„Stößels Komödie“ mit Uraufführung Zeitreise auf dem Parkhaus-Deck

Wuppertal · Zwei Freundinnen um die 50 wollen zusammen in Urlaub fliegen. Doch statt im Flieger nach Ibiza zu sitzen, stranden sie im alten Kaufhof-Parkhaus auf Deck C. „Prosecco für Zwei – Ibiza muss warten" wurde jüngst von „Stößels Komödie on Tour“ uraufgeführt.

Michèle Connah und Stefanie Krüger spielen „Prosecco für Zwei – Ibiza muss warten“ in „Stößels Komödie“.

Foto: Stößels Komödie

Autorin ist Ensemblemitglied Michèle Connah, die auch eine der beiden Rollen spielt. Mit ihr auf der Bühne der Gesellschaft Concordia in der Barmer City steht Stefanie Krüger, mit der Connah seit rund 20 Jahren Theater macht. Die beiden sind also ein eingespieltes Team, was sich bei diesem Stück um die beiden besten Freundinnen Nicki und Chrissi sehr positiv auswirkt. Ihre Interaktion ist definitiv glaubwürdig.

Die Handlung ist schnell erzählt: Die Frauen kennen sich seit Kindertagen, sind in Wuppertal zusammen zur Schule gegangen und haben im Parkhaus mit ihrer Clique einen Großteil ihrer Freizeit verbracht. Daher treffen sich Nicki und Chrissi jedes Jahr auf Parkdeck C, um von dort aus in den traditionellen gemeinsamen Urlaub zu starten. Dieses Jahr werden sie allerdings nach einer Bombendrohung in der Elberfelder Innenstadt im Parkhaus eingeschlossen. Getrieben von Angst, aber auch schwelgend in Erinnerungen und enthemmt von Hasch-Keksen erzählen sie sich Dinge, die sie sich in den letzten 30 Jahren nicht zu sagen getraut haben.

Das Stück unter Regie von Kristof Stößel ist eine Erinnerungsreise in die 90er Jahre: Es gibt Leckmuscheln, „Raider“ und Popmusik, Gedanken an Feiern mit Alkoholexzessen, ans Skateboardfahren und „das erste Mal“.

Zwei Stunden und 15 Minuten mit Pause dauert die Echtzeithandlung. So lange sind die beiden Frauen alleine auf Deck C eingesperrt. Als Stimme aus dem Radio beziehungsweise als Sicherheitsmitarbeiter via Sprechanlage ist Kristof Stößel zu hören.

Die Inszenierung setzt auf ein spartanisches Bühnenbild aus einer Papp-Autofront und ein paar Requisiten wie einer Taube und Reisegepäck. Aus diesem zaubern die beiden Figuren Dinge hervor: Darunter sind ein Wecker, der für eine Bombe gehalten wird sowie jede Menge Kleidungsstücke, die Chrissi zum Schutz vor einer möglichen Bombendetonation alle übereinander anzieht. Das komödiantische Highlight dabei sind die Flip-Flops, die sie sich mit einem Tuch um die Ohren bindet.

Das Stück im Stil einer Boulevardkomödie setzt auf wechselnde Gefühle und verbalen Schlagabtausch unter Freundinnen. Zunächst die euphorische Urlaubsstimmung der beiden Frauen. Dann Ratlosigkeit, warum das Parkhaus geschlossen ist, die in Panik umschwenkt, als sich der Grund, also die Bombendrohung, herauskristallisiert. Es folgen persönliche Offenbarungen mit fast hysterischen Ausbrüchen sowie Versöhnungsszenen und von Haschisch verursachte Lach-Flashs.

Ein Hauptthema ist die Frage: „Was ist aus uns geworden?“ Die lustige Chrissi ist zweifache Mutter und leidlich glücklich verheiratet, engagiert sich in zahlreichen Vereinen, kümmert sich gefühlt um die ganze Welt – nur nicht um ihre Kleidung. Nicki hingegen ist eine erfolgreiche Forscherin an der Uni, kümmert sich um ihren kranken Vater, einen Professor, ist seit ihrem Beziehungsende in Jugendzeiten traumatisiert und Dauer-Single.

Trotz oder vielleicht wegen der vielen unterschiedlichen Themenstränge gibt es immer wieder etwas zu lachen. Die Schauspielerinnen sind Profis, das merkt man. Das Stück bietet gute Unterhaltung, wenn man in die Gefühlswelt von Frauen eintauchen möchte.

Weitere Informationen und Tickets auf www.kstheater.de

Vorstellungen bis zum 15. Juni 2025 in der Gesellschaft Concordia am Werth 46–50 in der Barmer City. Später wandert „Prosecco für Zwei – Ibiza muss warten“ ins Wuppertaler Brauhaus.