"jung und politisch" mit Jonas Klein „Dass Barmen schön is’, haste auch?“

Wuppertal · Die GroKo löst sich auf, im Stadtrat weht plötzlich ein anderer Wind. Auch Wuppertals junge Politiker machen sich Gedanken, schließlich sind sie diejenigen, die in einigen Jahren eventuell auf den Stühlen von Mucke, Müller und Co. sitzen werden.

 Jonas Kleins Opa war ein „Soze durch und durch“ und Jonas großes Vorbild. Trotzdem hinterfragt der junge Wuppertaler seine Partei. Das hat ihm sein Opa schließlich so beigebracht.

Jonas Kleins Opa war ein „Soze durch und durch“ und Jonas großes Vorbild. Trotzdem hinterfragt der junge Wuppertaler seine Partei. Das hat ihm sein Opa schließlich so beigebracht.

Foto: Max Höllwarth

Wir haben gefragt, was sie sich für Wuppertals Zukunft erträumen und wieso sie freiwillig viele Stunden ihrer Freizeit in vermeintlich dröges Politikmachen investieren. Im zweiten Teil lädt uns Jonas Klein von den Jusos ein, ins Café Moritz nach Barmen.

Am Morgen ein Parteitermin, am Abend eine Sitzung, dazwischen ein Seminar an der Uni und ein Gespräch mit der Rundschau. Für Jonas Klein, Vorsitzender der SPD-Jugendorganisation Jusos, ein ganz normaler Tag. Anstrengend ist es manchmal. Aber würde es ihm keinen Spaß bringen, dann würde er es auch nicht machen. Komisches Hobby, sagen seine Freunde über sein politisches Engagement. Jonas Klein kann das verstehen. Anstatt beim Fußball verbringt der 21-Jährige seine Zeit in "Sitzungen, Sitzungen, Sitzungen". Einen langen Atem braucht er dafür. Den hat er auch. Mit 15 Jahren ist er den Jusos beigetreten. Sein Opa nahm ihn mit zu seiner ersten Sitzung. Der war "ein Soze durch und durch." Und Jonas Kleins größtes politisches Vorbild.

Spricht Jonas von seinem Opa, leuchten seine Augen in Erinnerung an ein riesiges Arbeitszimmer mit hohen Bücherregalen, in der Mitte ein großer Sessel, in dem der Opa sitzt und Geschichten erzählt. Darüber, wie er aus der SPD geworfen wurde, weil er zu links war und wie er zusammen mit seiner Ehefrau die Ostermärsche organisierte. Mit seinem 15-jährigen Enkel diskutierte der Sozialdemokrat über Politik, forderte ihn auf nachzudenken und sich selbst eine Meinung zu bilden, Strukturen zu hinterfragen.

Das hat Jonas Klein geprägt. "Wie auch mein Opa bin und bleibe ich im Herzen Sozialdemokrat, die Frage ist nur, in welchem Verein", sagt er. Aktuell zumindest sind es die Jusos, also die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD. Noch ganz frisch ist die Wiederwahl, die ihn zum dritten Mal im Amt des Vorsitzenden bestätigte. Aber auch hier hinterfragt der 21-Jährige. In der Stellungnahme der Jusos zur Auflösung der Groko fordert er die SPD auf zu reflektieren.

Und wo wir schon beim Thema sind: Eine neue große Koalition wünscht sich der Juso nicht. Er persönlich sieht die Nähe seiner Partei viel mehr zu den Grünen als zur CDU. Ganz pauschal erhofft er sich für seine Stadt aber einfach nur das Beste. Denn mit Wuppertal ist er tief verbunden. Als Treffpunkt für das Gespräch mit der Rundschau wählte er das Café Moritz. Ein Ort, der für ihn sozusagen für das große Ganze steht, der zeigt, dass Barmen "eine kleine Schönheit ist".

Sein Herz hängt an Wuppertals Osten, und somit auch am Aussichtspunkt an der Oberen Lichtenplatzer Straße, an dem er sich gern im Sommer mit Freunden auf ein Bierchen trifft.

Denn das macht der 21-Jährige neben der ganzen Politik und dem Studium zum Glück auch: Bier trinken, schwimmen gehen und sich mit seiner Freundin treffen. Bisher plant Jonas seine Zukunft so, dass er als Lehrer an einem Gymnasium unterrichten wird, im besten Falle in Wuppertal. Was er auf keinen Fall will, ist "von Anfang an in die Seilschaften der Politik zu geraten".

Dass seine Zukunft trotzdem eine politische sein könnte, ist für ihn aber durchaus denkbar. "Ich sag' mal so", führt der junge Wuppertaler mit den blassblauen Augen aus, "es gibt zwei Arten von Menschen in den Parteien. Die einen möchten für sich selbst etwas erreichen, die anderen, die treten aus Überzeugung in eine Partei ein."

Jonas Klein zählt sich selbst zur zweiten Sorte. "Ich möchte etwas in der Gesellschaft ändern und werde niemals kandidieren, wenn es jemanden gibt, der die Aufgabe besser kann als ich", sagt er. Bisher scheint es bei den Jusos aber keinen Besseren zu geben. Und deshalb macht der junge Barmer weiter, diskutiert zwei Mal in der Woche in langen Sitzungen über Thesenpapiere und erarbeitet mit den restlichen Jusos ein Kommunalwahl-Leitfaden "light". In dem steht, wie die jungen Politiker Wuppertal verändern wollen. Zum Beispiel? "Die Bundesgartenschau. Die finden wir gut, sie sollte aber auf jeden Fall nachhaltig sein."

Mittlerweile klebt nur noch getrockneter Milchschaum in seiner Cappuccino-Tasse. Er wirkt zufrieden. "Lokalpatriotismus haben wir, dass Barmen schön is', haste auch...?" Der junge Wuppertaler hat alles gesagt. Schließlich muss er jetzt auch weiter, hoch zum Campus Grifflenberg. Doch vorher haben wir noch eine Bitte an ihn. Und zwar, dass er für uns einen Satz vervollständigt. "Wuppertal hat Zukunft, weil…" Das Ergebnis sehen Sie in unserem Video.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort