Diakonie und Caritas verärgert „Jugendhilfeausschuss bremst Hilfe bei sexualisierter Gewalt an Kindern“

Wuppertal · Caritas und Diakonie in Wuppertal warten darauf, mit der geplanten spezialisierten Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche beginnen zu können. In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren die beiden Wohlfahrtsverbände den Jugendhilfeausschuss, der auch in seiner vergangenen Sitzung keinen Beschluss gefasst habe, dem Stadtrat die Übernahme einer städtischen Förderung einer solchen Beratung zu empfehlen.

Diakoniedirektor  Dr. Martin Hamburger und Caritasdirektor Dr. Christoph Humburg (Archivbild).

Foto: Kinderhospiz

„Und das, obwohl er bereits im Jahr 2021 die Notwendigkeit dieses Projektes ausdrücklich betont hatte“, so die Diakonie und Caritas. Man warte seit 2021 auf die Möglichkeit, eine vom Land zur Verfügung gestellte großzügige Bezuschussung zur Realisierung der Beratung abrufen zu können.

Das Land NRW will Strukturen und Angebote spezialisierter Beratung im Kontext sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche auf kommunaler, regionaler und Landesebene sowie in Einrichtungen und Institutionen weiterentwickeln. Dabei geht es sowohl um präventive Maßnahmen als auch um Intervention und Beratung. Im März/April 2021 konnten sich anerkannte Erziehungsberatungsstellen um die Landesförderung bewerben.

Im Verbund hatten das aus Wuppertal die städtische Beratungsstelle und die Erziehungsberatungen von Diakonie und Caritas getan. Beide Wohlfahrtsverbände wollen jeweils eine Vollzeitstelle für die Beratung schaffen. Entsprechende Fachkräfte, so Diakonie und Caritas, stünden parat. Das Land wird deren Finanzierung zu 80 Prozent übernehmen, wenn die Träger einen 20-prozentigen Eigenanteil sicherstellen.

Die Finanzierung des Eigenanteils in Höhe von jeweils 37.700 Euro, der sich aus Personal-, Sach- und sonstigen Kosten zusammensetzt, hätte der Jugendhilfeausschuss nun billigen sollen, damit die Fachstelle zum 1. Mai 2022 ihre Arbeit hätte aufnehmen können. Dass die beiden Wohlfahrtsverbände den Eigenanteil nicht aus Eigenmitteln stemmen können, machen Caritasdirektor Dr. Christoph Humburg und Diakoniegeschäftsführer Thomas Bartsch deutlich: „Die Diakonie bringt bereits jetzt jährlich 306.000 Euro für ihre Erziehungsberatungsstelle auf, der Caritasverband für seine Erziehungsberatung rund 216.000 Euro.“

Dem Land sei die Einrichtung der Fachberatungen so wichtig, dass die Beratung in Wuppertal bereits Anfang 2022 hätte an den Start gehen können. Bärbel Hoffmann von der Geschäftsführung der Diakonie Kinder-Jugend-Familie gGmbH untermauert den Bedarf: „Laut der Kriminalstatistik von 2020 wurde in Wuppertal in 107 Fällen von sexualisierter Gewalt ermittelt. Der Bezirkssozialdienst hat sich im vergangenen Jahr um 125 Familien, wo ein sexueller Missbrauch an einem Kind bekannt wurde, gekümmert. Und die Dunkelziffer dürfte weitaus größer sein.“

In einem Schreiben an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig machen Diakonie und Caritas nun noch einmal auf die Dringlichkeit der Antragsbewilligung auf Übernahme der Eigenmittel durch die Stadt aufmerksam. Caritasdirektor Dr. Humburg und Caritasvorstand Dr. Wolfgang Kues: „Seit Frühjahr 2021 warten wir vergeblich darauf. Das hat zur Folge, dass – im Gegensatz zu anderen Städten – die für die betroffenen Menschen so wichtige Hilfestellung in Wuppertal immer noch nicht erfolgen kann!“