Es gibt bessere Standorte

Betr.: IKEA, Rundschau-Leserbrief vom 4. April

Über Wuppertal-Nord und IKEA scheint es weiter Aufklärungsbedarf zu geben: Zuerst (um 1900) waren reichlich Natur und einige Anwohner dort. Später (in den 60ern) wurde wegen Ausbau der B 326 zum Wupperschnellweg und zur A46 mit dem Kreuz Nord das dortige Hochmoor trocken gelegt — also weitgehend zerstört.

Noch viel später (in den 80ern) ließ die Stadt das Gewerbe-Industriegebiet Uhlenbruch im überregionalen Biotopverbund Kämperbusch zu.

Wer konnte ahnen, dass nach Jahren verdichteter Wohnbebauung — mit vollmundiger Werbung für familienfreundliches Wohnen am grünen Stadtrand — seit 2009 die 24-Stunden-Ampel, das Asphaltmischwerk, die Mega-Werkserweiterung und die Verdrängung der grünen Oase nebst bürgerparkähnlichem Gelände die bis dahin funktionierende Balance von Wohnen und Arbeiten durch ein deutliches Mehr an (Schwerlastverkehrs-)Lärm, Abgasen und Erschütterungen empfindlich stören würde?

Ob IKEA in Wuppertal-Nord angesiedelt wird, ist nicht ein Thema des Stadtrandraums, sondern ein Gesamt-Wuppertal-Thema. Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sind bloße Prognosen des Investors, der beides auch höchst selbst gestalten wird. Ohne hinreichende Gewissheit der Machbarkeit aber ging die Stadt dafür bereits kräftig in Vorleistung: Gebaut wurde ein Regenrückhaltebecken für etliche Millionen Euro. Bislang erfolgte die Oberflächenentwässerung kostenlos (!) über das historische, natürliche Gewässersystem.

Vorschnell wurden dem langjährigen verlässlichen Geschäftspartner "Ausstellung Eigenheim und Garten" Planungsgrundlage und Mietvertrag entzogen. Damit fehlen lukrative Einnahmen aus Miete und Nebenkosten.

Hinzu kommt, dass — insbesondere auswärtige — Investoren sich sehr für das eigene Wohl interessieren, weniger aber für das Gemeinwohl. Das Werksgelände des Asphaltmischwerks zum Beispiel wurde mit Flüsterasphalt ausgestattet, die arg überstrapazierte Verbindungsstraße zur Autobahn aber bleibt ein Flickenteppich.

Infrastruktur und Arbeitskräfte werden selbstverständlich gerne genutzt, Steuern aber "optimiert".

Für einen Möbler wie IKEA gibt es deutlich besser geeignete — bereits versiegelte und integrierte — Standorte als den Stadtrandraum Wuppertal-Nord, der anderes, besseres Zukunftspotenzial bietet.

Beate Petersen, Schmiedestraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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