Alte Akten endlich öffnen

Erneut hat Wuppertals Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher einen offenen Brief erhalten.

Während es am 30. April 2015 in einem Schreiben der Opferberatung Rheinland und der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW im Regierungsbezirk Düsseldorf um die Umstände des Messerangriffes auf einen Besucher des Autonomen Zentrums am 11. April 2015 sowie das Verhalten der Polizei ging, steht jetzt die Befürchtung im Vordergrund, dass Polizei-Dokumente aus der Kriegs- und Nachkriegszeit bei der bevorstehenden Komplettsanierung des Polizeipräsidiums in Unterbarmen verloren gehen. Hier Ausüge des offenen Briefes von Lieselotte Bhatia vom Verein "Spurensuche Wuppertal".


"Sehr geehrte Frau Radermacher,

seit vielen Jahren versuchen wir, Licht ins Dunkel unserer Vergangenheit zu bringen. Bis jetzt sind wir immer daran gescheitert, dass Akten der Wuppertaler Polizei nicht eingesehen werden konnten. Entweder, weil diese angeblich vernichtet wurden (die Personalakte des Kriminalsekretärs Wilhelm Ober tauchte nach deren Vernichtung plötzlich wieder auf), oder weil viele Akten noch im Archiv des Polizeipräsidiums einen tiefen Schlaf tun.

Das Burgholz-Massaker war wahrscheinlich nicht das einzige in Wuppertal, es gibt Hinweise auf weitere Exekutionen. Die Täter des Massakers am Wenzelnberg wurden nicht vor ein Gericht gestellt, das Verfahren wurde eingestellt.

Die 'Kriegsarchive' in England, in den USA und sogar in Russland wurden zum großen Teil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wenn wir unsere Vergangenheit unseren Kindern, Enkeln und nicht zuletzt uns selbst verständlich machen wollen, können wir nur aus Dokumenten das lernen, was uns befähigt, unsere Traumata zu verstehen und eine Zukunft zu schaffen, in der ein zweiter Holocaust nicht stattfinden kann.
Bevor diese Akten und Dokumente bei den anstehenden Renovierungsarbeiten des Polizeipräsidiums ausgeräumt beziehungsweise endgültig vernichtet werden, ist es Ihre Pflicht, diese den forschenden Historikern und nicht zuletzt den noch lebenden Angehörigen zugänglich zu machen."

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