Bergische Uni Wuppertal Prof. Dr. Mojib Latif: „Schon deutlich nach 12“

Wuppertal · Prof. Dr. Mojib Latif hat am Mittwoch (18. Oktober 2023) seine Antrittsvorlesung an der Bergischen Universität Wuppertal gehalten. Der Klimaforscher ist im Wintersemester Inhaber der siebten „Dr. Jörg Mittelsten Scheid-Gastprofessur“.

Prof. Dr. Mojib Latif.

Prof. Dr. Mojib Latif.

Foto: Friederike von Heyden / Katja Bischof

Latif sprach über die „HerausforderuProf. Dr. Mojib Latif ng Klimawandel“. Es sei längst nicht mehr 5 vor 12. „Es ist schon deutlich nach 12 und deshalb müssen wir jetzt unbedingt vom Wissen ins Handeln kommen“, sagte der gebürtige Hamburger. Denn es gäbe schon lange kein Erkenntnisproblem mehr – das Wissen über den Klimawandel, die Ursachen und die möglichen Folgen sei vorhanden – es gäbe vielmehr ein Umsetzungsproblem.

„Es hapert im Moment vor allem daran, dass die Politik nicht gemeinsam vorangeht und zu vielen Einzelinteressen nachgeht“, so der Gastprofessor. Dennoch sei er immer noch positiv eingestellt und glaube, dass wir die globalen Klimaprobleme in den Griff bekommen können. Wichtig sei es aber, dass Anreize geschaffen werden. „Den Menschen muss gezeigt werden, wie sie profitieren. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie nur belastet werden.“ Latif ist sich sicher: „Klimaschutz muss Spaß bringen, dann geht das ganz schnell.“

Von li.: Prof. Dr.-Ing. Uwe Janoske (Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik), Prof. Mojib Latif, Rektorin Prof. Dr. Birgitta Wolff und Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schmidt (Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik).

Von li.: Prof. Dr.-Ing. Uwe Janoske (Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik), Prof. Mojib Latif, Rektorin Prof. Dr. Birgitta Wolff und Prof. Dr.-Ing. Eberhard Schmidt (Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik).

Foto: Friederike von Heyden / Katja Bischof

Dass Klimawandel und Klimaschutz besser an die Bevölkerung kommuniziert werden müssen, war auch Thema der an den Vortrag anschließenden Diskussion. Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sprach davon, dass die Suche nach Kommunikationsmustern, die Aufbruch erzeugen, derzeit eine wichtige Aufgabe sei. „Gerade in der Politik herrscht aktuell aber eine völlig überzogene Emotionalisierung. Es ist schwierig, dem mit Sachargumenten zu begegnen.“

Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Maria Behrens vom Wuppertaler Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit: „Es wird oft nur das Negative dargestellt. Es geht um Verbote und da machen die Menschen dicht. Wir brauchen dringend positive Erzählungen.“ Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek, Leiter des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik und Wissenschaftlicher Direktor der neuen „effizienz – Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz“, verwies während der Diskussion auf die zu meisternden Umstände: „Wir bauen gerade ein schon lange bestehendes System fundamental um. Aber ja: Wir müssen schneller werden!“ Im Bereich der Energieversorgung sehe er großes Potenzial durch KI-gesteuerte und automatisierte Verfahren.

 Das Interesse war groß.

Das Interesse war groß.

Foto: Friederike von Heyden / Katja Bischof

Prof. Dr. Mojib Latif ist Seniorprofessor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und forscht am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Als international renommierter Klimaforscher beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit Klimaschwankungen, den Einflüssen durch den Menschen auf das Klima sowie der Entwicklung von Klimamodellen. Latif veröffentlichte mehr als 200 Fachartikel sowie zahlreiche allgemeinverständliche Bücher zum Thema Klima und Klimaveränderung. Zu diesen Fragen ist er außerdem ein gefragter Interviewpartner der Medien.

 Die anschließende Diskussion.

Die anschließende Diskussion.

Foto: Friederike von Heyden / Katja Bischof

Für seine Forschung und die Fähigkeit, seine Arbeit der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, unter anderem 2015 den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Latif studierte Meteorologie an der Universität Hamburg und promovierte und habilitierte dort in Ozeanografie. Seit 2017 ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft des CLUB of ROME sowie seit 2022 Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.

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