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Schauspiel: Potzblitz! So toll kann Theater sein!

Schauspiel : Potzblitz! So toll kann Theater sein!

Der "Räuber Hotzenplotz" erobert mit viel Witz das Theater am Engelsgarten — und kommt ganz ohne erhobenen Zeigefinger aus.

Potzblitz, dieses Weihnachtsstück hat ganz schön viel Power. Und das, obwohl der "Räuber Hotzenplotz" ein zwar liebenswertes, aber schon immer irgendwie ein wenig bräsiges Kinderbuch war; eine Geschichte aus dem Geiste des Kasperletheaters — und welches Kind von heute kennt das überhaupt noch?
Macht nichts, für das fünfköpfige Schauspielensemble und das Regieteam um Jean Renshaw liefert das die Steilvorlage für eine ungeheuer temporeiche Aufführung, die augenzwinkernd mit der Buchvorlage von Ottfried Preußler spielt und diese ernst und unernst zugleich nimmt.

Drei rollbare Holzboxen bilden das Bühnenbild (Marc Jungreithmeier). In einer davon sitzt die Großmutter inmitten ihrer Kaffeemühlensammlung, von Julia Wolff nach ihrem schweren Unfall mit komisch-stoischer Ruhe hinreißend gespielt. Da bedarf es schon akrobatischer Fähigkeiten des Räubers, um die allerschönste Kaffeemühle zu klauen. Und Alexander Peiler ist ein großartiger Hotzenplotz, wild und draufgängerisch und doch auch irgendwie nett. Er könnte auch auf einer Harley Davidson davonbrausen, aber solche Aktualisierungen braucht die Regie gar nicht. Ein paar moderne Accessoires werden wie nebenbei eingestreut, und gleichzeitig gibt es eine superaltmodische Räuberpistole, die mächtig Pulverdampf verbreitet.

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Der Räuber wohnt in der zweiten der Boxen, wo ihm Kasperl (Martin Petschan) und Seppel (Konstantin Rickert) auf die Spur kommen, aber gefangen werden — die beiden tollen wie zu groß geratene Handpuppen herum, oft nahe am Slapstick, dass es eine Freude ist. Die dritte der Boxen schließlich stellt — na logo! — das Schloss des Zauberers Petrosilius Zwackelmann dar (von Miko Greza mit komischer Würde gespielt), samt Verlies mit verzauberter Fee.

Das alles glaubt man sofort, obwohl das gar nicht anders aussehen will als Theater und auch die Bühnentechniker gut sichtbar mitmischen — oder eben gerade deshalb: Denn vor allem zeigt die Aufführung eins: wie toll Theater sein kann. Da wird auch nicht eine Sekunde lang moralisiert.

So haben unabhängig vom Alter alle, die eineinviertel Stunden lang ruhig sitzen können, ihren Spaß. Allein der Schluss kommt ein wenig plötzlich, als werde dem Stück schlagartig die Luft abgelassen. Und die tiefere, gar weihnachtliche Botschaft: Gibt's nicht. Oder doch: Kommt ins Theater, es lohnt sich!