In der Theaterwelt ist alles möglich. Männer werden in Sekunden zu Frauen, Schauspieler wechseln ständig die Rollen. Die echte Welt ist fantasieloser. Doch obwohl die Texte des Stücks aus dem Roman „Vielen Dank für das Leben“ von Sybille Berg nur die Realität beschreiben, erstarrt man vor den treffsicheren Beobachtungen. Recht hat sie, die Schriftstellerin, die mit ihrem Hang zu Dystopien und drastischen Schilderungen von Sex für Furore sorgte.
Dabei tut Berg nichts anderes, als die Dinge so zu beschreiben, wie sie sind. Ungefiltert, unschön – mit kurzen Momenten des Glücks. Hier geht es um die bei der Kindheit beginnende Lebensspanne von Toto: Gespielt von zehn (!) Personen, was trotz der ständigen Wechsel nicht verwirrt.
Toto kommt ins Waisenhaus mit einer Heimleiterin (Alyson Hille), die so grimmig schaut, dass man sich fragt, ob hier eine zukünftige Schauspielerin ihre Anfänge feiert. Toto wird weitergereicht zu prügelnden Pflegeeltern, wo auf dem Bauernhof Kühe gemolken werden müssen, die grunzen und moppern wie alle anderen Charaktere – außer Toto selbst
Toto wird belogen, ausgenutzt und beleidigt. Doch Toto lächelt, macht immer weiter. Singt, tanzt während der anstrengenden Arbeit in einem Altersheim, verliebt sich in den Falschen (überzeugend gespielt von Remus Remy), und nimmt es hin. Streichelt die Hand von quengelnden Freunden, die nur an ihr eigenes Wohl denken.
Die Botschaft: Egal wie schlecht dein Leben verläuft, es liegt an dir, was du daraus machst. Fast ein wenig kitschig für Berg, die Totos Geschichte „ein Wunder“ nennt. Die alles entscheidende Frage: Hatte Toto ein glückliches Leben?
Zumindest die jungen Schauspieler scheinen beim Premieren-Applaus happy zu sein. Bei einigen ist verstecktes Theatertalent zu erkennen, andere wirken wie verloren auf der Bühne. Sie reden leise, füllen ihre Rollen sehr vorsichtig aus.
Doch die Geschichte von Toto lehrt: Erfolg oder Misserfolg beim Publikum – darauf kommt es bei diesem Stück ausnahmsweise mal gar nicht an.