Nach dem Hochwasser Liveticker am Freitag: Große Hilfsbereitschaft

Wuppertal · Nach dem schweren Unwetter werden in Wuppertal die Schäden gesichtet, gleichzeitig laufen die Aufräumarbeiten. Die Entwicklungen am Freitag (16. Juli 2021) im Rundschau-Liveticker.

 Blick in den Eingangsbereich des CinemaxX an der Kluse.

Blick in den Eingangsbereich des CinemaxX an der Kluse.

Foto: Christoph Petersen

Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

Noch viele Einsatzorte: Das THW pumpt in einem Gewerbebetrieb an der Öhder Straße insgesamt rund 25 Millionen Liter Schmutzwasser ab. Die Arbeiten dauern am Wochenende an. In der Untergrünewalder Straße war eine Tiefgarage vollgelaufen. Der Keller der Gesamtschule in Unterdörnen steht komplett mit rund einer Million Liter unter Wasser. Weitere Einsatzorte der insgesamt 142 THW-Kräfte sind in der Laurentiusstraße, in der Calvinstraße und in der Hofaue. Die Tiefgarage an der Zwinglistraße wurde inzwischen erfolgreich geleert. In der Kohlfurther Straße wird Treibgut geräumt, das vor der Wupperbrücke angespült wurde. Eingesetzt wird eine spezielle Rettungsspinne des Ortsverbandes Remscheid. In Kohlfurth sind zudem Risse in einer Decke eines Gebäudes festgestellt worden, die Lage vor Ort wird durch einen THW-Baufachberater erkundet. Die Deutsche Bahn hat dem THW derweil kostenfrei Paletten und Gitterboxen zur Verfügung gestellt.

Das Hochwasser in Wuppertal
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Wuppertaler Talachse unter Wasser

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Foto: Christoph Petersen

Pegelstand: Der Wupperverband rechnet damit, dass der Pegel bis Montag auf eine Wasserhöhe unter einem Meter sinkt. Dann können Ufermauern, Schwebebahn-Fundamente und Fernwärmeleitungen untersucht werden.

Wupperbrücken: Probleme mit Treibgut gibt es noch an vielen Stellen. Die Brücken werden mit den sinkenden Pegelständen alle kontrolliert. „Eine Brücke im Morsbachtal hat das Hochwasser komplett mitgerissen. Das Gerüst an der Baustelle Brücke Kabelstraße muss erneuert werden. L 74 und Beyenburger Straße konnten wieder freigegeben werden. Auch für die B 7 im Bereich Opernhaus wird für Freitag mit der Freigabe gerechnet“, heißt es aus dem Rathaus.

Feuerwehr und Hilfsorganisationen: Wuppertals Feuerwehr-Chef Ulrich Zander rechnet aktuell nicht, dass weitere Unterstützung von außerhalb kommt. Hier müssten die Städte und Regionen Vorrang haben, die noch viel schlimmer vom Hochwasser getroffen worden seien als Wuppertal. Zander lobt ausdrücklich die Geduld der allermeisten Bürgerinnen und Bürger, die sich immer noch mit Wassereinbrüchen bei der Leitstelle melden: „Es gibt viel Verständnis für die Gesamtsituation und dafür, dass nicht allen gleichzeitig geholfen werden kann, sondern die Einsätze priorisiert werden müssen.“

Immense Kosten: Die Stadt rechnet nach einer ersten Einschätzung des Gebäudemanagements damit, dass alleine der Ersatz der überfluteten Maschinerie und Haustechnik des Opernhauses eine Dimension von mindestens sechs bis sieben Millionen Euro haben wird. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig begrüßten auch deshalb die Aussagen von Bund und Land, die betroffenen Kommunen mit den Folgen des Jahrhundertereignisses nicht alleine lassen zu wollen. „Schwer getroffen im Gebäudebestand der Stadt wurden außerdem unter anderem das Kolkmannhaus, die Volkshochschule Auer Schulstraße, Schauspielhaus und Wuppertaler Hof, außerdem einige Turn- und Sporthallen. Immerhin: Das Einwohnermeldeamt und die Stadtbibliotheken konnten heute den Betrieb wieder aufnehmen. Das Von der Heydt-Museum öffnet morgen, am Samstag, 17. Juli, wieder. Noch heute waren auch diverse städtische Gebäude ohne Strom (u.a. Haspel-Häuser, Verwaltungsgebäude Hans-Dietrich-Genscher-Platz)“, so die Verwaltung.

Lob vom OB: Oberbürgermeister Uwe Schneidewind freut sich über die Hilfsbereitschaft der Wuppertalerinnen und Wuppertaler: „Der Wunsch, mit anzupacken und zu helfen, ist riesig. Das macht Mut und auch stolz auf diesen Gemeinschaftsgeist der Stadt.“ Die Feuerwehr als Koordinierungsstelle für Helfereinsätze bittet unterdessen noch um ein wenig Geduld. Für viele Aufgaben sei es einfach noch zu früh, vor dem Aufräumen müsse das Wasser noch weiter zurückgehen, damit sichere Einsätze möglich seien. Geplant sei dann eine „Börse“ für Hilfsangebote und Unterstützungswünsche.

Verkehr: Die Reparatur der vom Wasser verursachten Straßenschäden läuft unter Hochdruck. Verkehrsdezernent Frank Meyer: „Es sind viele kleine und mittlere Schäden, aber Stand jetzt nichts Großes.“ Auch die Verkehrstechnik konnte laut Stadt weitgehend wieder in Betrieb gehen: „Alle Ampeln an den Hauptverkehrskreuzungen laufen wieder, wenn auch noch nicht komplett synchronisiert. Ausnahme ist die noch stromlose Anlage am Brausenwerth, die aktuell die Ausfahrt der Busse vom zentralen Busbahnhof am Döppersberg erschwert. Auch kleinere Anlagen in den Außenbereichen sind teilweise noch ausgeschaltet.“

Künftige Absicherung: Der Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt hofft, dass die von Land und Bund angekündigten Hilfen für die Betroffenen des Hochwassers schnell vor Ort ankommen. Gleichzeitig plädiert er für bezahlbare Versicherungspolicen. Mehr dazu: hier klicken!

Wahlkampf-Pause: Der Wuppertaler SPD-Vorsitzende Servet Köksal hat sich im Namen seiner Partei bei allen Hilfskräften bedankt, die in den vergangenen Tagen bis zur Erschöpfung im Einsatz gewesen sind. Er wolle ausdrücke, „dass wir Hochachtung haben vor Ihnen, die sich häufig in Gefahr für das eigene Leben gebracht haben, um andere in Sicherheit zu bringen. Wir wussten uns die gesamte Zeit über in guten Händen - und werden Euch Euren Einsatz nicht vergessen. Wenn diese schweren Zeiten vorbei und die Aufräumarbeiten beendet sind, werden wir uns als Wuppertaler SPD bei allen Hilfskräften persönlich bedanken!“. Köksal: „Wir wünschen allen Betroffenen, dass sie schnell Hilfe bekommen!“ Gleichzeitig appelliert er an die Wuppertalerinnen und Wuppertaler, sich nach Möglichkeit an den Spendenaktionen zu beteiligen: „Die Aufräumarbeiten dauern an. Besonders hart sind die Stadtteile Barmen, Heckinghausen und Langerfeld betroffen. Zum Glück haben wir in Wuppertal bislang keine Toten zu beklagen. In Gedanken sind wir bei den mindestens 106 Verstorbenen und ihren Angehörigen in NRW und Rheinland-Pfalz. Aus Anteilnahme und Respekt vor den Opfern setzen wir den lokalen Bundestagswahlkampf mehrere Tage aus.“

Schwebebahn-Start: Eigentlich sollte die Wuppertaler Schwebebahn nach der wegen Rad- und Gleisschäden seit Sommer 2020 andauernden Zwangspause zum Ende der Sommerferien wieder ihren Betrieb aufnehmen. Nach dem Hochwasser ist der Termin nun aber nicht mehr sicher. Mehr dazu: hier klicken!

Gute Arbeit: Auch der Malteser Hilfsdienst unterstützt die von den Unwetter-Folgen betroffene Bevölkerung in Wuppertal im Rahmen des Katastrophenschutzes bereits seit Tagen. So wurden nach erfolgter Alarmierung unverzüglich sämtliche Maßnahmen eingeleitet, um die Verpflegung für rund 450 Personen zu gewährleisten. Dabei stellte die Hilfsorganisation neben warmen Speisen, die zwischen 19:30 Uhr abends und 5:30 Uhr morgens nonstop zubereitet und ausgeteilt wurden, auch jede Menge Brötchen und Getränke zur Verfügung. Darüber hinaus wurden zwei Rettungsmittel für eine geplante, später jedoch wieder abgebrochene Altenheim-Evakuierung besetzt. Mit Lautsprecherdurchsagen im Hinblick auf eine durch Überlaufen der Wuppertalsperre drohende Flutwelle bemühten sich die Malteser außerdem, die Bevölkerung hinreichend zu warnen.

Zwischenfazit: Die Stadt Wuppertal hat am Freitag (16. Juli 2021) eine erste Bilanz der Schäden an den öffentlichen Einrichtungen gezogen. Ein Überblick: hier klicken!

A1: Sie ist zwischen Wermelskirchen und Leverkusen wegen des Hochwassers weiter gesperrt.

Spenden und Hilfsaktion: Der Caritasverband Wuppertal / Solingen bittet um Spenden für die Hochwasseropfer in Wuppertal. Das Spendenkonto: Caritasverband Wuppertal/Solingen e.V., Stichwort „Hochwasser Wuppertal“, Stadtsparkasse Wuppertal, IBAN DE15 3305 0000 0000 9188 88. Für Samstag (17. Juli 2021) hat der Caritasverband zudem eine Aktion für Beyenburg vorbereitet. Helfende Hände zum Aufräumen werden um 10 Uhr auf dem Beyenburger Schützenplatz erwartet. Hier koordinieren Mitarbeiterinnen der Caritas die weiteren Einsätze, Kontakt vor Ort unter Tel. 0160 / 7158566. Dabei geht es auch um das Verteilen von Lebensmitteln, die der Caritasverband dann nach Beyenburg liefert. Achtung: Beyenburg zu Fuß vom Wanderparkplatz an der B7 ansteuern und neben Schaufel, Eimer etc. unbedingt Handschuhe mitbringen!

Welle der Hilfsbereitschaft: Durch den am Donnerstag veröffentlichten Spendenaufruf der Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal sind bereits mehr als 30.000 Euro für die vom Hochwasser Betroffenen zusammengekommen. „Wir sind einfach überwältigt, wie schnell die Wuppertalerinnen und Wuppertaler reagiert haben, und bedanken uns ganz herzlich bei ihnen für ihre großzügige Hilfs- und Spendenbereitschaft“, so Gunther Wölfges, Vorstandsvorsitzender der „Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal“. Wer die in Not geratenen Wuppertaler Menschen unterstützen möchte, kann spenden über www.gut-fuer-wuppertal.de. Zudem gibt es ein Spendenkonto. Kontoinhaber: Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal, IBAN: DE43 3305 0000 0000 1157 09, BIC/SWIFT-Code: WUPSDE33XXX. Neben zahlreichen lokalen Initiativen hat auch Deutschlands größte Spendenplattform betterplace.org eine überregionale Aktion gestartet. Hier sind aktuell über 50.000 Euro zusammengekommen. Die „Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal“ erhält hieraus ebenfalls anteilig Unterstützung.

Pegel sinkt: Der Wupperpegel lag gegen 12:40 Uhr nach Angaben der Verwaltung noch 1,10 Meter über normal. „Momentan geht das Wasser um 10 Zentimeter pro Stunde zurück“, heißt es.

Weltweites Mitgefühl: Gute Wünsche kommen aus den Partnerstädten Liegnitz und Beer Sheva: Per Telefonat und Schreiben haben die Oberbürgermeister der beiden Städte ihre Anteilnahme versichert und im Falle von Liegnitz auch ihre Hilfe bei der Bewältigung der Folgen des Starkregens angeboten.

Kunst: Das Von der Heydt-Museum öffnet ab Samstag (17. Juli) 11 Uhr, wieder für Besucherinnen und Besucher. Wegen des Hochwassers war das Haus vorsorglich geschlossen worden. Am Sonntag (18. Juli) ab 11.30 Uhr gibt es eine öffentliche Führung durch die Ausstellung „Goldene Zeiten. Die Sammlung niederländischer Kunst und ihre Geschichte(n)“. Die Online-Tickets dazu sind ausgebucht, es gibt aber dafür 30 Minuten vorher an der Kasse noch zehn Tickets im freien Verkauf. Kosten: 14 Euro inklusive Eintritt. Auch die Kunsthalle Barmen öffnet wieder am Sonntag. Dort ist die Ausstellung „Philipp Fröhlich – Märchen“ zu sehen.

Öffnungen: Die Wuppertaler Schwimmoper kann wieder Gäste begrüßen. Sie öffnet am Freitag ab 14 Uhr wieder. Der Parkplatz des Gartenhallenbades Langerfeld steht zum Parken vorübergehend nicht zur Verfügung. Das Gartenhallenbad selbst ist aber geöffnet. Tickets können online oder an den Kassenautomaten der Bäder erworben werden. Die „OperKombiCard“ kann wieder genutzt werden. Die Zentralbibliothek und die Stadtteilbibliotheken sind wieder zu den üblichen Öffnungszeiten erreichbar.

Keine Verhandlungen: Land-, Amts- und Arbeitsgericht in Wuppertal bleiben bis einschließlich 23. Juli 2021 wegen der aktuellen Hochwasserlage und der damit verbundenen Unterbrechung der Stromversorgung geschlossen. Ein Betreten der Gebäude ist nicht möglich. Eingerichtet wurde ein bezirklicher Eil- und Bereitschaftsdienst. Besonders eilige Anträge nimmt das Amtsgericht Solingen entgegen. Der Sitzungsbetrieb ist ebenfalls bis einschließlich 23. Juli eingestellt. Bis dahin anberaumte Sitzungen finden nicht statt. Benachrichtigungen über Terminaufhebungen erfolgen nicht. Das Wuppertaler Land-, Amts- und Arbeitsgericht sind derzeit weder telefonisch noch per Fax oder E-Mail erreichbar.

Pumpen laufen: Das Technische Hilfswerk in Wuppertal befindet sich nun am dritten Tag in Folge im Vollalarm. 85 Einsatzkräfte aus den Ortsverbänden Wuppertal, Osterode, Minden, Haltern am See, Göttingen und Nordheim sind im Einsatz, weitere Kräfte aus Bochum auf dem Weg zu uns. Das THW hat die Einsatzstelle Justizzentrum an die Feuerwehr übergeben, dort wird weiter das Untergeschoss leergepumpt. Das Altenheim Auf der Bleiche ist inzwischen vom Wasser befreit und wurde den Betreibern übergeben. Das gilt auch für das Opernhaus und das Senirenheim Wuppertaler Hof. Das THW beginnt nun mit der Schadenbekämpfung bei einem Gewerbebetrieb auf der Öhder Straße.

Weiteres Spendenkonto: Denen zur Seite stehen, deren finanzielle Notlage jetzt besonders groß ist, will auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Geschäftsführer Frank Gottsmann: „Wir bitten alle, die können und wollen, unsere Hilfsaktion zu unterstützen. Alles, was gespendet wird, kommt bei den Bedürftigen an.“ Für AWO-Spenden mit dem Stichwort „Hochwasser Wuppertal“ stellt die Stadtsparkasse das Konto mit der IBAN DE 74 3305 0000 0000 1157 33 zur Verfügung.

Freie Fahrt: Im Sonnborner Kreuz (A46 und A535) sind wieder alle Verbindungen befahrbar. Zuvor hatte die Autobahn GmbH Rheinland wegen der Wetterlage drei Verbindungen gesperrt.

Absage: Da der Elberfelder „Kitchen Klub“ am Freitag (16. Juli) wegen der Starkregen-Folgen nicht öffnen kann, ist auch die von der Stadt geplante Impfaktion vor der Diskothek abgesagt. Die Stadt prüft, ob ein Nachholtermin möglich ist.

Zugverkehr: Die Abschnitt Köln–Wuppertal–Hagen–Dortmund ist weiterhin nicht befahrbar. Es kommt zu zahlreichen Zug- bzw. Haltausfällen.

Wirtschaft: Um Unterstützung der von der Flutkatastrophe geschädigten Betriebe bitten Henner Pasch, Präsident der Bergischen IHK, und IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge die Unternehmen im Städtedreieck: „Schnelle und unbürokratische Hilfe ist dringend notwendig, um den betroffenen Unternehmen eine Perspektive zu geben. Viele hatten gerade erst begonnen, sich von den Folgen der Corona-Lockdowns zu erholen.“ Die IHK hat ein eigenes Konto für Spenden an Betriebe eingerichtet, deren Existenz durch die Flut nachhaltig gefährdet wurde. Dabei geht es vor allem um Schäden, die von Versicherungsleistungen oft nicht abgedeckt werden. Zugleich ruft Pasch dazu auf, die bestehenden Geschäftskontakte zu hochwassergeschädigten Unternehmen nicht abreißen zu lassen. Die Gelder werden von der IHK unmittelbar an die Betroffenen weitergeleitet. Über die Verteilung wird ein dafür eingerichtetes Gremium aus Unternehmerinnen und Unternehmern entscheiden. Unternehmen können ihre Spende auf folgendes Konto überweisen: Bergische IHK, IBAN: DE21 3305 0000 0000 1157 17, BIC: WUPSDE33XXX, Stichwort: „Hochwasserhilfe“. Die Kontodaten sind auch unter www.bergische.ihk.de zu finden.

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