Feuerwehr-Chef Siegfried Brütsch geht in Ruhestand "Macht mir den Abschied leichter"

Wuppertal · Feuerwehrmann zu werden war kein Kindheitstraum von ihm. Und dass es ihn vom sonnenverwöhnten Bodensee mal ins Bergische ziehen würde, hat er auch nicht geahnt. "Aber manchmal sind es eben Zufälle, die unser Leben bestimmen", sagt Siegfried Brütsch, der nach fast 30 Jahren bei der Feuerwehr Wuppertal, davon elf Jahre als Stadtbetriebsleiter, am 30. Juni 2015 in den Ruhestand geht und seinem Nachfolger Ulrich Zander das Kommando übergibt.

 Ein Leben für die Brandbekämpfung: Siegfried Brütsch.

Ein Leben für die Brandbekämpfung: Siegfried Brütsch.

Foto: Stephan Besche

Die Feuerwehr verabschiedet ihren langjährigen Chef am Freitag (19. Juni 2015) mit einer großen Feier. "Ich weiß noch gar nicht, was mich da erwartet", rätselt der 59-Jährige noch. Fest steht, Oberbürgermeister Peter Jung hält ab 14.30 Uhr die offizielle Abschiedsrede in der Hauptfeuerwache an der August-Bebel-Straße.

Wie aber kommt man denn nun aus dem badischen Singen am Hohentwiel nach Wuppertal zur Feuerwehr? Siegfried Brütsch wollte nicht zur Bundeswehr: "Deshalb war ich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Beruflich hatte ich was ganz anderes vor und habe Chemie studiert." Ein Schulfreund, der Ausbilder bei der Feuerwehr war, brachte ihn schließlich auf den Geschmack und so tauschte Brütsch den Laborkittel gegen die Feuerwehruniform.

Während seiner Ausbildung war er unter anderem in München, Hamburg, Karlsruhe und auch mehrere Monate in Wuppertal. Nach seinem Brandreferendariat in Bruchsal war es Wuppertals damaliger Feuerwehrchef Hans-Jochen Blätte, der Brütsch nach Wuppertal holte.

Zunächst war Brütsch Leiter der Abteilung Einsatz und Personal, ehe er 2004 Stadtbetriebsleiter der Feuerwehr wurde - übrigens genau wie sein Nachfolger Ulrich Zander, der ab 1. Juli in seine Fußstapfen tritt. Brütsch: "Wir haben jahrelang eng zusammengearbeitet. Das macht mir den Abschied leichter." So ganz leicht aber auch nicht, denn er hat viele gute Erinnerungen an seine Zeit bei der Feuerwehr.

"Der Austausch mit Matagalpa war ein wirkliches Highlight", sagt er. Zwei ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge und einen Krankenwagen hat Wuppertal in die Partnerstadt in Nicaragua geschickt. Brütsch selbst ist mitgereist und war bei der Unterweisung der Fahrzeuge dabei. "Prompt gab es einen Feueralarm und unser Wagen musste sich gleich bei einem Einsatz in steilem Gelände bewähren."

Brütsch war für seinen Job viel auf Reisen: Er war zum Austausch in Jekaterinburg (Russland), bei Tagungen in Österreich, Italien, England oder Schweden oder zur Stärkung lokaler Katstrophenschutzstrukturen in Usbekistan oder Kirgistan. "Ich sage auch meinen Mitarbeitern immer, dass sie sich umgucken sollen, was woanders gemacht wird. Lernen kann man immer." So lautet auch sein Credo: "Die Feuerwehr muss sich immer weiterentwickeln."

Brütsch ist Netzwerker und überzeugt: "Die gemeinsame Leitstelle mit Solingen bringt nur Vorteile. Technische Anschaffungen oder Personaleinsatz wären sonst kaum möglich. Anfängliche Kritik aus Solingen etwa über zu lange Anfahrten konnten mit Zahlen und Fakten widerlegt werden. Ich weiß, dass es hier auch ganz viel um gefühlte Wahrheiten geht. Wenn man auf die Feuerwehr wartet, dann werden Minuten zu Stunden."

Aber auch an dramatische Einsätze kann er sich gut erinnern: "Der Schwebebahnabsturz im April 1999 mit fünf Toten und 47 Verletzten oder vor wenigen Jahren der Hausbrand am Platz der Republik, bei dem mehrere Mitglieder einer türkischen Familie ums Leben kamen, waren schlimm."

Ein wichtiges Anliegen war ihm immer der vorbeugende Brandschutz. "Das ist nicht immer hübsch, wenn etwa an einem Gebäude noch eine Fluchttreppe angebaut werden muss. Aber es ist absolut sinnvoll. Und oft sind es nicht teure Investitionen, sondern das richtige Verhalten, das Leben retten kann. Brandschutztüren sollten beispielsweise geschlossen sein und nicht durch einen Keil permanent geöffnet werden."

Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst macht Siegried Brütsch mit seiner Frau erstmal Urlaub. Zunächst geht es nach Kroatien und dann im Herbst nach Kuba. Auch ein Pensionär muss sich eben weiterentwickeln ...

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