Neue Spielzeit der Wuppertaler Bühnen Wagner, „Ulysses“, Ligeti

Wuppertal · Oper, Schauspiel, Sinfonieorchester: Nach der Sommerpause starten die Wuppertaler Bühnen in eine neue Spielzeit. Jede Menge Überraschendes inklusive.

 Drei fürs Dreispartenhaus: Generalmusikdirektor Patrick Hahn (links), Opernintendantin Rebekah Rota und Schauspielintendant Thomas Braus.

Drei fürs Dreispartenhaus: Generalmusikdirektor Patrick Hahn (links), Opernintendantin Rebekah Rota und Schauspielintendant Thomas Braus.

Foto: Uwe Schinkel

Von „der Kraft der Stimme, dem Zauber der Emotionen“ sprach Wuppertals neue Opernintendantin Rebekah Rota bei der Präsentation. Auf Rota und das, was sie mit und aus der Oper, deren Ensemble viele Lieblinge verlassen, macht, richten sich aufmerksame Blicke. Da geht es ihr nicht anders als Tanztheaterintendant Boris Charmatz ...

Rebekah Rota startet in der Alten Glaserei hinter der Utopiastadt an der Mirke mit „Angel‘s Bone“, einer Klassik-Punk-Elektronik-Begegnung, mit der die junge chinesische Komponistin Du Yun das bittere Thema modernen Menschenhandels in den Mittelpunkt rückt. Weiter geht es mit Wagners Drama „Tristan und Isolde“, „Cinderella“-Musical-Sounds, Händels Barock-Klassiker „Alcina“, der Wiederentdeckung von Schönbergs „Erwartung“ und „Der Wald“ der englischen Komponistin Ethel Smyth als Doppelabend – sowie zum Schluss im Juni kommenden Jahres einer frechen Version der „Lustigen Weiber von Windsor“.

Das alles zeigt: Rebekah Rota hat in Wuppertal eine Reise voller neuer und alter Formate für alle Generationen geplant.

Nicht von Reise, sondern von „der Expedition Schauspiel“ spricht Thomas Braus, seit sechs Jahren Theaterintendant – und viel länger schon Schauspieler zugleich. Keinen Shakespeare gibt’s (obwohl Braus den liebt), dafür „Ulysses“ frei nach James Joyce. Um das irische Mega-Werk zu fassen zu bekommen, kommt Regisseur Nicolas Charaux wieder. Auf seine Wuppertal-Rechnung gehen bereits eine atemberaubende Version von „Romeo und Julia“ und eine „Faust“-Po- wer-Performance. 

Das nächste große Klassik-Ding gibt es zum Schluss der Spielzeit: Der in Wuppertal bestens verankerte Peter Wallgram inszeniert die 27 fragmentarischen Szenen von Georg Büchners „Woyzeck“.

„Sprachgewaltig, hochintelligent, monumental“ – so nennen die Bühnen Thomas Köcks „Klimatrilogie“, mit der das Heute plus die Zukunft auf die Theaterbühne kommen. Und ein echter Klassiker ist auch „Pippi Langstrumpf“ als Familienstück – mit Live-Musik. Satirisch-makaber, jung und spannend kommt das Schauspiel außerdem: „Arsen und Spitzenhäubchen“ mit den mörderischen Brewster-Schwestern Martha und Abby kennt jeder, „norway. today“ heißt das Jugendstück, das nach Sinn und/oder Sinnlosigkeit des Lebens fragt – und in Lot Vekemans Krimi „Falsch“ geht’s um Schuld, Wahrheit, Verantwortung. Nicht zu vergessen etwas Besonderes: Schauspiel und Barmer „Tanzstation“ wollen mit „Phaedra“ nach Seneca „die Antike als lebendiges Laboratorium erlebbar“ machen.

„Expedition Schauspiel“? Definitiv, Herr Braus.

Viel unterwegs ist allerdings auch das Sinfonieorchester: Generalmusikdirektor Patrick Hahn, bei dem der Tag, an dem ihn irgendeine weltbedeutende Bühne abwirbt, noch fern sein möge, hat zehn Sinfoniekonzerte terminiert. Unter ganz unterschiedlichen Motti gibt es Ligeti, Mozart, Mahler, Brahms, Beethoven, Bruckner, Rachmaninov, Filmmusiken, aber auch viele moderne Komponisten sowie eine schier nicht enden wollende Reihe von großen Solistinnen und Solisten zu erleben. Und aufgepasst! „Der Ring ohne Worte“ von Wagner und Maazel steht auch auf der Liste.