Freiwillige vor!

Wuppertal · Seit den 1970er Jahren vermittelt der Internationale Bund (IB) im Bergischen Städtedreieck junge Menschen in Freiwilligendienste. Eine gute Chance, in einen Beruf zu schnuppern, sagte eine, die genau das gemacht hat.

Unterstützt von Julia Reithmeier (im Hintergrund) vom Internationalen Bund hat Viktorija Gontarenko ihre beruflichen Ziele klarer erkennen können. Der IB sucht aktuell noch Freiwillige für rund 100 Stellen.

Foto: Florian Schmitz

Die Nachfrage seitens der Unternehmen steigt: In den letzten sechs Jahren hat sich die Zahl der Stellen für Freiwillige in Wuppertal und Umgebung mehr als verdoppelt. Aktuell sind es 270 Plätze, die in Einrichtungen mit gemeinnützigem Hintergrund vergeben werden. "Der Bedarf seitens der Unternehmen ist da", sagt Koordinatorin Julia Reithmeier. Es gibt noch rund 100 freie Stellen, die der IB im Tal, Solingen, Remscheid und den Kreisen Mettmann und Ennepetal anbieten kann.

Das gilt für beide Arten des Freiwilligendienstes: Das seit fünf Jahrzehnten etablierte Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und den Bundesfreiwilligendienst (BFD), der eingeführt wurde, als 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt wurde.

Möglich sind viele Arten des freiwilligen Einsatzes — von der Frühpädagogik im Kindergarten bis zur Pflege im Altenheim. Große Träger sind zum Beispiel die Diakonie oder die Helios-Krankenhäuser. Aber auch Initiativen wie Utopiastadt am Mirker Bahnhof sind mit FSJlern bestückt, die sich zum Beispiel um Veranstaltungen und Kindergruppen kümmern. Das "Jahr" dauert mindestens sechs und maximal 18 Monate.

"Für viele Freiwillige ist es ein Plan B, weil sie nach der Schule noch nicht genau wissen, was sie beruflich machen wollen", sagt Julia Reithmeier. Oder sie wollen ausprobieren, ob ein Job der richtige für sie ist. So war es auch bei Viktorija Gontarenko. Die 20-Jährige ist noch bis Ende des Monats FSJlerin an der Grundschule Marienstraße. "Ich hatte Probleme, mich zu entscheiden. Heute würde ich jedem raten, dann sofort ein FSJ anzufangen. Man erkennt, ob man einen Beruf wirklich ausüben will", sagt sie. Als Kind wollte sie immer Lehrerin werden. Im letzten Jahr konnte sie ausprobieren, ob das tatsächlich etwas für sie ist. Und nach dem Freiwilligenjahr möchte sie gerne in Wuppertal Lehramt studieren.

Der berufliche Durchblick ist nicht allein entscheidend. Vor allem Fähigkeiten, die man nicht aus Büchern lernt, habe sie mitgenommen: "Selbstsicher zu sein, ein anderes Auftreten zu haben, besser organisiert zu sein und Verantwortung zu tragen", sagt Viktorija Gontarenko, die an der Grundschule hauptsächlich eine zweite Klasse und den offenen Ganztag mitbetreut hat.