Immobilien-Rundschau Datenkraken und Adressenverkäufer

Wuppertal · Immobilien kaufen, besitzen und verkaufen - das ist auch in Wuppertal ein Thema mit vielen Fragezeichen. Führende Marktexperten erklären in der Rundschau, was Anbieter und Interessenten wissen sollten. Heute: Frank Müller über Angebote für kostenlose Immobilienbewertungen im Internet.

 Frank Müller gehört mit seinem Büro „fmi“ zu den größten Maklern in Wuppertal.

Frank Müller gehört mit seinem Büro „fmi“ zu den größten Maklern in Wuppertal.

Foto: Bettina Osswald

Als Haus- oder Wohnungseigentümer kennen Sie vermutlich das Phänomen: Während Sie im Internet surfen, öffnet sich ein Fenster, das Ihnen eine kostenlose Immobilienbewertung oder den Verkauf Ihrer Immobilie zum Höchstpreis verspricht. Aber was steckt dahinter?

Gemeinsam haben diese vielversprechenden Angebote, dass man zunächst aufgefordert wird anonym einige einfache Angaben zur eigenen Immobilie zu machen. Die Fragen entwickeln sich dann im Verlauf mehr in die Tiefe und zum guten Schluss müssen dann die eigenen persönlichen Daten benannt werden, um ein Ergebnis zu bekommen. Die Unternehmen haben teils erhebliche Geldmengen an den Kapitalmärkten eingesammelt, die für intensive Werbung genutzt werden. Das renommierte Wirtschaftsmagazin „Capital“ beschrieb im Oktober 2018 wie das Geschäftsmodell funktioniert:

„Das Geschäftsmodell der Newcomer funktioniert im Wesentlichen so: Im Internet werden möglichst viele Adressen verkaufswilliger Besitzer eingesammelt, die Objekte bewertet und über Onlineplattformen vermarktet. Der Einsatz von Immobilienexperten vor Ort beschränkt sich zumeist darauf, Häuser oder Wohnungen in Augenschein zu nehmen und Besichtigungen potenzieller Käufer zu begleiten.“

Zusätzlich muss man wissen, dass die Kontakt- oder Adressdaten dann an Maklerunternehmen in der Region „verkauft“ werden. Hier gibt es wieder unterschiedliche Strategien. Einige der Unternehmer verkaufen ein und dieselbe Adresse gegen Zahlung von zum Beispiel 180 Euro an bis zu drei Makler. Andere Unternehmen lassen sich an der Provision des Maklers beteiligen. Bei beiden Modellen ist jedoch Voraussetzung, dass Makler mit diesen Unternehmen Kooperationsvereinbarungen geschlossen haben.

Es ist somit blauäugig zu hoffen, dass man zwangsläufig an einen oder mehrere „gute Makler“ gerät. Sicher ist nur, dass man an einen Makler gerät, der bereit ist für den Kontakt zu einem Immobilienverkäufer Geld auszugeben. Häufig sind das nicht die besten Makler vor Ort, sondern solche, die über keine oder nicht ausreichend viele Aufträge verfügen, um im eigenen Regionalmarkt erfolgreich bestehen zu können.

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