ZULETZT GELESEN: Buchkritiken auf wuppertaler-rundschau.de Diese „seltsame Frau“

Wuppertal · Der gebürtige Wuppertaler Jörg Aufenanger ist mit "Else Lasker-Schüler in Berlin" ganz aktuell.

 "Else Lasker-Schüler in Berlin" von Jörg Aufenanger ist im Bebra-Verlag erschienen und kostet im Buchhandel 20 Euro.

"Else Lasker-Schüler in Berlin" von Jörg Aufenanger ist im Bebra-Verlag erschienen und kostet im Buchhandel 20 Euro.

Foto: Bebra-Verlag

Der Schriftsteller und Theaterregisseur Jörg Aufenanger begleitet Else Lasker-Schülers von Wirrungen und Verlusten, aber auch von (leider nicht dauerhaften) Erfolgen geprägte Jahrzehnte in der Spree-Stadt.

206 Seiten hat das Buch (Bebra-Verlag, 20 Euro), 46 Kapitel, einige Bilder (man hätte sich viele mehr gewünscht!) — und ein großes Herz für diese "seltsame Frau", in der "zweifellos eine hohe dichterische Kraft wohnt" — so ein Lokaljournalist nach einer Lesung 1912.

Jörg Aufenanger ist immer ganz nah bei seiner Hauptfigur, fühlt mit ihr, verschweigt aber auch ihre schwierigen Seiten nicht. Besonders zu erwähnen ist die außerordentlich gelungene Auswahl der Gedichte, mit denen Aufenanger hör- und fühlbar macht, was Else bewegt, was sie erlebt, was sie umtreibt. So wird ein eigenwilliger Mensch, eine große Dichterin, bis weit unter die Haut sichtbar.

Während man liest, vergehen die Jahre. Vergeht das Geld, das Else Lasker-Schüler stets fehlte. Vergehen die Ehen, die Beziehungen, die Liebschaften. Vergehen die Freunde — Franz Marc etwa, der im Ersten Weltkrieg fällt. Vergeht das "Café des Westens", das Elses wahre Berliner Heimat war: Nach dessen Schließung findet sie keinen vergleichbaren Anker mehr, bleibt quasi heimatlos, wohnt jahrelang im Hotel. Und es stirbt, nur 28-jährig, ihr geliebter Sohn Paul an Tuberkulose. Dann kommen die Nazis — schon 1933 flieht Else Lasker-Schüler in die Schweiz, von dort weiter nach Palästina, wo sie 1945 bettelarm in Jerusalem stirbt.

Jörg Aufenangers Sprache ist unverkennbar. Mal poetisch lange Sätze, mal ganz lakonisch kurze. Er mischt sie gekonnt. Bleibt trotz des oft traurigen Grundtones der Else-Geschichte aber auch schelmisch: Etwa, wenn er nicht verschweigt, dass Else auch Schräges dichtet — zum Beispiel das wahrscheinlich einzige lyrische (Kurz-)Werk zum Thema Kartoffelpuffer.

Dieses Buch ist menschlich, ehrlich, poetisch. Es passt so gut zu Else Lasker-Schüler.

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