Wuppertaler Petrus-Krankenhaus Als „Grüne Dame“ in der Klinik

Wuppertal · Sie helfen mit kleinen Besorgungen, vor allem aber mit Zeit und einem offenen Ohr für die Patientinnen und Patienten: die Grünen Damen und Herren. Im Wuppertaler Petrus-Krankenhaus sind bereits fünf im Einsatz – und weitere Ehrenamtliche willkommen.

D. Kutz-Dittscheidt in ihrem Dienst als Grüne Dame im Patientenzimmer.

Foto: Michaela Kuhlendahl

Man kennt sie auch als „Grüne Engel“ – Grüne Damen und Herren sind dienstbare Geister, die Patientinnen und Patienten im Krankenhaus besuchen und überschaubare Wünsche erfüllen. So besorgen sie etwa die fehlende Zahnbürste beim unerwarteten Krankenhausaufenthalt, ein kühles Getränk, eine Zeitung aus der Cafeteria oder ein T-Shirt aus der hauseigenen Kleiderkammer.

Vor allem aber helfen die Ehrenamtlichen mit Zeit und mit einem offenen Ohr für die Patientinnen und Patienten. „Dies ist von unschätzbarem Wert für die Kranken, aber auch für die Pflegenden sind sie im eng getakteten Alltag eine große Hilfe“, sagt Michaela Kuhlendahl, evangelische Seelsorgerin im Petrus-Krankenhaus.

Seit 2023 wächst eine neue Gruppe sogenannter Grüner Damen und Herren im Petrus-Krankenhaus heran. Noch sei es eine kleine engagierte Gruppe von mittlerweile fünf Ehrenamtlichen, so Kuhlendahl. Sie sind unter dem Dach der evangelischen Krankenhausseelsorge, werden von den Seelsorgerinnen begleitet und geschult, und es finden regelmäßige Treffen zum Austausch statt. Und sie sind „grün“, weil sie praktische und kleidsame olivgrüne Kasacks tragen.

Grüne Dame Michelle Pahl: Gutes von sich verschenken

Michelle Pahl ist Grüne Dame seit Anfang 2024. Sie betreut eine feste Station und besucht einmal wöchentlich am Nachmittag die Patienten. Was sie bewegt, dieses Ehrenamt auszuüben, und was sie daran schätzt, verrät sie im Gespäch mit Pfarrerin Michaela Kuhlendahl.

Was hat Sie motiviert, Grüne Dame im Petrus-Krankenhaus zu werden?

Pahl: „Ganz spontan und am wichtigsten: Spätestens nach der Corona-Zeit ist mir klar geworden, wie gut mein Leben ist, wieviel Glück ich in vielem hatte, und ich hatte das große Bedürfnis, davon etwas zurückzugeben. Ich hatte einfach etwas übrig zum Verschenken. Beim längeren Nachdenken hat es aber durchaus auch etwas mit meiner familiären Prägung zu tun. Meine Mutter war selbst Krankenschwester auf der Intensivstation, von daher kenne ich seit meiner Kindheit ein wenig die Themen und die Herausforderungen an die Pflegenden. Aber auch das Kümmern um Kranke war in unserer Familie einfach immer selbstverständlich.“

Sie sind selbst noch jung und berufstätig, da ist es gar nicht so selbstverständlich, Zeit für ein Ehrenamt zu haben.

Pahl: „Das habe ich mir natürlich gut überlegt und dennoch gemerkt, ich habe Zeit übrig, um mich gesellschaftlich einzubringen. Ich habe beruflich vor allem mit jungen Menschen zu tun, was ganz wunderbar ist. Ich spreche einfach gern mit Menschen, da schließen sich für mich die Patientenbesuche und -gespräche ganz fließend an, nur dabei meistens mit deutlich älteren Menschen, was ich durchaus als Bereicherung erlebe.“

Wie erleben Sie die Begegnungen mit den Patientinnen und Patienten?

Pahl: „Obwohl wir uns fremd sind, freuen sie sich über meinen Besuch. Freuen sich, wenn ich ihnen das Ladekabel aus dem Schrank hole, Kleinigkeiten aus der Cafeteria besorge. Und ich freue mich, die Kranken mit einem Lächeln zurückzulassen. Oft entwickelt sich ein Gespräch, manchmal sind es Plaudereien, manchmal sind es lange, tiefe Gespräche. Ich bin immer wieder erstaunt, wie offen die Menschen sind. Das Vertrauen ist beeindruckend.

Die Dankbarkeit, die ich selbst geschenkt bekomme, finde ich sehr berührend. Vor allem, wenn ich das Gefühl habe, eigentlich gar nichts Besonderes getan zu haben. Und ich lerne viel von den Kranken: Ihre Lebensgeschichten und ihre Resilienz beeindrucken mich. Oft sind sie für mich ein Vorbild, wie sie mit ihren Krankheiten umgehen.“

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Schwestern und Pflegern?

Pahl: „Die ist sehr wertschätzend. Ich merke, wie wichtig es ist, im Grunde die Dinge zu tun, für die sie keine Zeit mehr haben. Ich mache keine pflegerischen Tätigkeiten, helfe aber, wenn es nötig ist, ein wenig beim Verteilen des Abendessens, schneide auch mal ein Brot oder leiste den Patienten einfach etwas Gesellschaft beim Essen.“

Was finden Sie herausfordernd?

Pahl: „Am Anfang war es gar nicht so einfach herauszufinden, welche Station sich für mich eignet, ob es vielleicht auch Krankheitsbilder gibt, die mir zu nahe gehen. In diesem Suchprozess habe ich bemerkt, dass ich Interaktion mit den Patienten brauche. Ich bin froh, eine Station zu betreuen, die altersmäßig sehr gemischt ist. Das passt gut und ist trotz der ernsten Erkrankungen der Menschen sehr lebendig.

Herausfordernd finde ich, wenn für die Kranken keine Besserung in Sicht ist oder wenn sie ihr Ende schon vor Augen haben. Das ist nicht leicht auszuhalten, dem nichts entgegensetzen zu können, außer eben einen Moment da zu sein.“

Was können Sie an diesem Ehrenamt für andere Interessierte empfehlen?

Pahl: „Ich kann es gut empfehlen, weil man im Grunde mit kleinen Gesten und etwas Zeit Kranken viel helfen kann und ganz viel Dankbarkeit geschenkt bekommt. Manchmal lacht man einfach gemeinsam, und man lernt viel für sich selbst. Unterstützend ist dabei auch die Gruppe der Grünen Damen und unser Kontakt zu den Seelsorgerinnen.

Für die Begegnung mit den Patientinnen und Patienten hilft eine positive Lebenseinstellung, durchaus auch Humor und dass man gefestigt ist. Und man kann auch ein bisschen Demut lernen, wenn man einfach etwas ,serviceorientiert‘ unterwegs ist und Menschen mit kleinen Dingen unterstützt.“