Autoschrott nach Afrika

Betr.: Schülerdemo für Klimaschutz

Glückwunsch an dich, liebe Paula – und an all deine Mitstreiter(innen). Es ist toll, was ihr jungen Leute da angeschoben habt.

Erlaube mir aber bitte ein paar Anmerkungen! Leider habe ich auch sehen müssen, wie viele der jungen Demo-Teilnehmer von ihren Eltern im SUV vorgefahren und auch wieder abgeholt wurden. Genauso sieht es vor der Grundschule aus, wo ich schräg gegenüber wohne. Täglich kann ich das Gedrängle und die sich gegenseitig behindernden Autos beobachten, wenn die armen Kinder in den dicksten Protzkarren vor der Schule ausgeladen und nach dem Unterricht wieder eingesammelt werden.

Als ehemaliger Fernfahrer war ich in ganz Europa und auch im vorderen Orient unterwegs. Und leider kenne ich auch die Häfen von Hamburg und Rotterdam sehr gut. Oftmals musste ich dort beobachten, wie unser alter Fahrzeugschrott verschifft wurde. Egal, ob Auto oder Lkw. Aus diesem Grund zählt für mich das Argument auch nicht, dass schließlich irgendjemand endlich mal anfangen muss beispielgebend voranzugehen.

Mehrfach war ich privat in den letzten Jahren in Asien und in Afrika unterwegs. Dort fährt unser Schrott ohne Plakette herum und verpestet die Umwelt. Wenn man das aber kritisiert, heißt es, dass diese Länder ja schließlich auch wirtschaftlich aufschließen wollen.

Ich war in 2009 und 2014 nochmals im Iran und in ehemaligen Sowjetrepubliken unterwegs. Dort laufen unsere alten Schätzchen vielfach noch immer mit den alten Firmenlogos aus D, F, NL und so weiter. Schwarz qualmend versehen die alten Lkw ihre Dienste. Was ist Euro-Norm? Im Iran sah ich sogar mehrfach amerikanische MACK, Baujahr 1940, die noch immer Container bis nach China ziehen. Von den Bedingungen der Fahrer einmal ganz abgesehen.

Im letzten Jahr war ich per Achse in Afrika bis in den Senegal unterwegs. Vielfach musste ich ganz schnell an den Wegesrand, wenn ein alter Lkw aus europäischer Produktion in der Sahara entgegenkam. Es war einfach alles nur schwarz, was aus dem Auspuff kam und hing so dick in der Luft, dass man rein gar nichts mehr sehen konnte.

Aus diesen Gründen bin ich bemüht, eine Initiative ins Leben zu rufen, die sich an der Finanzierung der riesengroßen Glocken beteiligt, die wir dann über Asien und Afrika stülpen. Damit dann auch dort nichts mehr in die Atmosphäre entweichen kann...

Auch ich persönlich bin immer nur alte Autos gefahren, weil ich mir keine neuen leisten konnte, das Auto aber brauchte, um zur Arbeit zu kommen. Fast wöchentlich habe ich Kärtchen von der Automafia an meinem Pkw kleben. Diese Gutmenschen wollen mein Auto zu Höchstpreisen erwerben, um es dann nach Afrika oder Asien zu verschenken.

Liebe Paula, nimm mir bitte meinen teilweisen Sarkasmus, meine Ironie nicht übel. Macht auf jeden Fall weiter mit euren Protesten.

Und wenn ihr anfangt, die Häfen für unseren Ausfuhrschrott zu blockieren, dann bin ich dabei.

Bob Baudner

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