Kommentar zur Halbzeitbilanz von OB Schneidewind Reden ist Gold

Wuppertal · Am Montagabend war Oberbürgermeister Uwe Schneidewind in der Politischen Runde der VHS. Thema: seine Halbzeitbilanz. Die fiel nicht nur golden aus – schon allein wegen des (bundesweiten) PR-Debakels in Sachen „Goldene Bänke“ in der Herzogstraße.

 Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.

Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.

Foto: Christoph Petersen

Aber: Der Oberbürgermeister hat sich sehr anständig verkauft, hat Führungs- und Vertrauensfehler eingeräumt, hat deutlich geschildert, wie anders die Rathaus-Welt ist, wenn man von draußen in sie eintritt – und er hat deutlich gemacht, dass er „mit großer Zuversicht auf Halbzeit Nr. 2“ schaut.

Der Wirtschaftswissenschaftler und Ex-Wuppertal-Institut-Chef hat übrigens auch nahezu komplett auf die mantrahaften Visionärs-Sprechblasen à la „Transformation“, „Zukunftskunst“ & Co. verzichtet.

Das lag nicht zuletzt am sehr zahlreich erschienenen Publikum, das vom Stadtchef weniger Konzeptionelles als vielmehr Konkretes dazu hören wollte, was den Wuppertalerinnen und Wuppertalern zurzeit so auf den Nägeln brennt: „Goldene Bänke“, Moschee-Neubau an der Gathe, Altschuldenfonds, Kulturförderung, BUGA contra Pina-Bausch-Zentrum oder doch beides (Schneidewind: „Auf jeden Fall beides!“), Talradweg entlang der Wupper, Langerfeld-Trasse, L 419-Ausbau auf der Parkstraße, der Zustand des ÖPNV – und natürlich die Situation in der Poststraße. Dazu ein Schneidewind-O-Ton: „Ein absolut abseitiges Erscheinungsbild. Da fällst du in Ohnmacht.“

Was sich aber an diesem Abend in der VHS vor allem gezeigt hat – und damit auch als Lehre aus der ersten Schneidewind-Halbzeit gelesen werden kann: Reden ist Gold. Oder anders ausgedrückt: Ohne regelmäßige, intensive Kommunikation geht es nicht, um die Bürger mit ins Boot zu bekommen.

Wenn – wie am Montag – jemand intensiv erklärt, Hintergründe, Zeitabläufe, Förderrichtlinien schildert und live um Verständnis wirbt, ist schon viel gewonnen.

Es wird sich mit einer solchen offensiven Kommunikation (die eigentlich selbstverständlich sein sollte, die es aber schlicht nicht gibt) nicht jedes Problem und nicht jeder Vorbehalt auflösen lassen. Denn es läuft ja auch eine wirklich bedeutende Menge von Sachen im Rathaus und drumherum zu langsam – oder gar wirklich schief.

Wenn aber nicht (oder viel zu spät) kommuniziert wird, ist es ganz schnell richtig zappenduster in Sachen Stimmung bei den Leuten. Und die Frage, ob es, was das angeht, nicht schon zu spät ist, steht in Großbuchstaben im Raum. Zurecht, wie ich finde.

Die Menschen dieser Stadt wollen (und sollten auch) rechtzeitig wissen, was passiert, warum es passiert, wie das aussieht, was passieren soll – und wie lange das dauern wird, was passiert. Aber leider gibt es keine professionelle, verlässliche und auf Geschwindigkeit zugeschnittene Kommunikationsstrategie der Stadt(-verwaltung). Vor allem gibt es die nicht in Sachen Social Media, womit besonders schnell reagiert werden könnte.

Das Problem, dass allzu viele das Gefühl haben, es werde über ihre Köpfe und an ihnen vorbei entschieden sowie die Bürgerschaft nicht ausreichend informiert, gab es schon bei OB Mucke. Besser geworden ist das trotz „Machtwechsel“ nicht.

Immer wieder wird gefragt, was eigentlich das personell üppig ausgestattete Schneidewind-OB-Büro so macht. Wie wär’s mit einer Kommunikationsoffensive?

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