Ruhestand für Museumsdirektor Gerhard Finckh Zwölf gute Jahre

Wuppertal · Nach 13 Jahren als Direktor des Von der Heydt-Museums verabschiedete sich Gerhard Finckh jetzt in den Ruhestand.

Gerhard Finckh: „Die Stadt muss sich hier wieder mehr engagieren und Geld in die Hand nehmen, wenn sie das Level des Hauses halten will.“

Foto: Max Höllwarth

Es ist ein ungewohnt kleiner Kreis, der sich an diesem Freitagmittag Mitte April im Von der Heydt-Museum um die Tische versammelt hat. Es ist das zweite der beiden Pressegespräche zu den Ausstellungen „Peter Schenck“ und „1919 bis 2019 – 100 Jahre Moderne im Von der Heydt-Museum“. Es ist das letzte mit dem Museumsdirektor Gerhard Finckh. Und es ist sein Geburtstag. Der 67., um genau zu sein. Einige Pressevertreter sind informiert und gratulieren. Andere wünschen Finckh zum Abschied alles Gute. „Ja,“, sagt Finckh mit dem bekannt verschmitzten Lächeln, „ich komme derzeit aus dem Feiern gar nicht mehr heraus.“

Die Pressegespräche mit Gerhard Finckh sind beliebt. Und das nicht nur, weil man von Obst bis Plätzchen alles serviert bekommt. Nein, es sind die Ausführungen Finckhs, die die Journalisten so schätzen. Seine unnachahmliche Art, sein enormes Wissen über die Künstler mit dem über die Gesellschaft, die Geschichte zu verbinden – und dabei völlig unprätentiös zu klingen. Spannende Fakten im lockeren Plauderton. Mit Finckh zu diesen Gelegenheiten ungestört durch die neuen Ausstellungen zu gehen – ein Geschenk.

13 Jahre lang war der Kunsthistoriker Direktor des Von der Heydt-Museums. 90 Ausstellungen hat er am Turmhof sowie in der Kunsthalle Barmen konzipiert, 1,8 Millionen Besucher damit nach Wuppertal gelockt. Finckh brachte das Kunststück fertig, mit begrenzten Mitteln seit 2006 eine Serie von Ausstellungen der großen Impressionisten in Wuppertal zu zeigen. Höhepunkt war 2008/2009 sicher die erste deutsche Retrospektive zum Gesamtwerk von Claude Monet, die von rund 300.000 Besuchern gesehen wurde. Diese Besucherzahl markiert bis heute den Besucherrekord des Museums für eine Ausstellung. Es gab weitere Präsentationen zu Manet, Renoir, Degas und Rodin, die jeweils rund 100.000 Besucher begeisterten. Kunstkritiker wählten die Ausstellungen des Von der Heydt-Museums mehrfach zur „Ausstellung des Jahres“, so zum Beispiel die Schauen zu Monet (2009), Bonnard (2010), Sisley (2011), „Der Sturm“ (2012), Pissarro (2014) und „Weltkunst – Von Buddha bis Picasso“ (2015).

Finckh verhalf dem Von der Heydt-Museum damit zu enormem Renommee. Und in Wuppertal schmückte man sich gern damit. Und doch bekommt das Verhältnis im Frühjahr 2018 einen deutlichen Knacks, als die Museums gGmbH die für Herbst 2018 geplante Schau „Aufbruch zur Freiheit“ über die Zeit der Aufklärung absagt. Es fehle das nötige Geld, heißt es. „Eine Ausstellung ist sehr teuer“, erklärt Finckh. „Viele Leihgaben bekommt man nur gegen eine extrem hohe Versicherungssumme.“

Doch Kosten kommen auch von ganz anderer Seite auf die Museums gGmbH zu. So verfügt das Museum zum Beispiel über keinen Ausstellungs- und Ankaufsetat. Hier springt die gGmbH ein, die aber auch Kosten für Personal zahlt, das durch die Kürzungen der Stadt weggefallen ist. So hat die Stadt etwa die Zahl der Vollzeitkräfte im Museum in den vergangenen Jahren von 30 auf 19 gesenkt und die gemeinnützige Museums GmbH gegründet, die immer dann finanziell einspringt, wenn die Stadt sich zurückzieht.„Die gGmbH hat viel Geld ausgeben müssen, um den Standard des Hauses aufrechtzuerhalten“, sagt Finckh, der für die Zukunft des Museums nur zwei Möglichkeiten sieht: „Das Museum braucht mehr Mäzene, aber vor allem die Stadt muss sich hier wieder mehr engagieren und Geld in die Hand nehmen, wenn sie das Level des Hauses halten will: Geld für Personal und auch für die Instandhaltung des Gebäudes.“

So erhielt Finckh auf die Anfrage nach einer Leihgabe für die Ausstellung zu Paula Modersohn-Becker eine Absage mit der Begründung, dass das Haus offenbar unter Brandschutz- und Sicherheitsaspekten nicht mehr den gewohnten Standards entspricht. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel Kunst geschenkt bekommen, aber wir brauchen auch Platz und Ressourcen, um diese angemessen zeigen zu können. Wir sind mit den Kapazitäten am Ende.“

Die Absage der Ausstellung hat dem Ansehen des Museums jedenfalls geschadet. Bei der Kritikerumfrage der „Welt am Sonntag“ 2018 erhielt das Wuppertaler Museum dafür gleich vier Nominierungen für die Negativ-Kategorie „Zitrone des Jahres“. Und auch persönlich klang noch immer eine gewisse Enttäuschung heraus, als Finckh während der letzten Ausstellungseröffnung vor rund zwei Wochen zu seinem Abschied nach 13 Jahren in Wuppertal von „zwölf guten Jahren“ sprach.

Fehlen wird dem 67-Jährigen in Zukunft sein Team und die Sammlung. „Einfach jederzeit zugreifen können auf all diese Schätze, der Abschied von den Bildern … da schwingt schon Wehmut mit.“ Dennoch freut sich der scheidende Direktor darauf, jetzt mehr Zeit zu haben für private Museumsbesuche und zum Lesen. „Ich habe so vieles immer nur anlesen können.“ Und was bleibt von seiner Zeit in Wuppertal? „Die Wuppertaler haben das Museum immer auf Händen getragen. Das war ein echtes Glücksgefühl.“