BUGA-Diskussion und Bundesbahndirektion Warum nicht Bestehendes fördern?

Betr.: BUGA-Diskussion und Bundesbahndirektion

Wenn ich die jüngste Berichterstattung zur Bundesgartenschau und zur Anmietung der ehemaligen Bahndirektion von einem Investor lese, dann frage ich mich ernsthaft: Hat die Stadt Wuppertal eigentlich zu viel Geld? Und warum hat man aus den Fehlern der Vergangenheit, die in der enorm hohen Stadtverschuldung endeten, nichts gelernt?

 Die Bundesgartenschau wird die Stadtkasse mit mindestens 70 Millionen Euro belasten. Was bekommt die Bevölkerung dafür? Ein in drei Teile zergliedertes Gelände, weitab vom Schuss im Westen der Stadt, das erst aufwändig hergerichtet, erschlossen und verbunden werden muss, wozu erhebliche, wenig ökologisch sinnvolle Einschnitte in die Natur – unter anderem die Fällung alter Baumbestände – erforderlich sind.

Das Geld wäre meines Erachtens in der Erneuerung der Elefantenanlage des Zoos und der besseren Erschließung des Nordparks in Barmen besser angelegt. Auch andere Grünanlagen wie die Hardt oder die Barmer Anlagen könnten Investitionen sicher gut vertragen.

 Die Anmietung der Bundesbahndirektion wird die Stadtkasse laut lokalen Medien auf 30 Jahre mit insgesamt 30 Millionen Euro Mietmehrkosten belasten. Der Mietpreis liegt mit über 13 Euro übrigens offenbar „am oberen Ende marktüblicher Preise“. Was bekommt die Bevölkerung dafür? Verwaltungsräume, die ein bisschen enger zusammen liegen und ihren hohen Mietpreis vom erwartbaren Komfort her kaum rechtfertigen. Den meisten Reibach macht wieder der ohnehin finanzstarke Investor, dem die Bundesbahndirektion gehört und dessen Gebäude offenbar seit Jahren niemand anderes nutzen möchte. Springen die Stadt und ihre Politiker eigentlich nach wie vor über jedes Stöckchen, das dieser ihnen hinhält?

Das Geld wäre sicher besser in eine Aufwertung von vorhandenen städtischen Gebäuden und Büros wie zum Beispiel von Einwohnermeldeamt, Jobcenter und Zulassungsbehörde angelegt.

 Wenn denn die Verantwortlichen in der Stadt Wuppertal trotz finanzieller Auswirkungen von Corona – zum Beispiel auch auf Neu- und Umbau von Schulbauten – und Hochwasser so gar nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, hätte ich die Idee, einmal ganz neue Wege zu gehen und Bestehendes zu fördern oder zu sanieren, statt immer neue, teure, aber nur bedingt sinnvolle Großprojekte anzugehen: Diverse Schulbauten, Treppen, Brücken, Straßen und sonstige kommunale Einrichtungen warten dringend auf ihre Sanierung.

Ein Beispiel: Der wenig ansehnliche, aber zentrale Platz an der Schwebebahnstation Alter Markt in Barmen einschließlich der dazugehörigen grauenhaft schäbigen Unterführung könnten dringend eine Auffrischung beziehungsweise eine Ablösung durch eine oberirdische Ampelanlage vertragen.

Die Uni-Halle hätte schon längst attraktiv ausgebaut werden können, wenn man denn weitsichtig genug gewesen wäre. Die Wuppertaler Bühnen können sicher in den nächsten Jahren mehr Förderung für die vorhandenen, attraktiven Kulturangebote von Oper und Schauspiel gebrauchen, ganz abgesehen davon, dass die Unterbühne des Opernhauses zügig wieder hergerichtet werden muss. Auch die freie Kultur sollte nicht vernachlässigt werden. Und: Busse und Bahnen benötigen zukünftig sicher deutlich mehr Zuwendungen, um die bisherige Qualität und Intensität aufrecht erhalten zu können.

Das ist leider alles nicht so prestigeträchtig, aber sinnvoll. 

Volker Paulat

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