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Aus dem Tagebuch der Redaktion: Orang-Utan-Sprache?!

Aus dem Tagebuch der Redaktion : Orang-Utan-Sprache?!

Seit einigen Monaten gibt's in der Rundschau die Gastronomie-Rubrik "What's new, what's zu? Da versuchen wir, aktuelle Neuigkeiten aus der Szene der Restaurants, Cafés, Bistros und, und, und rüberzubringen.

Kommt gut an, die Idee. Aber nicht bei allen...

Am Ende steht jedes Mal der Satz "Haben wir was verpasst?" — denn überall kann man nicht sein, und wir sind dankbar für jeden Hinweis. Der, den ich jetzt quasi als Leserbrief auf den Tisch bekam, hatte sich gewaschen. Ja, teilte ein Leser mit, wir hätten etwas verpasst. Nämlich der Rubrik einen Titel zu geben, der "nicht in Orang-Utan-Sprache" verfasst sei. Er wisse zwar, so der Herr weiter, dass Deutschland längst nicht mehr das Land der Dichter und Denker sei, aber das sei kein Grund, dass die Rundschau sich zum "Sargnagel der Sprache Goethes und Schillers" mache...

Heidewitzka — starker Tobak! Ich atme kräftig durch — und nenne Ross und Reiter. Nicht nur, dass die Idee, aktuelle Kurz-News aus der Gastronomie mit ins Blatt zu nehmen, von mir stammt. Nein — auch der Titel "What's new, what's zu?" ist auf meinem Mist gewachsen. Und ich stehe dazu.

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Er ist mir da eingefallen, wo mir, seit ich Journalist bin, stets die besten und knackigsten Überschriften oder Slogans eingefallen sind — unter der Dusche. Und nicht etwa — wie viele denken — beim Rauchen oder Gin-Tonic-Trinken...
Ich weiß, dass die Kombination aus drei englischen Wörtern und einem deutschen sowie der sozusagen unreine Reim von "new" auf "zu" nicht jedem glatt über die Zunge gehen. Auch mag es sein, dass Goethe und Schiller ihre Bedenken gehabt hätten. Aber Goethe und Schiller sind tot, und ihre Sprache hat sich ebenso rasant weiterentwickelt wie die deutschsprachige Literatur. Die damit oft verbundenen Auswüchse gefallen mir auch nicht immer. Im Gegenteil!

Wie sich übrigens die Orang-Utan-Sprache "anhört", vermag ich nicht zu beurteilen. Ich hab' nur ein paar Jahre Germanistik, Literaturwissenschaft und mittelalterliche Geschichte studiert — keine Veterinär(sprach-)wissenschaften.

Außerdem gibt's eine uralte Journalisten-Weisheit, die da lautet "Über wen man nicht mehr redet, der ist tot!" Wenn also über den Sound von "What's new, what's zu?" möglichst kräftig gestritten wird — dann ist doch alles gut.