Seth Villagomez aus Utah nimmt nach neun Monaten Abschied von Wuppertal Heimweh? Bis jetzt nicht!

Wuppertal · "Nein, Heimweh nach Utah habe ich bisher nicht gehabt" — Seth Villagomez, 15-jähriger US-Schülerstipendiat aus der Stadt South Jordan, lächelt und schaut aus dem Hatzfelder Fenster, zeigt auf die südlichen Wuppertaler Höhen.

 Seth Villagomez (links) zusammen mit dem Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Hintze und seiner „Gastmutter“ Gudrun Karthaus beim Besuch im Berliner Reichstag.

Seth Villagomez (links) zusammen mit dem Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Hintze und seiner „Gastmutter“ Gudrun Karthaus beim Besuch im Berliner Reichstag.

Foto: Diana Kinnert

"So viel Grün haben wir bei uns in Utah nicht."

Gastmutter Gudrun Karthaus, von Beruf Englischlehrerin, korrigiert den Schüler nach neun Monaten Aufenthalt in Wuppertal in Sachen deutscher Grammatik selten. Neues aus der für einen US-Boy "alten Welt" saugt der Schüler förmlich auf. Was wusste er vor seinem Schülerstipendiat über Deutschland? "Die essen Bratwurst, Sauerkraut, Wiener Schnitzel, tragen Lederhosen und waren die Kriegsgegner im Zweiten Weltkrieg."

Diese Klischees änderten sich schnell, als der High-School-Absolvent sich in seiner Heimatstadt South Jordan, die 29 Kilometer von der Utah-Hauptstadt Salt Like City entfernt liegt, für das Parlamentarische Partnerschaftsprogramm von Deutschem Bundestag und US-Kongress bewarb — zusammen mit 400 anderen Jugendlichen.

Seth Villagomez gehörte zu den 50, die die Bewerbungsprüfung bestanden. Euphorisch lernte der sprachbegabte Schüler noch in der Heimat die ersten deutschen Vokabeln mit Hilfe seines Handys. Es folgte ein vierwöchiger Sprachkurs in einem Deutsch-Camp in Mitteldeutschland. Dann kam der sympathische junge Mann nach Wuppertal zu seinen Gasteltern. Gudrun Karthaus und deren Tochter Dorothee sprechen von einem Glücksfall: "Seth ist ein ganz toller, aufgeschlossener Junge."

Auf dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium besucht der junge Amerikaner die zehnte Klasse. Eine kurze schulische Unterbrechung gab's für einen Berlin-Besuch auf Einladung des Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Hintze, der auch Bundestags-Vizepräsident ist. Hintze empfing den US-Schüler im Reichstag zu einem persönlichen Gespräch.

Schon in Wuppertal hatte Seth den Politiker in der CDU-Geschäftsstelle kennen gelernt. Über die Politik in seiner Heimat hat Seth ganz klare Ansichten: "Donald Trump darf nicht US-Präsident werden!" Übrigens: In dem Mormonenstaat Utah, der vor allem für seinen Salzsee weltbekannt ist, verlor bei den Demokraten-Vorwahlen Hillary Clinton gegen Bernie Sanders — und bei den Demokraten setzte sich der Erzkonservative Ted Cruz gegen Donald Trump durch.

Am 14. Juni geht es zurück in Heimat. Seth lächelt entspannt. Für Gudrun Karthaus, die ihren Ehemann verlor, wird es aber, das gibt sie zu, schon eine sehr schwere Trennung werden. Seth Villagomez nimmt die "deutsche Mutter" liebevoll in dem Arm: "Wir werden über Skype weiter in Kontakt bleiben", verspricht der junge Mann aus vollem Herzen.

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