Laut Feststellungen warb der Angeklagte mit Prämien gezielt um Schüler, die leistungsberechtigt für "Hartz IV" waren. Die konnten Nachhilfe vom Jobcenter bezahlen lassen. Die meist mehr als 100 Stunden für Deutsch, Englisch, Mathe rechnete der Angeklagte direkt mit dem Jobcenter ab. Zum Unterricht kamen die Schüler aber nicht oder nur wenige Male. In einem Fall habe der Angeklagte eine Frau als Deutschlehrerin genannt, die selbst die Sprache nicht beherrschte.

Der Vorsitzende Richter bezeichnete den 24-Jährigen ausdrücklich als "Musterangeklagten": "Er hat sehr zur Aufklärung beigetragen." Er habe bereitwillig sogar Taten zugegeben, die anhand der Zeugenaussagen womöglich schwer zu beweisen gewesen wären. Andererseits sei die kriminelle Energie erheblich gewesen: "Ab einem gewissen Punkt hatte er jede Hemmung verloren."

Der Mann hatte angebenen, er habe sich ein Unternehmen aufbauen wollen. Zuvor habe er selbst ohne Schulabschluss Hartz IV bezogen. Die Masche mit dem Jobcenter sei lohnend gewesen, weil die Behörde pro Stunde ein Viertel mehr zahlte, als private Kunden: 20 statt 16 Euro.

Das Gericht hat von 118 Anklagepunkten 85 Taten als sicher nachgewiesen gewertet. Dem 24-Jährigen werden 11 Monate Untersuchungshaft angerechnet. Laut eigener Auskunft ist er durch seine Taten hoch verschuldet. Das Gericht hat ihn auf freien Fuß gesetzt, bis das Urteil rechtskräftig wird. Der Mann kann sich gute Chancen ausrechnen, bald nach Haftantritt in den offenen Vollzug zu wechseln und dann arbeiten zu dürfen.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte ab 2014 für den überwiegenden Teil der Betrügereien in Wuppertaler Nachhilfeschulen verantwortlich gewesen sein.