OB-Wahl 2015 in Wuppertal Da waren's nur noch zwei

Wuppertal · Der erste Wahldurchgang bescherte Wuppertal keinen neuen (oder alten) Oberbürgermeister — dafür aber eine katastrophale Wahlbeteiligung. Nur gut ein Drittel der Wuppertaler gaben ihre Stimme ab. Am 27. September heißt es jetzt: Jung oder Mucke.

 OB Peter Jung (2.v.re.) wirkte alles andere als zufrieden. Links neben ihm seine Frau Ulrike, daneben Moderatorin Angela Wegener. Rechts der CDU-Landtagsabgeodrnete Rainer Spiecker.

OB Peter Jung (2.v.re.) wirkte alles andere als zufrieden. Links neben ihm seine Frau Ulrike, daneben Moderatorin Angela Wegener. Rechts der CDU-Landtagsabgeodrnete Rainer Spiecker.

Foto: Raina Seinsche

"Uff." Das war das erste "Wort", das Andreas Mucke am Sonntagabend auf der Wahlbühne im Barmer Rathaus herausbrachte. Minutenlang hatte der OB-Kandidat der SPD beinahe ungläubig dort gestanden, immer wieder auf das Wahlergebnis geschaut, den tosenden Applaus, die begeisterten "Mucke"-Rufe in sich aufgesogen, immer wieder tief durchgeatmet. Die Anspannung der letzten Wochen, sie schien in diesem Moment abgefallen von dem 48-Jährigen. 35,58 Prozent der Stimmen hatte er holen können und ist Amtsinhaber Peter Jung (CDU) damit ganz dicht auf den Fersen, der mit 37,51 Prozent zwar Sieger des Wahlabends war, diese jedoch nicht für sich entscheiden konnte.

"Uff." Das wird auch Peter Jung nach Bekanntgabe des Ergebnisses gedacht haben. Mit versteinerter Miene gab er zu verstehen, dass er trotz der ungünstigen Ausgangslage auch in zwei Wochen die Nase vorne haben will. CDU-Fraktions-Chef Michael Müller gab seinen Parteikollegen zu verstehen, nun müsse den Bürgern klar gemacht werden, dass die Große Kooperation ohne Peter Jung am Ende sei. Dieser meinte, die geringe Differenz von knapp zwei Prozentpunkten zum SPD-Herausforderer Andreas Mucke sei Enttäuschung und Ansporn zugleich — nun müsse jeder Wähler wissen, bei der Stichwahl gehe es ums Ganze. Mancher Wähler sei möglicherweise zu Hause geblieben, weil er einen klaren Wahlsieg des Amtsinhabers vermutet habe.

Doch dass es zu einer Stichwahl zwischen den Kandidaten der großen Parteien kommen würde, galt als wahrscheinlich. Dass Herausforderer Mucke jedoch so nah an Jung herankommen würde, darf als Überraschung des Wahlsonntags verbucht werden. Mucke selbst schien beinahe am meisten überrascht von seinem guten Ergebnis. "Ich bin überwältigt und sprachlos", sagte er schließlich sichtlich ergriffen. Der Wechsel sei jetzt möglich, aber: "Das war erst eine Etappe, nicht der Gesamtsieg. Daher: Ball flach halten und Füße auf den Boden."

Grünen-Kandidat Marc Schulz war mit seinem Ergebnis (12,40 Prozent) angesichts der für ihn kurzen Wahlkampfzeit (zweieinhalb Monate) und des schmalen Budgets zufrieden. "Ich habe das beste Ergebnis erhalten, das ein grüner Kandidat in Wuppertal je bei einer OB-Wahl erreicht hat", erklärte der 36-Jährige. Angesichts einer Wahlbeteiligung von 36,9 Prozent spricht er von einem "beschämenden und katastrophalen Resultat für die Wuppertaler Politik". Für ihn eine Folge der langen Zeit der Großen Kooperation. "Die Wuppertaler haben wahrscheinlich das Gefühl, dass sie mit ihrer Stimme nichts verändern können — das ist auch ein Nachklang der letzten Kommunalwahl."

Spannend ist nun die Frage, wie sich die Stimmen von Grünen, Linken und WfW bei der Stichwahl am 27. September auf Peter Jung und Andreas Mucke verteilen. Gunhild Böth von den Linken hat sich da bereits klar gegen Peter Jung positioniert. "Es darf kein 'weiter so' geben. Der bisherige Oberbürgermeister sollte endlich abgelöst werden. Erst dann eröffnet sich überhaupt eine Chance für neue Mehrheiten, fortschrittliche Projekte und einen Politikwechsel."

Die Grünen haben zur Stunde (14. September 2015, 18 Uhr) beide Kandidaten zu Gast, um für ihre Politik Werbung zu machen. Im Anschluss wollen die Mitglieder abstimmen, ob und wen sie bei der Stichwahl unterstützen.

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