Hochwasser-Katastrophe im Juli 2021 Gutachten entlastet Wupperverband

Wuppertal · Ein Gutachten von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen entlastet den Wupperverband mit Blick auf die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021. Darin heißt es, der Verband habe korrekt gehandelt und größere Schäden verhindert.

 Vor allem Beyenburg wurde vom Hochwasser schwer getroffen.

Vor allem Beyenburg wurde vom Hochwasser schwer getroffen.

Foto: Daniel Könen

Der Verbandsrat, das Aufsichtsgremium des Wupperverbands, hatte das Gutachten bei dem Wissenschaftler in Auftrag gegeben. Die drei zentralen Ergebnisse:

• Die Talsperren der Wupper sind während des Extremregenereignisses 2021 richtig bewirtschaftet worden. Auch eine stärkere Vorentlastung hätte das Überflutungsereignis nicht verhindern können. Die Überflutungen – vor allem im Unterlauf der Wupper – sind maßgeblich durch die Regenmengen und Abflüsse aus dem nicht von Talsperren beeinflussten Bereich des Verbandsgebiets zurückzuführen. Der Wupperverband hätte diese folglich nicht verhindern können.

• Die Regenmengen am 14. Juli 2021 waren in ihrer Dimension und flächendeckenden Ausprägung für das Wuppergebiet anhand der maßgeblichen Prognosen nicht vorhersehbar. Die Niederschlagsprognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ergaben keinen Grund zur verstärkten Vorentlastung insbesondere der Wupper-Talsperre. Trotzdem wurde vom Wupperverband vorsorglich Freiraum als Puffer geschaffen für ein stärkeres Ereignis als prognostiziert.

• Der Wupperverband hat auf die verfügbaren Prognosen im Vorfeld angemessen reagiert sowie die Talsperren während des Extremregenereignisses wasserwirtschaftlich sinnvoll gesteuert. Die Talsperren haben durch Rückhalt von Speichervolumen sowie Seeretention signifikante Wassermengen zurückhalten und so die Schäden des Hochwassers vermindern können. Ohne die Talsperren wären größere Schäden entstanden.

Claudia Fischer (Verbandsratsvorsitzende des Wupperverbandes): „Dass das Gutachten den Wupperverband in allen untersuchten Punkten eindeutig entlastet und zugleich richtiges wie verantwortungsvolles Handeln bescheinigt, nimmt uns allen eine große Last von den Schultern.“

Niemand sei bei diesem Thema frei von Emotionen. Umso wichtiger seien die neutrale, wissenschaftlich korrekte Aufarbeitung sowie die Transparenz dieser Arbeit. „Nun gilt es, mit dem unlängst vorgestellten ,Zukunftsprogramm Hochwasserschutz‘ den Blick verantwortungsvoll nach vorn zu richten und auch die Empfehlungen von Herrn Prof. Dr. Schüttrumpf im Hinblick auf Klimawandel, Pegelwesen oder eine KI basierte Talsperrensteuerung für künftige Starkregenszenarien umzusetzen“, so Fischer.

Vor allem zwei wichtige Punkte seien im Umfeld des Extremregen-Ereignisses deutlich geworden: Die Region müsse sich intensiv mit der Frage beschäftigen, inwiefern klimatische Veränderungen das Wassermanagement im Verbandsgebiet beeinflussen. Das gelte für Extremregenereignisse ebenso wie für die Gefahren zunehmender Trockenperioden.

Die Vorjahressommer 2018 bis 2020 waren so trocken wie lange nicht. Und die ohne die gezielte Wasser-Steuerung durch die Talsperren hätte die Wupper trocken fallen können – mit fatalen Folgen für die Umwelt, die Menschen und die Wirtschaft in der Region. Vor dem Hintergrund dieser beiden Extrempole seien bestehende Kennzahlen und Regelungen kritisch zu hinterfragen und entsprechend anzupassen.

Darüber hinaus sei „Fakt, dass der Wupperverband einen wichtigen Teil zum Schutz der Bevölkerung leistet“. Für funktionierenden Hochwasserschutz und Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels spielten jedoch verschiedene Protagonisten eine wichtige Rolle. Die Alarm-Kette, die während des Extremregenereignisses im Juli 2021 kritisiert wurde, sei hierfür nur ein Beispiel neben anderen.

Umso wichtiger sei es, dass das Zukunftsprogramm Hochwasserschutz nicht nur Punkte beinhalte, die der Wupperverband selbst direkt in Angriff nehmen könne. „Es beinhaltet auch, dass der Wupperverband Impulse setzen wird, wie das Wassermanagement im Verbandsgebiet gemeinsam mit anderen Stellen oder durch diese anderen Stellen besser bzw. angepasster sein kann“, heißt es.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort