Misslungen, aber einzigartig

Betr.: "UHO — Unbekanntes Hänge-Objekt", Rundschau vom 27. Juli

Meine Besichtigung des "Instruments" in der Bücherei der Wuppertaler Tafel hat einwandfrei ergeben, dass es als eine Türglocke oder ein Gong innerhalb eines großen Hauses gedacht war, der die Bewohner zum Beispiel zum Abendessen oder zur Weihnachtsbescherung rufen sollte.

Die Kriterien, die auf die gedachte Verwendung als Klangerzeuger hinweisen, sind eindeutig. Erstens: Die fünf Klangstäbe sind in ihrer Länge unterschiedlich bemessen und geben einen Ausschnitt aus einer Tonleiter wieder. Zweitens: Die Befestigungsbohrungen der Klangstäbe sind in einem Viertel der Gesamtlänge vom jeweiligen Ende angebracht. Sie befinden sich so in den zwei Schwingungsknoten der Welle, die durch Anschlagen entsteht. Nur an diesen Stellen wird die Schwingung minimal gedämpft. Drittens: Die Bohrungen zur Aufhängung sind mit Filz gepolstert, das die Schwingung möglichst gering dämpft. Viertens: Die nach unten ragenden Röhren sollen als Klang-Resonatoren dienen und das Klangvolumen des Instruments erhöhen. Die Punkte 1 bis 3 sind ebenso bei Konzert-Instrumenten berücksichtigt, wie etwa beim Xylophon oder Marimbaphon. Der Erbauer hat in guter Absicht gehandelt und sich bei einem Instrumentenfachmann beraten lassen. Leider hat er nicht berücksichtigt, dass die massiven Messingstäbe zur Schwingungserzeugung ungeeignet sind. Das "Instrument" ist als wohltönender Klangerzeuger misslungen, aber wohl wegen seiner Einmaligkeit aufbewahrt worden.

Jürgen Beutel, Dellbusch

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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