Weltfrauentag „Frauen sind selbstbewusster geworden“

Wuppertal · Die Fraktionsvorsitzenden sind beide bei der Anfrage verblüfft. Nein, kein Scherz. Wir wollen dieses Mal nicht mit Frauen über Frauen sprechen, sondern mit den Fraktionsvorsitzenden der zwei größten Parteien im Wuppertaler Stadtrat über Chancengleichheit in der Politik. Ist das wirklich so abwegig? Redakteurin Nina Bossy trifft sich mit mächtigen Männern zum Weltfrauentag.

 Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Müller.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Müller.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Rundschau

Rundschau: Herr Müller, gibt es etwas, was Sie an Frauen in der Politik besonders schätzen?

Müller: Dass sie Widerworte geben (lacht). Nein, tatsächlich sehe ich keinen Unterschied zwischen Mann und Frau.

Rundschau: Warum sind dann im Rat nur drei von 19 CDU-Sitzen von Frauen besetzt?

Müller: Das liegt meist an den persönlichen Verhältnissen, in denen Frauen leben. Ihnen fehlt oft die Zeit, um sich politisch zu engagieren. Frauen sind auch heute noch stark belastet. Dieser Umstand lässt sich lange diskutieren, aber Fakt ist, dass, wenn Kinder da sind, sich oft vorrangig die Frauen um sie kümmern.Sie sagen, Sie machen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Rundschau: Tatsächlich bemühen sich CDU und Grüne um eine OB-Kandidatin. Wenn das Geschlecht maßgebend ist, ist das nicht auch wieder Diskriminierung und warum wählt man nicht nach reiner Qualität aus?

Müller: Frauen sind in der Politik unterrepräsentiert, deshalb wäre eine Kandidatin wünschenswert. Das ist aber ein reiner Wunsch, denn tatsächlich schauen wir auch nach geeigneten Männern, und letztlich entscheidend ist die Qualität. Frauenquote – ein Konzept, das Ihnen zusagt?Es sagt mir gar nicht zu. Qualifizierung soll entscheidend sein. Aber ich sehe die politische Notwendigkeit.

Rundschau: Sie sind 68 Jahre alt. Aus Ihrer Beobachtung: Welche Hindernisse haben sich früher den Frauen in den Weg gestellt und welche sehen Sie heute?

Müller: Frauen sind selbstbewusster geworden, sind beruflich aktiver und haben dadurch einen viel weiteren Horizont. Das war früher gar nicht selbstverständlich, Hausfrau zu sein war für viele Frauen erstrebenswert.

Rundschau: Welcher Gedanke geht Ihnen zum Weltfrauentag durch den Kopf?

Müller: Ich wünsche mir, dass Frauen bessere Möglichkeiten haben, sich ihre beruflichen Träume zu erfüllen.

Dafür brauchen wir eine bessere U3-Betreuung, die Mütter noch selbstständiger und unabhängiger macht.

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