Kommentar zur Barmer Kunsthalle Gesucht, gebraucht – ein großer Wurf

Wuppertal · Hand aufs Herz: Wer war schon einmal in der Barmer Kunsthalle? Die Finger, die sich jetzt heben, werden (leider) nicht zahlreich sein. Genau das ist das größte Problem dieses für Kunst & Co. eigentlich sehr gut geeigneten Ausstellungsareals unter dem Dach des Hauses der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz.

 Stefan Seitz.

Stefan Seitz.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Bettina Osswald

Die traditionsreiche Barmer Kunsthalle, die, woran Von der Heydt-Museumsdirektor Roland Mönig gerne erinnert, vor der Nazi-Zeit ein Brennpunkt der Avantgarde war, zieht nicht genug Publikum.

Dass die Halle für die mehrere Monate gelaufene Friedrich-Engels-Ausstellung eine (trotz Corona) gute Quote hatte, ist eine Ausnahme gewesen. Die Zahlen der Vergangenheit, die im Kulturausschuss aufgrund einer Großen Anfrage der Grünen genannt wurden (siehe unsere heutige Kulturseite), sprechen eine andere Sprache: Die Barmer Kunsthalle, in der bewusst auf Zeitgenössisches und/oder das „etwas Andere“ gesetzt wird, kostet in ihrem Gesamtbetrieb weit, weit mehr als sie einspielt. Besonders ernüchternd ist in diesem Zusammenhang, dass die 2019er-Ausstellung lokaler Künstler, für die damals (und lange vorher auch schon) in der Freien Szene intensiv gekämpft wurde, mit nur etwa 1.100 Besuchern die Wuppertaler Kunstfreunde offenbar nur recht sparsam erreicht hat. Von hier allein ist also keine zukunftsfähige Hilfe zu erwarten.

Was tun? Aufgeben ist definitiv keine Option! Dafür sind die Möglichkeiten der Barmer Kunsthalle viel zu gut, ihre Räume viel zu schön. Und was wäre das auch für ein fatales Signal, den Werth unter dem Motto „Kulturteppich“ umzugestalten – und die Kunsthalle, an der er vorbeiführt, zu streichen?! Kulturdezernent Matthias Nocke spricht von vielversprechenden Verhandlungen für ein neues (künstlerisches und junges!) Konzept, kann aber Ross und Reiter noch nicht nennen.

Klar ist jedenfalls: Die Barmer Kunsthalle sollte weder als Konkurrentin noch als Quasi-Dependance des Von der Heydt-Museums (miss-)verstanden werden. Sie braucht ein eigenes Profil, das vielleicht mit dem Etikett „experimenteller Open-Space“ am besten umschrieben ist. Das würde, denke ich, auch zur zeitgenössischen Orientierung des Kunst- und Museumsvereins, der ein verbrieftes Recht an der Halle hat, gut passen.

Zu all dem gehören ein selbstbewusster Auftritt sowie ein dazu passendes Marketing-Konzept. Plus ein Konzept, das die personalintensive, teure Frage der Aufsicht bei Ausstellungen intelligent beantwortet. Und bei der Miete, die 155.000 Euro pro Jahr kostet, wird die Stadt nicht umhin kommen, spürbare Abstriche zu machen, wenn sie will, dass jemand – gemeinsam mit allen Beteiligten – die Kunsthalle durchgängig „bespielt“. Denn das wäre unbedingt erforderlich: Mit nur ab und zu einem Event lässt sich nämlich keine Verankerung in den (kunstinteressierten) Köpfen der Stadt erzielen. Darüber hinaus schon gar nicht.

Noch etwas: Für eine Barmer Kunsthalle, die zukunftsfit ist, muss der Weg durchs Haus der Jugend hinauf unters Dach angemessen hergerichtet werden. Die aktuelle „körmelige“ (und das ist dezent formuliert) Eingangssituation darf nicht so bleiben.

Also: Mut zum großen Wurf ist gefragt. Die Kunsthalle hat viel Potenzial. Wenn man alles, was am Geschwister-Scholl-Platz möglich ist, unter einem Dach klug verbindet, bekommt man einen Haus-der-Jugend-Kunsthallen-Spot für alle Generationen.

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