Achim Ulsmann geht in „Rente“ Achim Ulsmann geht in „Rente“: „Mit 76 Jahren darf man das“

Wuppertal · Achim Ulsmann, Lehrer, mehrfacher Deutscher Judo-Meister und umtriebiger Begründer des legendären Barmer „Budo-Center“, zieht sich nach vier Jahrzehnten zurück.

Achim Ulsmann hat sich erfolgreich durchs Leben „gekämpft“. Jetzt möchte er sich Zeit für Ehefrau Martina sowie die Söhne Timo Maximilian (li.) und Geradè Alexander nehmen können.

Foto: Manfred Bube

Als er mit 13 anfängt, Judo zu lernen, ahnt er nicht, wie dieser Sport die Weichen für sein Leben stellen sollte. „Das war 1955, da stand die Schule im Vordergrund, der Kampfsport lief nebenbei“, blickt Achim Ulsmann zurück. Auch wenn er 1957 mit einem zweiten Platz bei der Judo-Junioren-Meisterschaft einen ersten nationalen Erfolg verbuchen konnte: Das „bürgerliche“ Leben hatte Vorrang.

Nach dem Abitur studiert er Sport und Geschichte auf Lehramt, heuert an der Schule Peterstraße an, wird verbeamtet und blickt, im sicheren Fahrwasser, beruhigt der Zukunft entgegen. Aus einer Laune heraus und um der Leidenschaft für Kampfsport mit Gleichgesinnten einen festen Rahmen zu geben, gründet Achim Ulsmann 1969, zwei Jahre nach dem Gewinn der ersten Deutschen Judo-Meisterschaft, an der Siegesstraße das „Budo-Center“. Judo, Karate, Taekwondo und weitere asiatische Stile, für die „Budo“ als Oberbegriff steht – die erste Kampfsportschule in Wuppertal kommt gut an.

So gut, dass Ulsmann 1973 den Standort in das größere Ex-Kino an der Friedrich-Engels-Allee 293 verlagert. Nicht nur das: 1980 – wiederum zwei Jahre zuvor hatte er seine zweite Deutsche Meisterschaft gewonnen – öffnet unter Ulsmanns Regie in Elberfeld ein weiteres „Budo-Center“ die Pforten, 1983 folgt die Expansion nach Aachen.

Aber: Vormittags Lehrer, anschließend Geschäftsführer und Trainer – das wird zu viel. Ulsmann trifft eine mutige Entscheidung. Sagt dem sicheren Beamtenleben Adieu und kümmert sich fortan als Selbstständiger um seine Läden. Und die boomen. Vor allem, als Mitte der 80er Jahre die Aerobic-Welle für enormen und überwiegend weiblichen Zulauf sorgt.

Das hat aber noch ganz andere Folgen: Martina, eine der jungen Damen, sticht Ulsmann sofort ins Auge. Und sie zögert nicht lange: Am 30. April 1986 wird geheiratet – seither unterstützt sie ihren Mann bei der Geschäftsführung. „Das war die beste Zeit. Das Team von 15 Mitarbeitern, die vielen Sportler und Sportlerinnen, wir waren eine große Familie, haben tolle Partys gefeiert und Spaß gehabt“, erinnert sich Achim Ulsmann.

Im August 1986 kommt Sohn Geradè Alexander zur Welt. 1991 verkauft Ulsmann den Ableger in Aachen und plant eine Erweiterung in Elberfeld. Doch der Umzug scheitert. Auch der Standort an der Friedrich-Engels-Allee verändert sich: Training unter medizinischen Aspekten ist jetzt angesagt – aus dem „Budo-Center“ wird „Medical-Fitness“. Parallel dazu bildet Achim Ulsmann an der Uni Lehrer in Judo aus.

Als im Februar 1995 Sohn Timo Maximilian die Familie vergrößert, beschließt Ulsmann, alles etwas gelassener anzugehen. „Der große Boom war ohnehin vorbei. Was damals ’in’ war, exzessives Bodybuilding, passte nicht in meine Vorstellung von gesundem Körpertraining. Ich war zufrieden mit der Entwicklung an der Friedrich-Engels-Allee.“

Anfang 2019 hat Achim Ulsmann das „Medical-Fitness“ an Thorsten Siebel als Nachfolger übergeben. „Mit 76 Jahren darf man das“ sagt er augenzwinkernd. Und dass er nie bereut hat, seinen ganz eigenen Weg gegangen zu sein: „Ich war zur besten Zeit am Markt. Aus unseren Reihen sind viele gute Talente, darunter mehrere Weltmeister im Hapkido, hervorgegangen. Es hat fast 40 Jahre lang durchweg Freude gemacht, dieses Leben zu führen. Was will ich mehr?“