussage dabei der Teleskopschlagstock aus der Hand gefallen sein - dafür soll er sich später vom „Präsidenten“ persönlich zwei Ohrfeigen eingefangen haben. Dieser selbst sei es gewesen, der den „Vize“ dafür habe bestrafen wollen, dass der die Spaltung des Wuppertaler Chapters vorangetrieben habe. Außerdem soll der „Vize“ der Präsidenten-Gattin von der Affäre ihres Mannes mit einer der Frauen erzählt haben, die der „Präsident“ selbst zur Prostitution gezwungen haben soll. Der „Präsident“ starb später bei einem SEK-Einsatz in seiner Wohnung.

Vor dem Amtsgericht war der 37-jährige Angeklagte aus Wuppertal nun kaum noch zu bremsen. Zwar wollte er die Namen von an der Tat beteiligten Kompagnons nicht preisgeben, an die Geschehnisse in jener Septembernacht erinnere er sich hingegen noch genau. Er selbst habe gewusst, das der „Vizepräsident“ der Osmanen nach 21 Uhr das Haus nicht mehr verlasse - deshalb sei er auch nicht davon ausgegangen, dass man ihn in jeder Nacht überhaupt finden werde.

Zu dem Gespräch im „Bella Vita“, bei dem am selben Abend vom „Präsidenten“ das Komplott gegen seinen „Vize“ geschmiedet worden sein soll, will er erst später hinzugekommen sein. Danach sei er bei den beiden draußen wartenden Mitangeklagten ins Auto gesprungen, der Fahrer sei telefonisch zu einer Aral-Tankstelle gelotst worden. Dort habe es die Anweisung gegeben, zu einem Bahngelände in Oberbarmen weiterzufahren. An der Tankstelle habe der „Vize“ gewartet, dem man offenbar aufgetragen hatte, sich dem eigenen Auto anzuschließen.

Auf dem Bahngelände angekommen, habe der dann Verdacht geschöpft und sei aus seinem Auto ausgestiegen. Maskierte Männer seien aus einem Gebüsch gesprungen und hätten auf den „Vize“ eingeschlagen. Ihm selbst sei der Schlagstock aus der Hand gefallen, die beiden Mitangeklagten seien unbeteiligt gewesen. Einer der Vermummten aus dem Gebüsch soll mit einem Messer auf den „Vize“ eingestochen haben, der habe die Verletzungen selbst verarztet. Der Täter wurde bereits rechtskräftig verurteilt.

Vor dem Überfall im September 2016 sollen die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft den Auftrag erhalten haben, den „Vize wegzumachen“. Alle drei bestreiten, dass es sich dabei um einen beauftragten Mord gehandelt haben soll. Im Gegenteil: Sie hätten noch nicht mal gewusst, dass sie das spätere Opfer des Überfalls in einen Hinterhalt haben lotsen sollen. Im übrigen sei es so, dass jede Bestrafungsaktion der Osmanen mit dem Handy aufgenommen worden sei. Darauf sei zu sehen, das keiner der drei Angeklagten zugeschlagen habe.

Bislang liegt der Staatsanwaltschaft ein solches Video nicht vor. „Das wird auch nicht auftauchen. Der ,Präsident’ hat mit der Polizei zusammengearbeitet“, ist sich der Angeklagte aus Wuppertal sicher.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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