Interview: Schwester Michael ist die letzte Borromäerin der Kliniken St. Antonius "Die Ideale weitergeben"

Wuppertal / Trier · Früher waren sie im Klinikalltag von St. Josef ständig präsent, die Borromäerinnen in ihrer schwarzen Ordenstracht. Jetzt kehren zum Ende des Monats vier Schwestern aus Altersgründen ins Mutterhaus nach Trier zurück.

 Schwester Michael.

Schwester Michael.

Foto: Raina Seinsche

Lediglich Schwester Michael bleibt noch im Dienst. Mit ihr sprach Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä über die Zeit in Wuppertal.

Seit wann arbeiten Borromäerinnen in Wuppertal?

Schwester Michael: Bereits 1856 kamen drei Schwestern hierher. Sie lebten damals unter sehr ärmlichen Verhältnissen. Damals betreuten sie das Armen- und Waisenhaus.

In den folgenden Jahren nahm die Anzahl Ihrer Mitschwestern stetig zu?

Schwester Michael: Ja, mit 35 Schwestern war der Höchststand erreicht, sie arbeiteten in allen Bereichen, Pflege, Küche, Verwaltung, aber auch in medizinischen Fachberufen. Als ich vor 40 Jahren hier anfing, waren wir noch 25 Schwestern, damals gab es keine Nachwuchssorgen.

Wann traten Sie in den Orden ein — und was war der Anlass dazu?

Schwester Michael: Ein Krankenhausaufenthalt, die Barmherzigkeit der Borromäerinnen beeindruckte mich. 1961, mit 19 Jahren, trat ich in den Orden ein und legte mein Gelübde ab.

Heute treten kaum noch junge Menschen in einen Orden ein. Was könnte der Grund sein?

Schwester Michael: In den Familien gibt es kaum noch religiöse Aktivitäten. Auch die Zahl Kinder in den Familien nimmt ab. Früher war es üblich, dass zumindest ein Kind in den Orden eintrat. In Tansania haben wir dagegen noch vier Missionsstationen.

Schwester Michael, wieso ein männlicher Name?

Schwester Michael: Den Namen erhält man vom Orden bei der Einkleidung. Es ist der Name eines Engels, die sind geschlechtsneutral. Aber im Alltag bekomme ich schon mal Post mit "Herr Michael".

Welche Aufgabe haben Sie hier bei St. Antonius?

Schwester Michael: Ich habe 30 Jahre lang die Krankenpflegeschule geleitet. Nach deren Schließung wechselte ich in die Pflegedienstleitung, kümmere mich nun um die Praktikanten. Über 1.000 Schüler hatte ich und habe versucht, ihnen menschlich und fachlich so viel wie möglich zu vermitteln. Aber sein Ziel erreicht man immer nur teilweise.

Bedeutet der Eintritt in einen Orden, dass man auf vieles verzichten muss?

Schwester Michael: Nein, in einigen Dingen geht es uns sogar besser. Wir sind nie allein, im Alter kehren wir ins Mutterhaus zurück, wo wir versorgt werden. In meiner Freizeit lese ich gerne, höre klassische Musik und finde Zeit zum persönlichen Gebet. Aber auch den Besuch eines Konzerts oder eine Theateraufführung mit Angehörigen nehme ich ab und an wahr. Zum goldenen Ordensjubiläum habe ich Karten für Ann Sophie Mutter bekommen. Das war ein tolles Konzerterlebnis.

Wie lange werden Sie noch bei St. Josef bleiben?

Schwester Michael: So lange ich es kann, als Ordensschwester muss man nicht mit 65 in Rente gehen. Momentan habe ich noch eine halbe Stelle, verbringe meine Wochenenden in einem kleinen Konvent in Köln-Dünnwald.

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