Interview: Schlechter Start für den neuen Dezernenten? "Kein Transparenzdefizit"

Wuppertal · In einem Monat tritt Panagiotis Paschalis seine Stelle als Dezernent für Bürgerbeteiligung an. "Transparenz schaffen" sei dabei ein zentrales Element, sagt er. Dass Paschalis genau die bei der Gestaltung seines neuen Dezernats vermissen ließ, werfen ihm Grüne und FDP vor, seit bekannt wurde, dass dafür zwei zusätzliche Stellen geschaffen werden sollen.

Er kommt nicht mit fertigem Konzept, sondern will flexibel bleiben: Panagiotis Paschalis.

Foto: Raina Seinsche

Nicole Bolz sprach mit Paschalis über sein neues Amt.

Herr Paschalis, können Sie den Ärger um die neuen Stellen in Ihrem Dezernat verstehen?

Nein, aber es ist ja Wahlkampfzeit... Es kann doch niemanden überraschen, dass ein neues Dezernat auch angemessen ausgestattet werden muss.

Dann stand schon länger fest, dass Sie zusätzliches Personal benötigen?

Im Rahmen meiner Beschäftigung mit der neuen Aufgabe wurde einfach deutlich, dass es notwendig ist, um das Thema in der Verwaltung dauerhaft zu verankern. Ich habe es als selbstverständlich unterstellt, dass man das genau so sieht. Und Herr Slawig hat dem zugestimmt.

Um was für Stellen handelt es sich dabei?

Zum einen um eine Stelle im Sekretariat sowie die der Büroleitung. Beide wurden intern ausgeschrieben. Zum anderen benötige ich zwei Mitarbeiter, die das Thema Bürgerbeteiligung mit umsetzen. Das erfordert ein sehr spezielles Profil, daher sind die Stellen auch extern ausgeschrieben. Ich würde mich allerdings sehr freuen, wenn auch Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung sich angesprochen fühlen und bewerben.

Was für Qualifikationen müssen diese Bewerber denn mitbringen?

Ein Studium der Politik oder Soziologie sowie Erfahrung in einer Kommune oder an einer Universität. Sie sollten mit Beteiligungsprozessen vertraut sein. Ihre Aufgabe ist es, als Schnittstelle zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik zu agieren und durch ihr Know-how beizutragen, eine neue Beteiligungskultur zu entwickeln. Die Stellen sind auf zwei Jahre befristet, das ist die flexibelste und kostengünstigste Möglichkeit, dieses wichtige Thema adäquat umzusetzen. Entscheidend ist die Verankerung der gesammelten Erfahrungen in unserer Stadt.

Haben Sie ein Konzept für diese völlig neue Aufgabe entwickelt?

Ich habe mich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und habe klare strategische Vorstellungen entwickelt. Operativ möchte ich allerdings flexibel auf die Situation in unserer Stadt und den daraus resultierenden Anforderungen reagieren. Nicht zuletzt weil die Bürgerschaft und die anderen Beteiligten bei der Entwicklung von Regeln und Formaten von Bürgerbeteiligung mitwirken müssen.

Wo liegt denn Ihr Ansatz?

Wuppertal hat eine sehr aktive und starke Bürgerschaft, die schon Hervorragendes auf den Weg gebracht hat. Das ist ein unglaubliches Potenzial für die Stadt, das man aber noch viel besser nutzen könnte, wenn man es in andere Strukturen lenkt.

Wie?

Die Bürger sollen sich stärker einbringen können, in Projekte einbezogen werden und vor allem mit ihren Anliegen gehört werden. Dafür müssen Formen und Regeln entwickelt werden.

Warum ist in der Vergangenheit vieles in dieser Hinsicht so schlecht gelaufen? Aus Unwissenheit oder aus politischem Kalkül?

Vieles war gut gemeint, doch mangels klarer Regeln geraten die Prozesse schnell aus dem Ruder — das ist nicht nur in Wuppertal so. Die Kommune ist die Keimzelle der Demokratie — unser Umgang miteinander ist wichtig. Ich will für frühzeitige Information und Transparenz in Projekten sorgen, wo es sie bisher nicht gegeben hat. Meine Rolle ist es, Verfahren, Prozesse und eine Kultur zu etablieren die jederzeit eine angemessene Bürgerbeteiligung ermöglichen.

Haben Sie nach diesen eigenen Maßstäben bezüglich der Ausstattung Ihres Dezernats auch transparent gehandelt?

Ja, ich sehe da kein Transparenzdefizit. Ich empfinde das als künstliche Aufregung in Wahlkampfzeiten. Damit muss man leben. Ich gehe optimistisch, ziel- und sachorientiert an die neue Stelle und möchte mir das Vertrauen der Menschen erarbeiten. Aber ein wenig Vertrauensvorschuss wäre toll.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)