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Wuppertal · Kosovo und Deutschland: Zwei neue Bücher von Arber Shabanaj — acht Geschichten und 44 Gedichte aus zwei Welten.

 Arber Shabanaj: Jetzt gibt es zwei neue Bücher von ihm.

Arber Shabanaj: Jetzt gibt es zwei neue Bücher von ihm.

Foto: privat

Er ist eine ungewöhnliche Erscheinung auf dem lokalen Buchmarkt, der 1970 im Kosovo geborene und 1991 wegen der Unterdrückung der Albaner durch die Serben in Jugoslawien nach Wuppertal gekommene Arber Shabanaj (Foto: privat). Von Beruf Biologe und Jurist, ist er doch ein echter Autor. Er schreibt in deutscher Sprache, die er sich seinerzeit (ohne heute selbstverständliche Integrationskurse) quasi selbst beigebracht hat. Das gibt seinen Texten und Sprachbildern ein wenig einen Klang "wie von anderswo".

Zwei Erzählungsbände sind schon veröffentlicht: Jetzt gibt es einen dritten plus erstmals auch einen Lyrikband. "Schuhe der Scham" heißt das Buch mit acht Geschichten. Gleich die erste, die dem Ganzen den Titel gibt, ist die beste. Am Beispiel des (scheiternden) Kaufes gebrauchter Schuhe macht Shabanaj die tiefen gesellschaftlichen Risse in seiner Heimat bitter sichtbar. Stark auch "Der Kuss unter dem Mondlicht", wo ein Sohn (unfreiwillig) seinen Vater beim Seitensprung beobachten muss. Oder "Die unendliche Nacht", die in die abendliche Realität eines Jungen mit Alkoholikervater blendet. Wobei den Jungen seine Gedanken an die Liebe zu einer Klassenkameradin aus der "besseren Gesellschaft" über die Stunden retten.

Shabanaj schafft es nicht immer, die Zügel seiner Erzählstränge fest in den Händen zu halten. Wenn's aber gelingt (siehe "Schuhe der Scham"), dann liest sich das dicht und intensiv.

Shabanajs insgesamt 44 Gedichte (kurze und sehr lange) sind unter dem etwas ungeschmeidigen Titel "Exkursion der Lyrik" erschienen — mit emotionalen und politischen Texten. Erzählt wird von der schönen Liebe ("Lena", "Brief an die Mutter"), von der kaputten Liebe ("Pferdezüchter") — und im fast achtseitigen Langgedicht "Poem — Ich, der Balkan und Europa" von der Liebe zur alten und zur neuen Heimat.

Als Lyriker ist Shabanaj gefühlsstark— auch oft zu sehr. Sein "hoher Ton", vor allem, wenn es um Heimweh oder Heimatverlust geht, hat etwas "aus der Zeit Gefallenes".

Arber Shabanaj ist dann gut, wenn er sich zügelt, nur die Dinge selbst sprechen lässt. Dass er das auch als Lyriker kann, zeigen diese Zeilen aus "Du bist so ähnlich der, die ich liebte": "Du fragst mich, warum so viel Herbst ist in meinen Versen / warum hab ich so viel Morgenfeuchte und unzählige Blätter / und Wolken, die gegenseitig über Gebirgen sich abfangen". Das ist richtig gut. Weil es gezügelt ist — und eben zugleich ungezähmt.

"Schuhe der Scham", Edition Garamond, 19,80 Euro. "Exkursion der Lyrik", Edition Garamond, 16,80 Euro.

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