Kanäle am Limit – oder fehlerhaft? Hochwasser in Vohwinkel: Bei Regen kommt die Angst
Wuppertal · Anwohnerinnen und Anwohner der Eugen-Langen- und der Möbecker Straße in Vohwinkel sind sauer. Das Problem: Sobald es stärker regnet, laufen ihnen die Keller und Garagen voll. Sie halten fehlerhaft ausgeführte Straßenbauarbeiten für den Auslöser, Stadt und Stadtwerke haben aber bisher nicht reagiert.
Fängt es an zu regnen, schrillen bei Antje Aul aus der Möbecker Straße die Alarmglocken. Sie zieht ihre Gummistiefel an, bringt ihr Enkelkind in Sicherheit, bereitet sich auf Wassermassen vor, die Keller und die Garage fluten. „Ich bekomme richtig Angst. Nicht nur die Häuser laufen voll, auch die Autos müssen wir schnell wegstellen, damit kein Wasser eindringt. Das Regenwasser kommt von der Industriestraße und der Autobahn runter, sammelt sich hier und in der Eugen-Langen-Straße. Der Düker (eine Druckleitung zur Unterquerung einer Straße, Anm. d. Red.) schafft es nicht, die Massen aufzunehmen“, so die Anwohnerin.
Besorgt und vor allem verärgert sind die Betroffenen. „Ich bekomme meinen Keller nicht mehr trocken. Das Wasser steht knöchelhoch. Dafür reicht schon ein bisschen Regen. Mein Mann pumpt zweimal die Woche das Wasser raus. Wir können die Kellerräume nicht nutzen. Das kann nicht normal sein. Wir hatten hier schon immer Probleme mit Regenwasser, aber seitdem vor einigen Jahren die Kanäle in der Kaiserstraße und der Eugen-Langen-Straße saniert wurden, ist es schlimmer geworden. Wir haben die Vermutung, dass hier damals nicht ordentlich gearbeitet wurde“, sagt Tonita Frick aus der Eugen-Langen-Straße und meint mit „wir“ einen Zusammenschluss von rund zehn Anwohnern.
Zu ihnen gehört auch Filippo Garofalo. Ihm gehört ein Haus in der Möbecker Straße. Er bangt um seine Immobilie: „Bei mir im Keller stand sogar der Stromkasten fast unter Wasser. Das ist gefährlich. So hoch steht es gerade nicht mehr, aber es ist noch da und der Keller ist extrem feucht. An der Fassade draußen habe ich entdeckt, dass der Bürgersteig nicht richtig mit der Hauswand abschließt, da laufen vermutlich Regenwasser und Abwasser aus den gefluteten Kanälen ein. Das ist erst so, seitdem hier auf der Straße gearbeitet wurde.“
Mehrere tausend Euro haben Garofalo und die betroffenen Nachbarn in Reparaturen investiert. „Es kommt immer wieder zu Schäden. Irgendwann sind die Häuser nichts mehr wert und eine Wohnung mieten wird hier auch keiner mehr wollen“, befürchtet der Vermieter. Laut eigenen Angaben habe man sich bereits an Stadt und Stadtwerke gewandt, bisher aber keine Unterstützung bekommen. Ändert sich dies nicht, wollen sie eine Sammelklage einreichen.
Auf eine Rundschau-Anfrage zu der Situation antwortet WSW-Pressesprecher Rainer Friedrich: „Es ist richtig, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Überstau der Kanäle bei Starkregen kam. Mit dem Bau des neuen Dükers zwischen der Eugen-Langen-Straße und dem Bayer-Sportpark wurde durch eine größere Dimensionierung des Ablaufkanals ein schnellerer Abfluss des Regenwassers geschaffen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es bei Starkregenereignissen nicht weiter zu Überschwemmungen kommen kann.“
Friedrich weiter: „Wenn ein Regenereignis in kurzer Zeit niedergeht, können Sinkkästen und Kanäle das Wasser nicht in der Menge aufnehmen, dafür sind weder die Anzahl der Sinkkästen noch die Dimensionierung der Kanäle ausgelegt. Angesichts außergewöhnlicher Starkregenereignisse und der daraus resultierenden Schäden wird schnell die Forderung nach der Vergrößerung des Kanalsystems und nach Rückhalteanlagen laut.“
Dies sei, so der WSW-Pressesprecher, „nachvollziehbar, würde für die Betroffenen bei besonders heftigem Starkregen aber zu keinem nennenswerten Schutzgewinn führen und sehr hohe Kosten verursachen. Die Stadt und die Stadtentwässerung arbeiten an einer Lösung, um Rückhalteräume oberhalb der Möbecker Straße in Form von Staukanälen oder Regenrückhaltebecken zu finden. Allerdings sind hierfür geeignete Grundstücke für Beckenanlagen sehr rar.“
Rainer Friedrichs Fazit: „Die Umsetzung großer Kanalbaumaßnahmen unterliegt einer behördlichen Prüfung und Abnahme. Dies ist selbstverständlich auch im Falle des Dükers Industriestraße geschehen, der zu einer Verbesserung der Entwässerungssituation geführt hat.“