Bergische Uni Wuppertal Reden über Fakten, Propaganda und Fake News

Wuppertal · Über Fakten, Propaganda und Fake News wurde von April bis Juli in der CityKirche diskutiert. Der Uni-Theologe Kurt Erlemann zieht eine positive Bilanz seiner zehnteiligen Vortragsreihe.

Prof. Dr. Kurt Erlemann leitet den Lehrstuhl für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Uni Wuppertal.

Prof. Dr. Kurt Erlemann leitet den Lehrstuhl für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Uni Wuppertal.

Foto: Sebastian Jarych (BUW)

„Die Mondlandung gab es nicht“, „Elvis lebt“ oder „Krebs lässt sich natürlich behandeln“ sind nur drei Beispiele von Falschmeldungen, die viele Menschen an der Wahrheit zweifeln lassen. „Gerade erleben wir, dass wir glaubwürdige und unglaubwürdige Meldungen nicht mehr unterscheiden können“, erklärt Kurt Erlemann, Professor für evangelische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Verschwörungstheorien und Kriegspropaganda seien für den Nutzer oft nicht mehr erkennbar, unseriöse Nachrichtenkanäle pushten zudem diese Informationen.

In der zehnteiligen Ringvorlesung, die er gemeinsam mit der Uni-Projektgruppe „Angewandte Hermeneutik“ und des Zentrums für Weiterbildung der Bergischen Universität organisiert hat, ging es ihm darum, die Unterschiede der Berichterstattung aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.

„Die Vortragsreihe wurde mit durchschnittlich 90 Zuhörerinnen und Zuhörern sehr gut angenommen und bot äußerst ansprechend Informationen rund ums Thema, dazu Raum für kontroverse Diskussionen und Impulse zum Weiterdenken“, zieht Erlemann jetzt Bilanz.

Digitalisierung erleichtert Fälschungen

Die in der Citykirche Elberfeld gehaltenen Vorträge hätten verdeutlichtet, wie schwierig es insbesondere durch Social Media und Künstliche Intelligenz geworden sei, glaubwürdige Meldungen von unseriösen Nachrichten zu unterscheiden. „Selbst Fotos und Videos sind heutzutage leicht zu fälschen, so dass wir den Gefahren von Manipulation, Propaganda und Irreführung permanent ausgesetzt sind“, betont der Theologe.

Gefördert werde dies durch die Macht der „Empörokratie“, durch ständige Reizüberflutung und die Tendenz, die komplexe Wirklichkeit möglichst einfach erklären zu wollen. Das führe zu einer zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft und oft zur Unfähigkeit, sachliche Debatten über die „Wahrheit“ zu führen.

Die Vortragsreihe habe wertvolle Hilfestellungen angeboten, mit diesen Problemen umzugehen, meint Erlemann. Hinweise auf die Seriosität von Meldungen seien schon häufig in ihrer sprachlichen Gestaltung und im gestalterischen Design zu finden. Auch das Impressum und die Angabe von Informationsquellen, dark patterns, die Plausibilität oder Selbstwidersprüche, populistische Slogans und Pauschalurteile sowie die Ausgewogenheit der Berichterstattung könnten Leser:innen Aufschluss darüber geben, wie glaubwürdig Meldungen seien.

Skepsis und gesunder Menschenverstand

Ebenfalls hilfreich sind laut Erlemann eine gesunde Portion Skepsis, der gesunde Menschenverstand, ein Faktencheck, ein Blick auf erkenntnisleitende Interessen, der Verzicht auf Weiterleitung ungeprüfter Nachrichten sowie Grundkenntnisse, was Rhetorik und literarische Genres angeht.

„Die Versachlichung emotional aufgeladener Debatten, das Ringen um das beste Argument, eine profunde Medienkompetenz und eine grundsätzlich tolerante Haltung gegenüber anderen Sichtweisen sind unabdingbar, um die freiheitliche Demokratie, ein gedeihliches Miteinander in der Gesellschaft und die Achtung der Menschenwürde weiterhin zu ermöglichen“, betont der Theologieprofessor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort