Barrierefrei bzw. behindertengerecht Was kostet ein Treppenlift?

Wuppertal · Nicht nur Seniorinnen und Senioren fällt das Treppensteigen mit zunehmendem Alter schwer: Auch in jungen Jahren stellen Treppen in Privathäusern und öffentlichen Gebäuden für viele Menschen ein Hindernis dar. Falls kein Aufzug vorhanden ist oder sich ein solcher aus Kostengründen nicht realisieren lässt, müssen andere Lösungen her, um Wohn- und öffentlichen Raum barrierefrei bzw. behindertengerecht zu gestalten.

 Symbolbild.

Symbolbild.

Foto: Sabine van Erp / Pixabay

Treppenlifte für jede Lebenssituation

Die Lösung nennt sich “Treppenschrägaufzug” - eher unter dem Begriff “Treppenlift” bekannt. Historiker schätzen, dass dessen Erfindung schon im 16. Jahrhundert erfolgte. Und zwar im Auftrag von keinem geringeren als König Heinrich VIII, der sich im Alter von 45 Jahren während eines Turnierkampfs im Jahr 1536 verletzt haben soll. In Kombination mit seinem stattlichen Körpergewicht hatte der König vor allem an Treppen mit einem Fortbewegungsproblem zu kämpfen.

Der erste, den heute typischen Modellen ähnelnde Lift, wurde 1920 im US-amerikanischen Pennsylvania produziert. In Europa verließen die ersten Modelle nach amerikanischem Vorbild in den 1960er Jahren die Produktionsstätten der niederländischen Firma Jan Hamer & Co.

Der bis heute unangefochtene Klassiker ist der Sitzlift. Dieser verfügt, der Name verrät es bereits, über einen Sitz sowie eine kleine Plattform für die Füße. Kostenpunkt: ab 4.000 Euro. Soll der Lift an einer kurvigen Treppe oder gar über mehrere Etagen verbaut werden, liegen die Kosten deutlich höher. Grund hierfür sind die Führungsschienen, an denen der Lift montiert wird. Bei Kurven müssen diese maßgefertigt werden - und das kostet. Mittlere fünfstellige Beträge sind keine Seltenheit.

Nicht jeder Treppenlift für Rollstuhlfahrer geeignet

Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, muss noch etwas tiefer in die Tasche greifen. Während Sitz- oder Anlehnlifte nur für Personen geeignet sind, die sich aus eigener Kraft hinsetzen und ebenso leicht wieder aufstehen können, benötigen Rollstuhlfahrer eine befahrbare Plattform. Hier bieten die großen Treppenlift-Marken zwei Varianten: Plattformlift und Hublift.

Während der Plattformlift ähnlich wie ein Sitzlift an einem Schienensystem montiert wird und die Treppe auf und ab fährt, funktioniert der Hublift wie eine Hebebühne. In diesem Zusammenhang ist häufig von einer Rollstuhl-Hebebühne die Rede. Die Installation erfolgt parallel zur Treppe, wodurch wertvoller Platz eingespart werden kann.

In der geraden Ausführung starten die Plattformlift-Preise bei rund 9.000 Euro. Mit einem kurvigen Schienensystem verlangen Treppenlift-Anbieter mindestens 12.000 Euro. Bis zu einer Hubhöhe von 1,8 Metern sind Hublifte die günstigere Wahl. Hier beginnt die Preispalette bei knapp 6.000 Euro.

Deutliche Preisunterschiede für Innen- und Außenlifte

Unabhängig von der Bauform steigen die Treppenlift-Kosten, wenn das Modell für den Außenbereich geeignet sein soll. Schließlich müssen alle Bauteile Wind und Wetter standhalten. Ein Sonderfall sind Hublifte. Weil Terrasse und Co zu deren Haupteinsatzort zählen, sind die Lifte von vornherein aus rostfreien Materialien gefertigt und mit einer versiegelten Antriebselektronik versehen.

Finanzierungshilfen, Fördermittel & Alternativen

Fünfstellige Beträge bezahlen nur die wenigsten Menschen, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. In vielen Fällen ist das Geld schlichtweg nicht vorhanden. Die gute Nachricht: Wenn der Treppenlift wirklich notwendig ist, müssen die Kosten nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlt werden.

Ab Pflegegrad 1 beteiligt sich beispielsweise die Pflegeversicherung an sog. wohnumfeldverbessernden Maßnahmen. Bis zu 4.000 Euro pro Person zahlt die Versicherung einmalig, damit Betroffene barrierefreie Umbauten realisieren können (maximal 16.000 Euro pro Haushalt). Eine direkte Beteiligung an den Treppenlift-Kosten ist in der Regel ausgeschlossen, da Treppenlifte nicht als Pflegehilfsmittel gelten.

Wer privat versichert ist, sollte bei der zuständigen Pflegekasse nachfragen, ob eine direkte Kostenbeteiligung am Treppenlift-Kauf möglich ist. Die privaten Versicherungen sind nicht an den Hilfsmittelkatalog des GKV Spitzenverbandes gebunden.

KfW Zuschuss oder Kredit beantragen

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt altersgerechte Umbauten mit einem zinsgünstigen Darlehen. Die maximale Kredithöhe beträgt 50.000 Euro. Nicht zurückgezahlt werden muss der “Zuschuss 455-B - Barrierereduzierung”. Mit diesem fördert die KfW 10 % der gesamten Investitionskosten für barrierefreie Umbauten, maximal jedoch 6.250 Euro.

Treppenlift-Miete und gebrauchte Modelle

In Anbetracht der hohen Preise sollten Verbraucher mögliche Alternativen erörtern. Wer nur temporär auf eine Mobilitätshilfe angewiesen ist, kann im Einzelfall durch die Miete eines Treppenlifts bares Geld sparen.

Doch Vorsicht: Trotz überschaubarer Raten lohnt sich die Miete nicht immer. Müssen die Führungsschienen maßgefertigt werden, ist mit zusätzlichen Einmalkosten in Höhe von bis zu 3.000 Euro zu rechnen. Auch für den Einbau, die Wartung, etwaige Reparaturen sowie den Ausbau des Liftes am Ende der Mietlaufzeit verlangen Händler eine “Anzahlung”. Auch der Kauf eines gebrauchten Treppenlifts sollte wohl überlegt sein. Denn auch hier müssen die Einzel- oder Doppelschinensysteme im Einzelfall individuell gefertigt werden.

Unser Tipp: Wer sich für einen gebrauchten Sitz-, Plattform- oder Hublift entscheidet, sollte diesen unbedingt beim Händler kaufen. Bei Problemen kann man so auf die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistungspflicht verweisen. Zudem bieten regionale Treppenlift-Anbieter in Wuppertal oder anderen Städten optionale Wartungs- und Garantieverträge an. Wegen des erhöhten Wartungsaufwandes, sollte man bei gebrauchten Liften auf keinen Fall darauf verzichten.

Händlersuche: worauf achten?

Regionale Treppenlift-Anbieter gibt es deutschlandweit wie Sand am Meer. Die Firmen sind in der Regel Vertriebspartner der großen Treppenlift-Hersteller wie Lifta, Hiro und thyssenkrupp Home Solutions. Auch wenn sich die Modelle und Preise ähneln: Beim Service gibt es große Unterschiede.

Wichtig: Die Anbieter sollten kein Geld für eine umfangreiche Beratung verlangen und potentiellen Kunden die Möglichkeit bieten, den Treppenlift ihrer Wahl vorab bei einer Probefahrt zu testen. Neben einer Notfall-Hotline bieten seriöse Händler Einbau, Wartung und Reparatur aus einer Hand.

Tipp: Eigenanteil steuerlich geltend machen

Den Eigenanteil nach Abzug aller Zuschüsse und Fördermittel kann man als außergewöhnliche Belastung in der Einkommenssteuererklärung geltend machen. Das Finanzamt wird den Betrag unter Anrechnung der zumutbaren Belastung berücksichtigen. Menschen mit Behinderung können auch den jährlichen behinderten-Pauschbetrag nutzen. Dessen Höhe hängt vom Grad der Behinderung ab.

Info für Mieter & Vermieter

Wichtig für Mieter und Vermieter: Ist der Treppenlift notwendig, um einer Mietpartei den barrierefreien Zugang zum eigenen Wohnraum zu ermöglichen, dürfen Eigentümer bzw. Vermieter den Einbau der Mobilitätshilfe nicht untersagen. Die Kosten sind allerdings vom Mieter zu tragen.

Beim prophylaktischen Treppenlift-Einbau durch den Vermieter, ohne konkreten Bedarf, muss im Einzelfall entschieden werden, ob die Kosten auf die Mieter umgelegt werden können oder nicht. Steuerlich absetzbar sind dann lediglich die Montagekosten, nicht aber die Kosten für den Treppenlift an sich.

Unabhängig von der Notwendigkeit müssen gewisse Vorschriften berücksichtigt werden. In Häusern mit über 400 m² Gesamtwohnfläche oder mehr als zwei Etagen sind 100 cm Mindest-Treppenbreite vorgeschrieben. Bei Häusern mit maximal zwei Wohneinheiten reichen 70 cm aus. Ist neben der notwendigen Treppe eine zusätzliche Treppen vorhanden, an der sich der Treppenlift montieren lässt, reichen der Bauaufsicht auch 50 cm Treppenbreite. Hintergrund: Der Treppenlift darf die Treppe als Fluchtweg im Notfall nicht beeinträchtigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort